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Rassistische Wahlplakate in HannoverGanz nah an völkischer Ideologie

In Hannover hat eine rechtspopulistische Wählergruppe den Slogan „bunt statt braun“ auf ihre Plakate gedruckt, um gegen Muslime zu mobilisieren.

Burka-Plakat vor der Oper: Die Partei „Die Hannoveraner“ provozieren mit linken Slogans Foto: Daniel Zaldìvar Maestro

HANNOVER taz | An beinahe jeder Laterne in Hannovers Innenstadt hängt eines dieser weißen Plakate. Hellhäutige Kinder sind darauf zu sehen, das Neue Rathaus von Hannover mit den hohen Minaretten einer Moschee oder eine Frau im gemusterten Kleid neben einer Frau in einer braunen Burka. „bunt statt braun“ und „Gesicht zeigen!“ hat die rechtspopulistische Wählergemeinschaft „Die Hannoveraner“ dazu getextet.

„Das ist unser Wahlkampfspaß“, sagt Gerhard Wruck, der für Die Hannoveraner im Rat der Stadt Hannover sitzt und zuvor Mitglied der NPD und der Republikaner war. Dass mit dem Ausdruck „Gesicht zeigen“ sonst oft Protest gegen rechte Gewalt gemeint ist, stört ihn nicht. „Die Mehrheit der Gewalt kommt von links“, behauptet er.

Der SPD-Ratspolitiker Lars Kelich empfindet das Plakat als Frechheit: „Es macht sich über all das lustig, wofür die demokratische Gesellschaft steht.“ Seit 2011 haben Die Hannoveraner in Stadtrat und Regionsversammlung je zwei Mandate. Die meiste Zeit hätten die anderen Parteien die Rechtspopulisten ignoriert, sagt Kelich. „Wenn es zu schlimm wurde, haben wir sie verbal auseinander genommen – parteiübergreifend.“

Im Rat habe die Wählergemeinschaft Stimmung gegen Geflüchtete und Muslime gemacht, dabei aber keine Straftaten begangen. „Sie wollen nur Angst und rechte Wut schüren“, sagt Kelich. Dazu passt ein Facebook-Post von Die Hannoveraner. Im Juli teilten sie ein Bild mit der Aufschrift: „Liebe Polizei: Wir stehen hinter Euch!“ Darunter ein Fadenkreuz und „Keine Gnade mit Terroristen!!!“

Hannovers Rechtspopulisten

Die Hannoveraner haben sich 2011 gegründet und im selben Jahr bei der Kommunalwahl je zwei Mandate im Rat der Stadt Hannover und in der Regionsversammlung bekommen.

Die Wählergemeinschaft bezeichnet ihre Politik als „vernünftig patriotisch“.

Die AfD hat bisher keine Sitze in den kommunalen Parlamenten in Hannover und tritt 2016 in Konkurrenz zu „Die Hannoveraner“ an.

Ein Aufruf zur Selbstjustiz? Ratsherr Wruck will davon nichts wissen. „Solche entsetzlichen Bilder lehne ich ab“, sagt er. Mit der Facebook-Seite habe er nichts zu tun. Die Betreiber seien „irgendwelche Privatleute, die mit den Hannoveranern sympathisieren.“ Es seien auch Menschen dabei, „mit denen ich selbst nicht jeden Tag essen gehen würde“, sagt Wruck. Er selbst lehne jegliche Gewalt ab.

Der 74-Jährige gibt sich gemäßigt. Er, der Germanist, der sich an politischer Korrektheit stört und in Gaststätten gern mal ein Sinti-und-Roma-Schnitzel bestellt, schüre keinen Hass. Gemäßigte Muslime seien in Ordnung, sagt er. „Aber ich fürchte diejenigen, die unser christlich und durch die Aufklärung geprägtes Land zu einem Gottesstaat umkrempeln wollen.“

Im Wahlprogramm der Hannoveraner ist das noch deutlicher: „Hannover kann keine Einwanderungsstadt sein“, steht da. Im Fokus steht erneut der Islam: Der passe mit seinem Frauenbild und seinem „problematischen Verhältnis zur Gewalt“ nicht zu deutschen Wertvorstellungen.

Zudem werden Milliarden Euro für die „unbegrenzte Zuwanderung eingesetzt“, statt Familien zu fördern. „Der Mangel an eigenem Nachwuchs wird immer dramatischer“, heißt es im Programm. Da sind Die Hannoveraner plötzlich ganz nah an völkischer Ideologie.

Dabei versuchte sich die Wählergemeinschaft im Rat als Teil des Establishments darzustellen, sagt der Grüne Pat Drenske. „Wruck betont, dass er kein Rassist ist.“ Die Wahlplakate der Partei zeigten jedoch deutlich, dass der Hannoveraner „Politik für weiße Kinder und gegen Muslime mache“.

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5 Kommentare

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  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Dank, an die hannoversche Gastro!

    Wer hier ein "Sinti-und-Roma-Schnitzel" bestellt, bekommt ein kleines Extra mit aufn Teller...

    Schön aufessen Herr Wruck

  • Ach ja, das "christliche" Abendland...

     

    ...ist u.a. verantwortlich für die mutmaßlich größten Massaker der Menschheit, bei der "Eroberung der Neuen Welt" wurden dutzendweise fremde Kulturen vom Globus gefegt, ganze Völker als "Heiden" rechtlich mit Tieren gleichgestellt, zwangsmissioniert und versklavt, oder aber gleich an Ort und Stelle umgebracht.

     

    Die Juden wurden in ganz Europa mehr als 800 Jahre lang ausgegrenzt, gedemütigt und regelmäßig willkürlichen Pogromen und Verfolgung ausgesetzt.

     

    Ebenso wurde Homosexualität über Jahrhunderte bis in die Neuzeit verfolgt und bestraft, unschuldige Menschen wurden allein aufgrund ihrer gleichgeschlechtlichen Orientierung bis 1994 kriminalisiert, bis 1969 mit Gefängnis oder Psychatrie bestraft, bis Ende der Fünfziger Jahre zwangsweise mit Elektroschocks oder Entfernung der Genitalien "behandelt".

     

    Es ist nicht einmal 40 Jahre her, da durften Frauen in Deutschland ohne schriftliche Erlaubnis ihres Ehemanns nicht arbeiten gehen. Bis 1969 galten Frauen als "nicht geschäftsfähig" und konnten alleine keine Verträge schliessen. Bis 1962 konnten Sie kein eigenes Konto bei einer Bank eröffnen. Bis 1958 durfte der Ehemann die Anstellung seiner Frau kündigen ohne sie auch nur zu fragen. In Bayern mußten z.B. Lehrerinnen wie Priester im Zölibat leben, verloren bei Heirat automatisch ihre Stelle.

    • @cursed with a brain:

      Wir sind doch selbst gerade mal ein bis zwei Generationen weit weg von solchen Zuständen, wir sollten doch nicht so tun, als wäre es "schon immer" so anders bei uns gewesen. Und gerade die rechten und konservativen Kreise haben sich vehement gegen jeden gesellschaftlichen Wandel, gegen jede Intiative zur Gleichstellung gestemmt und tun dies heute noch. Gerade diese Kreise reden ganz offen darüber, das Rad der Geschichte wieder weit vor die verhaßten "68er" zurückzudrehen, sobald sie die Chance dazu erhalten.

       

      Niemand in diesem Land hat in seinen gesellschaftlich-politischen Ansichten mehr Ähnlichkeit mit den Islamisten, als diese Kreise.

      • @cursed with a brain:

        Niemand in diesem Land hat in seinen gesellschaftlich-politischen Ansichten mehr Ähnlichkeit mit den Islamisten, als diese Kreise.

         

        Da stimme ich Ihnen zu - im Grunde alles reaktionär

  • "Keine Gnade mit Terroristen!!!" Was´n, die Gnade für Terroristen hamse ja nicht ausgeschlossen.