Rassistische Diskriminierung in Deutschland: 10 Prozent mehr Vorfälle
Am Dienstag stellt die Antidiskriminierungsstelle ihren Jahresbericht 2019 vor. Die Zahl gemeldeter rassistischer Diskriminierung hat überproportional zugenommen.
Der Anstieg derartiger Anfragen im Vergleich zum Vorjahr beträgt demnach 10 Prozent. „Die Beratungsanfragen zu rassistischer Diskriminierung nehmen überproportional zu. Sie haben sich seit 2015 mehr als verdoppelt“, erklärte der kommissarische Leiter der Antidiskriminierungsstelle, Bernhard Franke, dem RND. „Das zeigt uns ganz eindeutig: Deutschland tut nicht genug gegen Rassismus.“ Der Jahresbericht 2019 wird am Dienstagvormittag offiziell veröffentlicht.
Insgesamt erteilte die Antidiskriminierungsstelle des Bundes im vergangenen Jahr laut RND in 3.580 Fällen rechtliche Auskunft, holte Stellungnahmen ein oder vermittelte gütliche Einigungen. Fälle von Rassismus machten ein Drittel aller Anfragen bei der unabhängigen Stelle aus, wie die RND-Zeitungen weiter berichteten. Zu Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts gingen demnach 29 Prozent der Beschwerden ein. Danach folgten Diskriminierungen aufgrund einer Behinderung, des Lebensalters, der Religion, der sexuellen Identität und der Weltanschauung.
Zwar gebe es ein Diskriminierungsverbot im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz, aber in der Praxis hätten es Menschen viel schwerer als anderswo in Europa, ihr Recht auch durchzusetzen, beklagte Franke. „Wichtig wäre ein eigenes Klagerecht für die Antidiskriminierungsstelle und für Verbände“, forderte er. Außerdem müssten die Länder Diskriminierung durch Behörden und Polizei ernster nehmen und eigene Antidiskriminierungsstellen schaffen. Zudem gehöre eine Reform des Gleichbehandlungsrechts dringend auf die Agenda des Kabinettsausschusses gegen Rassismus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Rücktrittsforderungen gegen Lindner
Der FDP-Chef wünscht sich Disruption
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht