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Reaktionen zum Fall Beecham

Seine „Hochachtung und Solidarität“ bekundete der Verein demokratischer Ärzte gegenüber den drei Aussteigern des Pharma–Konzerns Beecham–Wülfing. In der Stellungnahme heißt es unter anderem: „Das Verhalten der Forscher ist zutiefst ärztlich. Es entspricht der humanitären Auffassung unseres Berufes. (...) Die Ärzte stehen damit in einer Reihe mit den mehr als 20.000 Wissenschaftlern, die weltweit eine Teilnahme am SDI–Projekt verweigern.“ Auch die IG Chemie - sonst eher zögerlich - zeigte Flagge. Der Düsseldorfer Bezirksleiter Erich Ruch kritisierte die „ungewöhnliche Rechtsauffassung von Moral und Ethik–Begriffen“ durch das Mönchengladbacher Amtsgericht und die Firma Beecham–Wülfing. Ruch klagte das Recht der Gewissensentscheidung für Arbeitnehmer ein. Zum konkreten Fall fragt Ruch: „Wo bleibt der Moralkodex des Bundesverbandes der pharmazeutischen Industrie?“ Der Verband mache große Worte, aber „in der Nagelprobe im Betrieb ist alles nicht mehr wahr“. Ruch weiter: „Es stellt sich hier die Frage, ob ein Forscher bereit ist, einen Teil seiner verfassungsrechtlich garantierten Grundrechte abzugeben und sein Gewissen unter das betriebswirtschaftliche Kuratel der beschäftigenden Firma zu stellen.“ Die Internationale Ärztevereinigung gegen den Atomkrieg hatte einen Vertreter zu dem Arbeitsgerichtsprozeß geschickt. Sie will den Fall Beecham auf ihrer nächsten Sitzung diskutieren. Die örtliche Friedensinitiative in Neuss hat in einer umfassenden Erklärung auf den Fall Beecham aufmerksam gemacht. „Mit dem Neusser Ärzteprozeß wirft der Beecham–Wülfing– Konzern selbst die Frage auf, ob und wenn ja, in welchem Ausmaß er eine moralische und soziale Verantwortung seiner Forschung anerkennt oder ob seine Spekulation mit signifikanten Märkten keine Begrenzung duldet.“

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