Recherche von Correctiv: Missstände bei Abtreibungen
Verweigerte Schmerzmittel und unwürdige Behandlungen: Eine Recherche dokumentiert Erfahrungen mit Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland.
Wie die Rechercheeinheit weiter mitteilte, wurden 1.505 Frauen über die Plattform CrowdNewsroom zu ihren Erfahrungen beim Schwangerschaftsabbruch befragt. So ergäben sich „teils erschreckende Einblicke in ein Thema, das öffentlich kaum besprochen wird“.
Nur 57 Prozent der befragten Kliniken machen Abbrüche
Weiter teilte Correctiv mit, dass das medizinische Angebot für Abtreibungen in Deutschland generell schlecht sei: Nur 38 Prozent der öffentlichen Kliniken bieten Schwangerschaftsabbrüche nach der sogenannten Beratungsregel an, obwohl die überwiegende Mehrheit der Schwangerschaftsabbrüche nach dieser Indikation erfolgt. Grundlage der Untersuchung war eine Anfrage bei allen öffentlichen Kliniken mit gynäkologischer Station, ob Abtreibungen vorgenommen werden.
Nur 57 Prozent der befragten Kliniken geben an, überhaupt Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen – trotz gynäkologischer Fachabteilung. Die Recherche zeige zudem: Dutzende Krankenhäuser führen einen Abbruch nur nach einem gewaltsamen Übergriff durch oder wenn das Leben einer Schwangeren in Gefahr ist. Die Ergebnisse der Recherchen sind in einer Datenbank abrufbar.
Rund 100.000 Abbrüche wurden laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2020 vorgenommen. Doch immer weniger Einrichtungen nehmen Abbrüche vor, so Correctiv. Im Netzwerk von Correctiv.Lokal sind nach eigenen Angaben mehr als 1.000 Mitglieder aktiv. Gemeinsam recherchiert werden Themen, die im Alltag von Lokalredaktionen sonst oft zu kurz kommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen