Razzien gegen Neonazis: Leiche im „Weißen Haus“ gefunden

In drei Bundesländern geht die Polizei gegen Neonazis vor. Auf die Spur kam sie per Zufall: In einer Pension war ein toter Neonazi neben Waffen und Munition gefunden worden.

Verdächtige Rechtsextreme: Ermittlungen wegen der Bildung einer bewaffneten Gruppe. Bild: dpa

HAMBURG taz | Die Razzia dauerte bis in den Nachmittag. Am Samstagmorgen hatten Polizeibeamte begonnen, bei fünf Neonazis in Brandenburg, Berlin und Nordrhein-Westfalen Wohnungen und Versandhandelsräume zu durchsuchen. Hintergrund war der Verdacht der Staatsanwaltschaft Neuruppin: Bildung einer bewaffneten Gruppe.

Für einen der Neonazis war es nicht die erste Durchsuchung. Seit vier Jahrzehnten ist Meinolf Schönborn in der Szene aktiv, hat auch schon Strafverfahren und Haftstrafe erlebt. „Ja, die waren bei mir und bei allen, die mit mir bekannt sind“, sagte Schönborn der taz – „die haben überall die Hütten auf den Kopf gestellt.“ Dazu, ob er oder seine Bekannten Waffen besitzen, äußerte sich der 57-Jährige nicht.

Schönborn trat schon 1972 der NPD bei. 1985 baute er die Nationalistische Front (NF) mit auf. 1992 verbot das Bundesinnenministerium die NF. Heute betreibt Schönborn in Herzebrock-Clarholz nahe Gütersloh in Nordrhein-Westfalen den rechtslastigen „Z-Versand“.

Am 24. September 2011 soll er bei der NPD in Rheinland-Pfalz über „die Möglichkeiten des politischen Widerstandes in Deutschland trotz staatlicher Repression“ referiert haben. Auf die Gruppe um Schönborn sind die Sicherheitsbehörden, so berichtet der Spiegel, durch Zufall gestoßen – wie bei dem Nationalsozialistischen Untergrund.

Am Abend des 22. März 2012 wurde die Polizei in Herzberg nahe Berlin in die Pension „Weißes Haus“ gerufen. Ein bekannter Neonazi hatte sie gerufen – er hatte den ebenso einschlägig bekannten Jörg Lange tot in einem Zimmer gefunden.

Lange wollte die Pension zu einem Schulungszentrum ausbauen. Hinweise auf einen gewalttätigen Tod entdeckte die Polizei nicht. Bei Lange, der als Freiwilliger im Jugoslawienkrieg für die kroatische Seite gekämpft hatte, fanden die Beamten aber einen Militärrucksack mit Waffen und Munition. Und Lange arbeitete mit Schönborn zusammen.

Die Polizei stellte bei der Razzia am Samstag ein Luftdruckgewehr und Schreckschusspistolen sicher. Computer wurden ebenso sichergestellt.

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