Rechte von LGBT in Kambodscha: I am what I am

Immer noch werden LGBT in Kambodscha verfolgt, sind häufiger arbeitslos und erhalten keine Kredite. Dennoch öffnet sich die Gesellschaft – langsam.

Ein junger Mann, es ist Chan Ravy, steht vor gemalten Aktbildern von Männern

Fühlt sich gut, wie er ist: der deutsch-kambodschanische Künstler Chan Ravy Foto: Michael Lenz

PHNOM PENH taz | Das Lächeln von Chan Ravy ist das eines Menschen, der rundum glücklich und mit sich im Reinen ist. Ravy ist schwul und findet das gut so. Zur Feier des Gay Pride in Kambodscha zeigt das deutsch-kambodschanische Kulturzentrum Meta House in Phnom Penh Bilder des jungen Malers. Die Motive des 22-jährigen Künstlers: nackte Männerkörper.

Rany gehört zur immer größer werdenden Gruppe von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen (LGBT), die das Motto des diesjährigen kambodschanischen Gay Pride leben: I am what I am. Ravy, der in einem Hotel arbeitet, sagt lässig: „Ich bin nicht schüchtern. Sonst wäre ich nicht hier.“

Sreyran wurde von der Dorfgemeinschaft ausgegrenzt, weil sie lesbisch ist. Laut einer Umfrage unter 1.600 Kambodschanern von Rainbow Community Kampuchea vom Dezember 2015 sind Diskriminierungen für viele Angehöriger sexueller Minderheiten (LGTB) noch Alltag. Familien verstoßen homo- und transsexuelle Söhne und Töchter oder zwingen sie zur Heirat mit Heteropartnern. Die Polizei wertet bei Razzien Kondome als „Beweis“ für Prostitution. Lesbische Paare werden auf Basis eines Gesetzes gegen Menschenhandel festgenommen.

In der Umfrage heißt es aber auch: „Es ist nicht mehr so schlimm wie früher.“ Die Regierung, die sonst für Menschenrechte wenig Verständnis hat, ist in der LGTB-Frage verhalten offen. In Kooperation zwischen Nichtregierungsorganisationen (NGOs), westlichen Botschaften und dem Bildungsministerium sollen zum Beispiel 3.000 Lehrer über die Vielfalt sexueller Orientierungen aufgeklärt werden.

27 Prozent der kambodschanischen LGBT sind arbeitslos im Vergleich zu 1,4 Prozent der Gesamtbevölkerung. Das geht aus einer zum Gay Pride Mitte Mai veröffentlichten Studie der Micro Rainbow Foundation hervor. Die internationale Organisation ermöglicht mit zinslosen Kleinkrediten armen Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen den Start eines Kleingewerbes.

Ein Kredit kann helfen

„So mancher traut sich aus Angst vor Diskriminierung nicht zu einer Bank, um einen Kredit zu beantragen“, sagt Kong Yara von CamAsean, der lokalen Partnerorganisation von Micro Rainbow. Wenn doch, wird es meist nichts aus dem Kredit. Ohne familiären Rückhalt fehlt es an Sicherheiten: „Ein Teufelskreis.“ Sreyran ist eine der bisher sieben NutznießerInnen der Arbeit von Micro Rainbow in Kambodscha.

„Wir sind noch in einer Pilotphase“, sagt Micro-Rainbow-Gründer Sebastian Rocca bei der Vorstellung der Studie in Phnom Penh. Für die 24 Jahre alte Sreyran reichte ein 300-Dollar-Kredit, um sich mit einer Garküche eine Existenz aufzubauen. „Das gibt bei uns so mancher für ein Dinner im Restaurant aus“, sagt der in London lebende Italiener, dessen Stiftung sich unter anderem über die EU und Spenden finanziert.

Die Philosophie der schon in Afrika und Brasilien aktiven Micro Rainbow Stiftung ist einfach: Eine gesicherte wirtschaftliche Existenz macht unabhängig. Sreyran macht jetzt mit ihrer Garküche zwischen 5 und 7 Dollar am Tag. Davon kann sie leben, ihre armen Eltern unterstützen, dem Bruder das Schulgeld zahlen – und in ihrer Nachbarschaft ist sie plötzlich wer.

Auch in Phnom Penh wird der Gay Pride, der in seinen Anfängen vor über zehn Jahren von kambodschanischen und internationalen NGOs getragen war, immer mehr zu einem Partymarathon der kommerziellen Szene. Aber auch die in den letzten Jahren vielfältiger gewordene kommerzielle Subkultur ist ein Zeichen des wachsenden Selbstbewusstseins der Gay Community im Königreich.

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