Rauswurf des Vatikanbank-Chefs: Benedikts Banker-Buddy
Der Chef der Vatikanbank, Ettore Gotti Tedeschi, muss nach einem einstimmigen Misstrauensvotum des Verwaltungsrates gehen. Verbittert tritt er nun nach.
ROM taz | Ich spreche lieber nicht, ich müsste sonst hässliche Dinge sagen.“ Am Donnerstagabend, nach seinem Rauswurf als Chef der Vatikanbank IOR, machte der 67-jährige Ettore Gotti Tedeschi aus seiner Verbitterung kein Hehl.
Vor knapp drei Jahren war er als Präsident des „Instituts für religiöse Werke“ angetreten. Es schien, als könne der fromme Bankier so seine Karriere krönen – und als könne er andererseits endlich einen Hauch von Transparenz in die seit Jahrzehnten geheimnis- und skandalumwitterte Bank des Papstes bringen.
Technisch wie theologisch war Gotti Tedeschi hervorragend geeignet für den Job. Nach seinen beruflichen Anfängen beim Unternehmensberater McKinsey hatte er Banken geleitet. In den 90er Jahren etwa das Italiengeschäft der spanischen Santander Bank aufgebaut. Er hat Papst Benedikt mehrfach in theologisch-ökonomischen Fragen beraten. Zudem ist er Mann des Opus Dei und Dozent für Finanzethik, Theoretiker eines „katholischen“ Kapitalismus, der angeblich die Auswüchse ungehemmter protestantischer Profitmacherei vermeidet.
Zunächst aber sollte er Auswüchse im IOR unter Kontrolle bringen. Doch schnell stand er selbst im Ruch unsauberer Geschäfte. 2010 beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft Rom 23 Millionen Euro des IOR, die auf Konten in Deutschland und Italien überwiesen werden sollten, ohne erkennbaren Empfänger, ohne Verwendungszweck. Der Vorwurf: Beihilfe zur Geldwäsche. Doch Gotti Tedeschi erklärte alles zum „Missverständnis“ und stellte sich auf die Seite derer, die eine intensivere Kontrolle der Geldgeschäfte forderten.
Dabei galt er immer als Mann Tarcisio Bertones, Kardinalstaatssekretär und damit Chef der Vatikanexekutive. Doch ausgerechnet mit ihm hatte Gotti Tedeschi sich in den letzten Monaten überworfen. So hatte der Bankier sich geweigert, die Übernahme der mit Milliarden verschuldeten katholischen Klinikkette San Raffaele durch den Vatikan zu finanzieren. Zudem wollte er nicht zusehen, wie Bertones Staatssekretariat die Macht der vatikaninternen Finanzaufsicht zu beschneiden suchte.
Es scheint, als habe die Fraktion Bertones jetzt zurückgeschlagen, mit ungewohnt harten Tönen. Gotti Tedeschi musste sich ein einstimmiges Misstrauensvotum des IOR-Verwaltungsrats gefallen lassen, das ihm Versagen vorwarf und ihn damit zum sofortigen Rücktritt zwang.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Israel und Hisbollah
Waffenruhe tritt in Kraft
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich