Reaktionen auf Reinhard Mohn: Der Tod des Patriarchen
Reinhard Mohn ist am Samstag im Alter von 88 Jahren gestorben – die Bertelsmann-Stiftung bleibt weiterhin fest in Familienhand. Die Reaktionen aus Politik und Medien.
BERLIN taz | Der Tod von Bertelsmann-Patriarch Reinhard Mohn beschäftigt die Republik: "Gütersloh hält den Atem an", schreibt die Lokalzeitung Neue Westfälische über die Bertelsmann-Stadt, aus der Europas größter Medienkonzern bis heute regiert wird.
Und Trost für Mohns Witwe Liz kommt noch heute von ganz oben: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will Liz Mohn in einem persönlichen Gespräch ihr Mitgefühl und ihre Trauer ausdrücken, kündigte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin an – die Kanzlerin habe eine sehr enge, vertrauensvolle Beziehung zur Familie Mohn. Das konnte man schon auf der Zuschauertribüne bei der ersten Wahl von Merkel zur Kanzlerin im Deutschen Bundestags besichtigen, bei der Liz Mohn mit Sabine Christiansen und der anderen großen deutschen Verlagserbin Friede Springer zusammensaß.
Reinhard Mohn ist am Samstag im Alter von 88 Jahren gestorben. Der Bertelsmann-Konzern (RTL, Gruner + Jahr, Buchverlagsgruppe Random House, Logistik- und Drucksparte Arvato) steht auch weiter unter dem Einfluss der Familie Mohn: Liz Mohn und ihre Tochter Brigitte sitzen im Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, die knapp 77 Prozent der Anteile an der nicht börsennotierten Bertelsmann AG hält. Der Rest gehört der Familie Mohn direkt.
Die Bertelsmann-Stiftung, die anders als andere Unternehmensstiftungen kein Geld für Projekte Dritter gibt, sondern ausschließlich eigene Vorhaben finanziert, ist in den letzten zwei Lebensjahren von Reinhard Mohn in die Kritik geraten. Wegen ihres großen Einflusses auf Gesellschaft und Politik fordert beispielsweise die Partei Die Linke, der Stiftung die Gemeinnützigkeit abzuerkennen. Begründung: Die Bertelsmann-Stiftung propagiere nicht Vielfalt, sondern einen neoliberalen Umbau Deutschlands und diene indirekt stets auch den Konzerninteressen.
Für engagierte Vielfalt sorgt die Nachricht vom Tod des Bertelsmann-Patriarchen heute dagegen im Medienkonzern M. DuMont-Schauberg: Seine Berliner Zeitung arbeitet bei Mediengeschichten schon jetzt eng mit der Frankfurter Rundschau und teilweise auch dem Stammblatt Kölner Stadtanzeiger zusammen.
Während in der FR aber heute ein recht kritischer Beitrag des Mohn-Biographen Thomas Schuler steht, bringt der Stadtanzeiger einen offenbar schon länger im Stehsatz behausten, sparsam aktualisierten Nachruf des Journalisten Dieter Schröder auf Mohn. Schröder war von 1996-2001 wiederum Herausgeber der Berliner Zeitung - was der Grund dafür sein mag, dass sich dort amüsanterweise in der Frühausgabe der Schuler-Beitrag und in späteren Ausgaben heute der Schröder-Text findet. Reinhard Mohn hätte an dem Durcheinander sicherlich seinen Spaß gehabt.
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