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Rauchtoleranz

■ Die Renovierung des sozialistischen Waldes

Der Wald stirbt; auch in der DDR. Generalforstmeister Rudolph Rüthnick schlägt Alarm: 37 Prozent der Waldfläche in der Deutschen Demokratischen Republik sind unter den giftigen Umwelteinflüssen dahingegangen. Bei der Bekämpfung des Waldsterbens setzt der erste sozialistische Arbeiter und Bauernstaat jetzt aber auch international neue Akzente: „Hochleistungsfähige und rauchtolerantere Baumarten“ sollen gezüchtet werden, die dem ätzenden, die Wurzeln zerfressenden Wurzeltod Paroli bieten. In einem Interview mit einem uns allseits bekannten und offiziellen Organ der Republik entwarf Rüthnick, der auch den Titel stellvertretender Landwirtschaftsminister sein eigen nennt, einen visionären SchlachtpLan. „Vier Sortenvermehrungszentren“ sollen errichtet werden, die schnellstmögliche Umsetzung der Züchtungsergebnisse stellen das Plansoll. Dort, wo die Fichten verrecken, will Rüthnick eine Armee von „Rotbuchen, Murray-, Rumelische-, Schwarz und Zirbelkiefern“ im Kampf gegen den Baumtod ins Feld führen. Die Offiziercorps bilden Omorikafichten und Hybridlärchen. Sie sollen dem Feind am längsten widerstehen. Im Dienste der Waldperestroika können sich aber auch andere Laubbaumarten und „resistentere Fichten, die durch die züchterische Arbeit entstanden sind“, verdienstvoll bewähren, denen dann in Bälde eine Medallie für Planerfüllung an die Nadeln geheftet wird. Auf ihren kranken Zweigen ruht nicht weniger als die ganze Last der Holzwirtschaft. Regelrechte Sonderkommandos will der Generalforstmeister in die Kieferwälder schicken. Noch schwerer gebeutelt als die Fichtenbestände, sollen hier die traditionsreichen Baumarten von Eiche, Rotbuche und Bergahorn Schulter an Schulter mit Linde, Schwarzkiefer und Europäischer Lärche die Wurzeln im sauren Boden schlagen, auf daß dem sozialistischen Wohlstand eine neue Bresche geschlagen wird.

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