: Rechte Querfront-Demo blockiert
Hunderte stellten sich Samstag einer rechten Demo entgegen und wurden mehrere Stunden eingekesselt
Von Nicolai Kary
Gerechnet hatten die Organisatoren der Demonstration am Samstag unter dem Slogan „Frieden, Freiheit, Volksabstimmung“ mit 10.000 Teilnehmenden. Der große Ansturm zur rechten Querfront-Demonstration des Netzwerks „Deutschland steht auf“ blieb allerdings aus. Tatsächlich versammelten sich laut Polizei rund 850 Teilnehmer vor dem Brandenburger Tor.
Dort wehten Nationalflaggen von Deutschland und Russland neben Flaggen der Friedensbewegung und denen rechtsextremer Parteien wie Die Heimat (ehemals NPD) und den Freien Sachsen. Auch zahlreiche Jung-Nazis aus dem Umfeld der Gruppe Deutsche Jugend voran (DJV) waren erschienen.
Neben der AfD waren auch die Querdenker-Kleinstpartei Die Basis und die Werteunion mit einem Infostand auf der Demo vertreten. Dominierendes Thema in den Reden war die im verschwörungsideologischen Spektrum nach wie vor angemahnte „Corona-Diktatur“ und vermeintliche „Impfverbrechen“.
Reden kamen etwa vom rechtsextremen Compact-Verleger Jürgen Elsässer und AfD-Politikern wie Christina Baum und Dennis Hohloch. Entsprechend radikal waren die Redebeiträge, in denen etwa „Politikerhaft“ für unliebsame politische Gegner:innen gefordert wurde.
Als „Schirmherr“ der Demonstration trat Multimillionär Winfried Stöcker auf. Der Arzt und Pharmaunternehmer hatte der AfD vor der Bundestagswahl 1,5 Millionen Euro gespendet, die größte Einzelspende in der Geschichte der Partei. Auch für die Demo hat Stöcker nach eigenen Angaben gespendet.
Der Gegenprotest versammelte sich unter dem Motto „Den Nazis keinen Meter“ am Mittag unweit der rechten Versammlung an der Scheidemannstraße nahe dem Bundestag zu einem Protestzug, an dem sich laut Polizei etwa 200 Personen beteiligten. Aufgerufen hatten unter anderem Gruppen wie Geradedenken, Queermany und Solid.
Als sich die rechte Versammlung am späten Nachmittag in Bewegung setzte, bildete sich auf deren Route eine Blockade mit fast 200 Antifaschist:innen. Der Demonstrationszug wurde von der Polizei umgeleitet und die Blockade-Teilnehmer:innen von der Polizei eingekesselt. Rund fünf Stunden lang wurden sie dort zur Identitätsfeststellung festgehalten.
Zahlen zu Festnahmen machte die Polizei bis Redaktionsschluss nicht. Auch dazu, dass den Eingekesselten mehrere Stunden lang der Zugang zu Wasser und Toilettengänge verwehrt worden sein soll, äußerte sich die Polizei nicht.
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