Rauchverbot: Haste mal Feuer, verboten wird später
Seit Jahresbeginn ist das Rauchverbot nun auch in Berlin Gesetz. Aber während sich einige Raucher vor der Tür die Füße abfrieren, sitzen andere gemütlich auf dem Barhocker und paffen vor sich hin. Die Gastronomen sind verunsichert.
Artig sitzen die Gäste der "Bellinilounge" an sauberen Tischen ohne Aschenbecher im geruchsneutralen Raum. Geraucht wird hier seit Silvester nicht mehr, obwohl der Gast immer noch Zigarren und Zigarillos an der Bar kaufen kann. Die müssen dann aber zitternd in der Kälte konsumiert werden. "Wie ungemütlich", wird sich so mancher Raucher denken und nach Schlupflöchern suchen, die in Berlin trotz einheitlichem Rauchverbot noch weit verbreitet sind.
Der Wirt des "Bier Kombinates Kreuzberg" Dragan Leupold beispielsweise begrüßt seine rauchenden Gäste mit bereitgestellten Aschenbechern. "Ich warte erst einmal ab und habe bisher noch nicht auf das Rauchverbot reagiert." Für Wirte wie Dragan Leupold ist die Umsetzung des Rauchverbotes schwierig. Seine Kneipe besteht aus nur einem Raum, in dem nicht so einfach ein abgetrennter Raucherbereich bereitgestellt werden kann.
Ähnlich wie ihm geht es ungefähr 1.000 Schankwirten in Berlin. Einige von ihnen vertritt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. "Gegenüber der Umsetzung des Rauchverbotes in den Eckkneipen haben wir Bedenken geäußert und im Dezember 2007 eine Verfassungsbeschwerde gegen das Rauchverbot beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingereicht", so Klaus-Dieter Richter, Vizepräsident des Landesverbandes.
Dennoch zieht er ein positives Fazit nach einer Woche Rauchverbot in Berlin. In Restaurants, Gaststätten und Hotels sei die Umstellung gut verlaufen. Das bestätigt auch Laure Bouleau von der "Ganymed Brasserie" in Berlin-Mitte. "Bei uns wird seit dem 1. Januar 2008 nicht mehr geraucht, obwohl wir Gäste hin und wieder auf das Verbot aufmerksam machen müssen." Richter betont weiterhin, dass das Rauchverbot in Kneipen mit der Möglichkeit zum abgetrennten Raucherraum ebenso kaum Probleme bereitet habe, obwohl sich das Bedienverbot für diese Räumlichkeiten noch nicht bei allen Kneipen herumgesprochen hat.
Die Berliner Gastronomen spalten sich also in verschiedene Lager: Vornehmlich Restaurants, Hotels sowie Kneipen und Bars mit mehreren Räumen halten sich an den Nichtraucherschutz, während kleinere Kiezkneipen noch nicht reagieren. Sie warten das Ergebnis der Verfassungsbeschwerde ab. Kontrollen müssen die unangepassten Kneipiers aber nicht befürchten, denn das Gesetz befindet sich noch in einer Übergangsphase. Erst ab Juli 2008 werden Verstöße geahndet. "Frühestens im Juni werden wir die ersten Kontrollen durchführen", so Harri Poetzsch vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg. "Zudem gehen wir davon aus, dass sich Bürger bei Verstößen gegen das Nichtrauchergesetz bei uns melden, da es von einer breiten Öffentlichkeit getragen wird."
Ab Juli erwartet die Wirte bei Verstößen ein Bußgeld von 1.000 Euro und der rauchende Gast wird mit 100 Euro Strafe zur Rechenschaft gezogen. Bis dahin sollte man sich in Berlin genau umsehen, welche Bar seine Bedürfnisse als Raucher oder Nichtraucher am besten befriedigt.
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