Reaktionen: Gegen den Krieg
■ Bremer Institutionen rufen nach den Terroranschlägen zur Besonnenheit auf
In einem sind sich alle einig: So schrecklich die Attentate von New York und Washington auch gewesen sein mögen, niemand will einen militärischen Vergeltungsschlag der US-amerikanischen Regierung. Diese Einschätzung lassen zumindest die unzähligen Erklärungen zu, die Bremer Initiativen, Parteien, Verbände und andere Gruppierungen in den letzten Tagen abgegeben haben.
Die Aufforderung zur Besonnenheit und die Notwendigkeit, Gewalt nicht mit Gegengewalt zu beantworten, also die Gewaltspirale nicht weiter zu schrauben, findet sich sowohl im offenen Brief der Freien Altenarbeit Göttingen, als auch in Pressemitteilungen des SPD-Landesvorstandes, der Bremer Jusos oder beim DGB-Kreisvorstand. Das Bremer Friedensforum und der Internationale Menschenrechtsverein Bremen haben sich zu einer gemeinsamen Erklärung zusammengetan. Dieser Erklärung hat sich Attac-Deutschland angeschlossen.
Neben dem Gemeinsamen finden sich auch Unterschiede in den weiteren Konsequenzen:
Der Evangelische Pressedienst (epd) berichtete darüber, dass bei der Telefonseelsorge fast nur noch Anrufe von Menschen eingingen, die Angst vor einem Dritten Weltkrieg und Angst um ihr Leben hätten. Viele seien aber auch bereit, „zu lernen und den anderen besser zu verstehen.“
Die neu gegründete Vereinigung „Journalisten gegen Krieg! nannte die neu eingeführte Trennung in „zivilisierte“ und „nicht-zivilisierte“ Welt inakzeptabel. Sie forderte ein Ende des offenen Rassismus und sprach sich gegen eine Vorverurteilung von Menschen aus, so lange deren Schuld nicht bewiesen sei. Grundsätzlich die gleiche Stoßrichtung hat auch das Statement der Bremischen Ausländerbeauftragten, Dagmar Lill, die zwar „'absolute Härte' gegen radikale Fundamentalisten als richtig und notwendig“ bezeichnete, aber das Entstehen eines „pauschalen Feindbilds Islam“ als fatal ansah. Sie forderte eine „sorgfältige Differenzierung“ zwischen dem Islam als Religion und dem „politischen Mißbrauch“ dieser Religion. Lill setzte darauf, einen Dialog zwischen den Religionen und über einen demokratischen Wertekonsens fortzuführen.
Ebenfalls vor Hass und Ausgrenzung gegenüber Moslems warnte der niedersächsische Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Wolfgang Senff: Er hoffte, dass „Menschen aller Kulturen und Religionen sich durch solche Taten nicht auseinander dividieren lassen“.
Detlev Albers vom Landesvorstand der SPD in Bremen forderte darüber hinaus dazu auf, die „laufende Diskussion über Zuwanderung“ nicht zum Schüren von Vorurteilen zu mißbrauchen. An die Stelle einer abgewogenen Innenpolitik dürften keine Feinderklärungen treten.
Echte Ursachenforschung betrieben DGB und das Bremer Friedensforum: Sie forderten einen weltweiten Interessenausgleich auf politischer, wirtschaftlicher, kultureller, sozialer und umweltpolitischer Ebene, um dem Terrorismus den Nährboden zu entziehen. Auch die Stärkung von Recht und Gerechtigkeit wurden in diesem Zusammenhang genannt.
Ulrike Bendrat
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