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Rechte SzeneRechter Schick nicht mehr gefragt

Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte kündigt dem Laden "Tönsberg" am Alexanderplatz. Er vertreibt die Marke "Thor Steinar", die in der rechten Szene beliebt ist. SPD und Grüne loben Entscheidung.

Die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) hat nach längeren Diskussionen dem umstrittenen "Tönsberg"-Laden im Berlin-Carré den Mietvertrag gekündigt. Der Laden, der in der Nähe des Alexanderplatzes an der Karl-Liebknecht-Straße liegt, vertreibt ausschließlich Produkte des Mode-Labels "Thor Steinar". Die Marke erfreut sich in der rechtsradikalen Szene großer Beliebtheit. Der Laden war im Jahr 2005 eingezogen, die WBM hatte seitdem mehrfach versucht, eine vorzeitige Auflösung des Mietvertrags durchzusetzen.

"Der Mietvertrag läuft regulär zum 31. Januar 2008 aus. Wir werden ihn nicht verlängern", kündigt WBM-Sprecherin Steffi Pianka jetzt an. Eine fristlose Kündigung sei rechtlich nicht möglich gewesen. Die langjährige Auseinandersetzung zeige, dass man sich intensiver mit der rechten Szene auseinandersetzen müsse, so die WBM-Sprecherin weiter.

Im politischen Betrieb stieß die Entscheidung auf Zustimmung. Es sei gut, dass die Wohnungsbaugesellschaft jetzt handele, der Schritt sei "längst überfällig" gewesen, teilten die SPD-Abgeordneten Tom Schreiber und Thomas Kleineidam mit. Es bleibe aber die Frage, warum in der städtischen Gesellschaft bisher "so wenig politische Sensibilität" gegenüber der rechtsextremistischen Szene bestanden habe, sagte Schreiber.

Die Grünen waren gestern Nachmittag mit einem Informationsstand vor Ort. Die jugendpolitische Sprecherin der Fraktion, Clara Herrmann, verteilte Flugblätter mit der Aufschrift "Kein Nazi-Laden in Berlin-Mitte". Man müsse auf die Gefahr aufmerksam machen, die von solchen Läden ausgehe, sagte Herrmann. "Viele Touristen und Jugendliche, auch ohne rechtsradikalen Hintergrund, finden den Laden interessant. Die Produkte sind hochwertig und schick aufgemacht und sollen eine neues Klientel ansprechen." Dabei würden "völkische Symbole in einen Mainstream-Stil eingebettet und als solche nicht mehr erkannt", so Herrmann weiter.

Den umliegenden Geschäften ist der Laden selbst noch nicht negativ aufgefallen. "Die Verkäuferinnen des Tönsberg-Ladens sind immer nett und höflich und kaufen regelmäßig Produkte bei uns ein", sagt die Angestellte eines Tabakladens von gegenüber. Ein vor längerer Zeit verteiltes Rundschreiben sei ihr zwar schon in die Hände gefallen - "aber es sollte doch jeder sein Ding machen, wie er es für richtig hält." Und die Blumenverkäuferin fragt, als der Name Tönsberg fällt: "Das ist doch dieser Norwegerladen?" Im Schaufenster liegen flauschige Pullis und bunte T-Shirts, die eher harmlos aussehen.

Nur die Verkäuferin eines benachbarten Schmuck- und Taschengeschäfts freut die Entscheidung der Wohnungsbaugesellschaft. Viele Jugendliche reisten gezielt an, um in dem Laden Kleidung zu kaufen, hat sie beobachtet. "Das ist schon erschreckend."

Erst zu Wochenbeginn war einem Bekleidungsladen der rechten Szene in Magdeburg gekündigt worden. Das katholische Siedlungswerk St. Gertrud hatte eine Ladenfläche in der von Friedensreich Hundertwasser (1928 - 2000) kreierten "Grünen Zitadelle" an die Betreiber des Geschäfts vermietet.

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