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Rechter Mob in BischofswerdaPolizei muss Flüchtlinge schützen

Unter ausländerfeindlichen Parolen ziehen Flüchtlinge in die Notunterkunft Bischofswerda in Sachsen. Die Rechten versuchten die Zufahrt zu versperren.

Die Polizisten Foto: dpa

Görlitz/Aalen afp | Rechtsextreme haben im sächsischen Bischofswerda zwei Abende in Folge gegen die Ankunft von Flüchtlingen protestiert. Am Freitagabend versammelten sich bis zu hundert zum Teil aggressive Demonstranten vor einer neuen Flüchtlingsunterkunft, zwei Männer zeigten den Hitlergruß, wie die Polizei in Görlitz am Samstag mitteilte. Zum Schutz der Flüchtlinge richtete die Polizei einen Kontrollbereich ein. In Baden-Württemberg wurden eine Flüchtlingsunterkunft und eine Moschee mit Hakenkreuzen beschmiert.

Aufgerufen zu den Aktionen gegen die Flüchtlinge in Bischofswerda hatte die Partei „Die Rechte“. Zeitweise blockierten die Rechtsextremen am Freitagabend die Zufahrt zu der Asylunterkunft, einer früheren Fabrik für Herrenmode. Gegen einen der Reisebusse wurde eine Glasflasche geworfen.

Zwei 18 und 34 Jahre alte Männer zeigten den Hitlergruß, gegen sie wurde ein Strafverfahren eingeleitet. Bereits am Donnerstagabend hatten rechte Randalierer versucht, die Belegung der neu eröffneten Erstaufnahmeeinrichtung zu verhindern. In der Unterkunft trafen nach Angaben eines Polizeisprechers bis Samstagnachmittag rund 300 Flüchtlinge ein.

Nach Polizeiangaben war der Großteil der rechten Demonstranten „äußerst aggressiv“. In drei Fällen wurden Ermittlungen wegen Beleidigung eingeleitet, in einem Fall wegen des Verdachts der Volksverhetzung – in allen Fällen waren es nach Polizeiangaben „bekannte Tatverdächtige“. Die Polizei rechnete mit weiteren Aktionen, die rechte Szene vor Ort habe ein „hohes Mobilisierungspotenzial“. Am Samstag wurde daher ein Kontrollbereich rund um die Unterkunft eingerichtet. Im Umkreis von 100 Metern kann die Polizei ohne konkreten Anlass Personalien aufnehmen oder Platzverweise aussprechen.

Der Protestmarsch Foto: dpa

Hakenkreuze in BaWü

Auch im sächsischen Heidenau, das im August wegen gewaltsamer Proteste gegen Flüchtlinge im Fokus stand, hatte die Polizei einen Kontrollbereich um die Asylunterkunft eingerichtet.

Im baden-württembergischen Mögglingen wurde in der Nacht zu Samstag eine Moschee mit mehreren Hakenkreuzen und der Aufforderung „Raus“ beschmiert, wie die Polizei in Aalen mitteilte. Die Moschee werde per Video überwacht, die Aufzeichnungen würden derzeit noch ausgewertet.

In Riedlingen in Baden-Württemberg brannte in der Nacht zum Samstag Müll in zwei Containern, die unmittelbar vor einer Flüchtlingsunterkunft standen. Anschließend bemerkte die Polizei Hakenkreuz-Schmierereien an dem Gebäude. Eine Gefahr für die 47 in dem Haus untergebrachten syrischen Flüchtlinge bestand nach Angaben der Polizei in Ulm nicht.

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7 Kommentare

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  • Ja, wieder mal Sachsen... Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn Heidenau das letzte Mal gewesen wäre.

     

    Was mir auffällt: Sind das in Bischofswerda nun "Rechte Demonstranten" und "Rechtsextreme" und in Heidenau "besorgte Bürger" oder hat man sich jetzt endlich mal auf eindeutige Bezeichnungen geeinigt und nicht mehr auf die verharmlosenden?

  • Gut, daß die Fotos untertitelt sind.

  • Der durchschnittliche Sachse weigert sich standhaft zur Kenntnis zu nehmen, dass es Menschen gibt, die anders aussehen als er, anders denken als er, andere Motive und einen anderen Glauben haben als er. Er macht derzeit ähnliche Erfahrungen durch wie zuvor schon Leif Eriksson, Christoph Kolumbus, oder Amerigo Vespucci in früheren Tagen. Allein - ihm fehlt der Mut der großen Entdecker und so bleibt ihm eben nur die Strategie der Spinne. Irgendwann - in einer fernen Zukunft - wird auch er erkennen, dass es da draußen noch was anderes als ihn gibt. Bis dahin können wir ihn nur in diesem Erkenntnisprozess behutsam, aber nachdrücklich begleiten und fördern.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Super. Alle 'Vorurteile' werden bestätigt. Sachsen, Rechter Mob, 'ausländerfeindliche Parolen', Hitlergruß, Flasche gegen Bus, Polizei nimmt niemanden fest. Linke wenn es gewesen wären, dann säßen jetzt 50 Leute in U-Haft. Man kann als Flüchtling wirklich froh sein, wenn man nicht in Sachsen interniert wird.

    • 4G
      4932 (Profil gelöscht)
      @4932 (Profil gelöscht):

      Kleiner Nachtrag.

      Wenn die Braunen gegen Assad, Obama, Putin, Merkel oder den IS protestieren würden, dann wäre es ja noch verständlich. Aber was der rechte Mob offenbar überhaupt nicht kapiert, daß er sich hier gegen die Auswirkungen von Kriegen und Notsituationen stellt. Das ist ungefähr so, als würde man ein mißhandeltes Kind angreifen, statt die Eltern, die das Kind mißhandelt haben. Verkehrte braune Welt.

      • 7G
        70023 (Profil gelöscht)
        @4932 (Profil gelöscht):

        Genau so ist es. Die Braune haben ja kein Hirn. Denken war nie ihre Sache. Hitler läßt sich grüßen. Aber wir müssen Kirche im Dorf lassen. Das ist nicht nur das Problem aus Sachen oder ein deutsches Problem. Wenn man ganze Europa betrachtet. Nicht nur die Menschen, sondern auch die Staaten sind menschenfeindlich und menschenverachtend eingestellt.

        Mich interessiert viel mehr wo das menschenverachtende Benehmen gegenüber Fremden herkommt. Meisten Europäer reisen gerne andere Länder, machen sie in den fremden Länder Urlaub und wenn die Menschen auch zu uns kommen unerwünscht. Ist es europäische Arrogant, europäische Einbildung als wären sie bessere Menschen oder hat es mit christlichen Kultur zutun. Ich kann nicht anderes nennen wo dieses Barbarei herkommt. Wie ein Wildertier andere Menschen angreifen, beleidigen erniedrigen. Hat überhaupt so einer irgendwelche Werte! Eindeutig nein. Man kann auch nicht von westlichen Werte sprechen. Wie Sie gesagt haben. Der Westen ist der Verursacher alle Kriege auf der Welt. Statt den Westen zu bekämpfen, bekämpft Mob den unschuldigen und den Schwächsten.

      • @4932 (Profil gelöscht):

        Stimmt! Sonst wird aus der Ecke gern schnell mal "Todesstrafe für Kinderschänder" gefordert....