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Rassistische Begriffe in KinderbüchernWerte und Worte

In der Debatte über Kinderbücher geht es um Abwägung: Zensur oder Rassismus. Entscheidend sollte sein, was die Autoren beim Schreiben beabsichtigten.

Durch die Sprachkorrekturen wird verhindert, dass den Kindern eine Figur ans Herz wächst, die ihren Vater „Negerkönig“ nennt Bild: dpa

Die Schrift ist eine Abstraktion mit Vorteilen. Sokrates hat sich vehement gegen die Schrift ausgesprochen. Er meinte, das geschriebene Wort könne sich ohne seinen Urheber „weder wehren noch helfen“. Er war der Meinung, ein Text habe immer „seinen Vater als Helfer nötig“. Aber wir kennen die klugen Einwände des Philosophen heute wohl nur, weil sie aufgeschrieben wurden von einem ungehorsamen Schüler. Die Debatte über „Neger“ in deutschen Kinderbüchern trifft den Kern dieses Widerspruchs.

Ein paar Sachen sind klar. Niemand in Deutschland will Zensur. Die Zensur, hat einmal ein Schriftsteller treffend analysiert, „ist überlebt, nutzlos, paradox, menschen- und volksfeindlich, ungesetzlich und strafbar“. Niemand will Zensur, regelmäßig behaupten sogar hauptamtliche Zensoren, dass ihre Tätigkeit mit Zensur falsch beschrieben wäre. Gegen Zensur zu sein ist hier und heute so leicht, wie gegen das Spießertum zu sein. Gemeint sind immer die anderen.

Gleichzeitig ist klar, dass diese Welt besser ist, je weniger Rassismus es in ihr gibt. Diese These unterschreiben leider nicht alle im Land. Aber in der Debatte über die Sprache in den Kinderbüchern findet sich niemand, der die „Neger“ und „Zigeuner“ aus rassistischen Gründen in den Büchern belassen will.

Im Gegenteil, wer sich für diese Wörter in den Texten ausspricht, versichert möglichst in derselben Zeile, keinesfalls Rassist zu sein. Und die, die Menschen mediterraner Herkunft und islamischen Glaubens bestimmte Charaktereigenschaften zuschreiben, werden nicht mit solchen Debatten ihren mühsam erkauften Eintritt in den Salon gefährden.

Eine Form der Informationskontrolle

Wenn man aber Sprache in Kinderbüchern verändert, betreibt man damit eine Form der Informationskontrolle. Man verhindert, dass den Kindern bestimmte Worte vermittelt werden. Vor allem, wenn diese Worte in einem positiven Zusammenhang stehen.

Dass Sklavenhändler und Kopfgeldjäger schlimme Wörter verwenden, mag noch angehen, aber dass Huckleberry Finn selbst seinen Freund Jim als „Nigger“ bezeichnet, ist das Problem. Erkennbar ist hier eine Abwägung zwischen zwei Prinzipien, besser gesagt zweier Nichtprinzipien gefordert: Auf der einen Seite steht das Prinzip des Antirassismus, auf der anderen die prinzipielle Ablehnung von Zensur. Beide können nicht gleichwertig behandelt werden.

Zwar werden die Befürworter des einen Prinzips immer behaupten, das andere Prinzip sei durch ihre Haltung nicht berührt, aber solche Aussagen sind nicht richtig.

„Neger“ war früher nicht rassistisch

So ist „Neger“ 2013 zweifellos ein rassistisches Wort in der deutschen Sprache. Über das Wort ist viel zu sagen, insbesondere dass es vor einigen Jahrzehnten kein rassistisches Wort war. Die Kultur in Deutschland war damals rassistischer, sie war auch sexistischer und weniger demokratisch. Das kann dem Wort nicht angelastet werden. „Neger“ war damals so wenig rassistisch, wie „Fräulein“ nicht sexistisch war. Die Zeiten haben sich millimeterweise geändert, die fünf Buchstaben N-e-g-e-r konnten das nicht. Sie stehen zusammen als ein Wort, das aus der Zeit gefallen ist.

Auch „Idiot“ war mal die korrekte, griechische Bezeichnung für einen Menschen, der so beschränkt ist, dass er sich nur mit sich selbst befassen kann. Die wörtliche Übersetzung ins Lateinische wäre „Autist“. Dennoch ist es heute zweifellos eine Beleidigung, einen selbstbezogenen oder einen geistig behinderten Menschen oder einen Autisten als „Idiot“ zu bezeichnen.

Also verwendet ein 2013 gedrucktes Kinderbuch, in dem das Wort „Neger“ steht, rassistisches Vokabular. Durch die angekündigten Sprachkorrekturen wird verhindert, dass den Kindern eine Figur ans Herz wächst, die als „Negerjunge“ bezeichnet wird, oder eine, die ihren Vater einen „Negerkönig“ nennt. Solche Maßnahmen dienen der Informationskontrolle und der Unterdrückung unerwünschter Inhalte, sie kann daher als Zensur bezeichnet werden.

Zensur oder Rassismus?

Wir stehen also vor der unangenehmen Frage, ob in solchen Fällen mehr für die Zensur oder mehr für den Rassismus spricht. Das macht es ungeheuer leicht, die Debatte emotional und schlecht zu führen. Argumentiert jemand gegen das Wort „Neger“, beschimpft man ihn sofort als stalinistischen Zensor. Wer sich gegen die Zensur großer, geliebter, weltweit anerkannter Autoren ausspricht, kann sofort als Rassist geschmäht werden.

Festzustellen ist, dass die Debatte selbst einen hohen Wert hat. Denn die Gefahr der Zensur ist groß und real. Wir alle erinnern uns an weichgespülte Versionen Grimm’scher Märchen, deren Harmlosigkeit mehr Grausen verursachte als der Text an sich.

Aber so wichtig die Autoren sind und so großartig ihre Texte sind und so schmerzvoll es ist, auch nur ein Komma an ihnen zu ändern, spricht im Moment einiges für die beabsichtigten Korrekturen. Otfried Preußler schrieb engagiert gegen Ausbeutung und Unterdrückung, in „Krabat“ erheben sich die Müllergesellen gegen ihren bösen Meister, der stirbt, und die Mühle geht in Flammen auf. Astrid Lindgren war eine engagierte Kämpferin für die Rechte der Schwächeren, in ihrer Literatur und im Leben. Und Mark Twain war – zumindest was die Rechte der Schwarzen betraf – ein mutiger Kämpfer für die Freiheit und gegen das seinerzeit geltende Recht der Sklaverei.

Die Einstellung der Autoren ist wichtig

Das ist nie gleichgültig gewesen. Es liegt nicht nur daran, dass uns die humanistische Grundeinstellung der Autoren aus ihren Texten zu sprechen scheint. Wäre Preußler ein glühender Faschist gewesen und ein reaktionärer Vertriebenenfunktionär – und zu beidem hätte er die Gelegenheit gehabt –, hätten wir unseren Kindern seine Bücher wohl nicht so gern vorgelesen.

Hätte sich Astrid Lindgren mit ihrem Geld eine Waffenfabrik gebaut und die schwedischen Faschisten unterstützt, hätte das die Verkäufe ihrer Bücher nicht beflügelt. Obwohl die Autoren mit ihren Texten eigene Welten geschaffen haben, ist uns doch der Absender immer noch wichtig, ganz so, wie es Sokrates gefordert hat.

Die Kinder sollten nicht die Prinzipien der Erwachsenen ausbaden. Man könnte ihnen erklären, warum ihre Helden Wörter benutzen, die sie selbst auf dem Schulhof nicht benutzen sollen. Aber man würde damit kaum ihr Vergnügen an Lindgren oder Twain erhöhen. Man sollte seinem Kind auch keine Bücher in alter Rechtschreibung zum Lesen geben. Nicht weil diese schlecht gewesen wäre, sondern weil man seinem Kind weder Lesen noch Leben unnötig schwer machen möchte.

Prägende Kindheit

Die Kindheit ist eine prägende Zeit. Hier wird das Grundgerüst der Werte, Normen und auch der Worte angelegt. Um ein unpolitisches Beispiel zu wählen: Warum fällt es vielen schwer, zu verstehen, dass es Säugetiere im Meer gibt? Liegt das nicht auch daran, dass der Wal in unseren Kinderbüchern immer wieder als „Fisch“ bezeichnet wurde?

Und bitte vergesst das schreckliche Argument, euch habe „es auch nicht geschadet“. Mit diesem „Argument“ kann man jeglichen humanistischen Fortschritt zum Erliegen bringen. Schließlich haben weder die Hexenverbrennungen noch der Rohrstock im Klassenraum denjenigen geschadet, die darüber berichten konnten.

Gerade bei Übersetzungen, aber auch bei Neuauflagen sollte ausschlaggebend sein, was die Urheber mit dem Text vermitteln wollten und zum Zeitpunkt der Veröffentlichung auch vermitteln konnten. Für die diskutierten Bücher gilt, dass sie nicht unter dem Verdacht des Rassismus stehen. Dies wiegt im komplizierten Prozess der Abwägung schwerer.

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61 Kommentare

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  • CV
    Claudia V.

    In der ganzen aufgeregten Debatte wird viel zu wenig an die gedacht, die es angeht: nicht nur die weißen Kinder, die zu einem respektvollen Miteinander erzogen werden sollen, sondern auch die mittlerweile vielen nicht-weißen deutschen Kinder! Auch, wenn "es nicht so gemeint ist", wie ja alle immer wieder versichern, möchte ich nicht, dass meine afro-deutsche Tochter sich z.B. in Kindergarten und Schule anders oder komisch vorkommt, wenn solche Worte in Geschichten auftauchen. Was nützt es da, hinterher zu erklären, dass man bestimmte Worte nicht sagen soll?

     

    Ich kaufe übrigens für meine Tochter bevorzugt Bücher eines skandinavischen Verlages,GOBO, da dort ganz selbstverständlich Kinder aller Hautfarben auftauchen, ohne, dass das irgendwie thematisiert wird. Selbstverständlicher und korrekter Umgang mit der Realität. Da ist man uns mal wieder meilenweit voraus!

     

    Und übrigens: neuerdings bringt Rotkäppchen auch nicht mehr "Kuchen und Wein zur Großmama", sondern "Kuchen und Saft". Ich habe nie gehört oder gesehen, dass sich darüber jemand aufgeregt hätte.

  • C
    christoph

    @Arno

    sie haben also tatsächlich einen neger als taufpfarrer ihrer tochter geduldet? dann sind sie ja, was rassismus angeht, eindeutig auf der seite der gerechten.

    ohne jetzt zum thema eindeutig stellung zu beziehen: man merkt an vielen posts hier, dass vielen leuten einfach nicht klar ist, dass rassismus lange vor direkter gewalt beginnt. insofern finde ich es schon wichtig, auf sprache zu achten.

  • M
    mir

    Ich hatte mir den Begriff "Neger" schon fast abgewöhnt. Ich dachte bisher auch, dass er diskriminierend ist. Durch die ganze Diskussion tendiere ich aber nun wieder dazu, ihn zu verwenden. Ich lasse mir doch nicht von selbsternannten Sprachwächtern vorschreiben welche Worte ich benutze.

  • KK
    Karl K

    Leserbrief Paula J. Herwig, Leipzig

     

    "Diversität" - also so was feines hatten wir ja nicht.

    Aber - ich empfehle - Das gelbe Haus - ;

    da wohnt zwar nicht die Baggergführerin Willybalda, da muß Frederik Vahle, der alte Zausel mal nachlegen; liedmäßig. Und auch keine Negerkinder ohne

    Erklärungsnotstand.

     

    Aber die Lebensentwürfe sind doch schon sehr verschieden.

    Meine Tochter liest es jetzt wieder ihren Kindern vor.

    Mit Erfolg:" Mama, du bist doof, du gehst arbeiten"

    - mit zwei Jahren; chapeau!

     

    Und - " ene, mene, miste, es rappelt in der Kiste",

    das ihr vetraute Anti-mainstream-Ding "Rappelkiste"

    mit alleinerziehender Mutter und unbotmäßigen Fragen;

    ja das kann sie ihren Kids nicht

    " andrehen".

    Wenigstens gibt es die Augsburger Puppenkiste auf DVD.

    Aber das - is ja was hesssissches! - aber mit Negerkind.

    And by the way: " schwarze Familien" - geht gar nicht!

    Der Rest - ist schon gesagt!

  • MH
    Marco Hoffmann

    Seite 133 zdf-videotext http://module.zdf.de/teletext/master.html

     

    "Die Kulturexperten von cdu, spd, fdp und den linken wenden sich gegen [...] unzeitgemäße wörter zu streichen"

  • EL
    Ernst Lehmann

    Das eigentliche Problem besteht nicht im Wort Neger oder Zigeuner, sondern dass sich Menschen mit diesem Wort abfällig gegen die gemeinten Personengruppen äussern. Nach einiger Zeit meinen manche Gutmenschen, es liege am Wort und man könne Diskriminierung durch Austauschen von Worten bekämpfen.

     

    Nachdem das Neusprech-Wort eingeführt wurde, dauert es nicht lange, und die Gutmenschen sind entäuscht, dass dadurch die Diskriminierung nicht abgeschafft wurde - und erfinden wieder ein neues Wort, doch manchmal schafft das neue Wort sogar neue Diskriminierungen.

     

    Zum Beispiel ist "Sinti und Roma" kein passender Ersatz für Zigeuner, da Sinta und Roma nur eine Teilgruppen der Personengruppe sind, die man früher als Zigeuner bezeichnet hat.

     

    Zum Beispiel sind Menschen dunkler Hautfarbe nicht automatisch Afrikaner und erst keine Afro-Americans.

  • AG
    Arno Greutz

    Vielleicht ist der politischen Korrektheit schon dadurch geholfen, dass das Wort Nigger durch Bimbo ersetzt wird? Insgesammt lächerlich, die nachträgliche Berichtigung historischer Literatur.

    Ich jedenfalls bin mit diesen Begriffen aufgewachsen und habe damals die Taufe meiner Tochter, bei der unser Pfarrer durch einen Gastpfarrer und Mitgleider seiner Gemeinde aus Nigeria unterstützt wurde genossen. Ganz ohne an Diskriminierung zu denken.

    Ich glaube, man macht sich über solche Themen viel zu viele unsinnige Gedanken!

    By the way - Nigger - Nigeria...

    Vielleicht erinnert der Begriff nur an der Herkunft der Sklaven und erinnert damit an ein verdammt dunkles Kapitel aus der Geschichte der USA? Damit gingen wir, in dem wir der von den USA ausgehenden politischen Korrektheit huldigen, den dortigen Rattenfängern auf dem Leim, die sich und ihren lange Zeit rassistischen Staat reinwaschen wollen?

    Einen Staat, der erst zum Ende des letzten Jahrtausends in jedem Bundesstaat die Heirat Menschen afrikanischer und europäischer Herkunft zuliess?

    Den KuKluxKlan soll es ja wohl heute noch geben...

  • S
    Suse

    Es sti nicht einfach nicht, dass "Neger" früher nicht rassistisch und "Fräulein" nicht sexistisch war. Es war nur einfach mainstream rassistisch oder sexistisch zu sein. sichr steckte da bei den genannten Autoren keine Absicht, sondern zeitbedingte Ignoranz dahinter; es hat damals einfach keiner gemerkt, dass das weder korrekt noch emanzipatorisch war. Unsichtbar macht sich die Dummheit, indem sie sehr große Ausmaße annimmt. Besser wird es dadurch allerdings nicht. Wir sollten heute überlegen, ob wir unseren Kindern diese Werte in den von uns ach so geliebten Kinderbüchern unreflektiert und ungefiltert weiter geben wollen oder ob wir sagen können Bücher von Preußler und Lindgren sind toll, aber die Darstellung von Schwarzen bzw die Wortwahl entspricht nicht mehr unserem Weltbild. Da die Bücher für Kinder sind und eine textkritische Ausgabe doch eher was für Germanisten, sollte man die Wortwahl auch überarbeiten dürfen- genau wie es sprachliche Überarbeitungen der Bibel gibt. Sicher reicht es nicht aus, nur Worte zu ändern. Vielleicht sollten wir auch unsere Kindheitsidole mal einer differnzierten kritischen Prüfung unterziehen. Ich find z.B. auch, dass Roald Dahls Darstellung der Umpa Lumpas in "Charlie und die Schokoladenfabrik nicht weniger rassistisch wird, weil sie in der Überarbeiteten Version klein und orange sind statt wie ürsprünglich afrikanische Pygmäen. Er hat es selbst überarbeitet, weil es nicht seine Intention war rassistisch zu sein.

  • H
    harry

    ein toller diskurs.... aber - tolle ideen gibt es hier. kinderbücher mit einem kommentar/anmerkungsapparat im anhang zu versehen, oder sie ganz in die jetztsprache des neuen zeitalters zu übersetzen. ok, eine erklärende einführung ist sicher in ordnung, aber wesentliche begriffe eigenmächtig umzubennen sicher unzulässig.

    die verlage/rechteinhaber dieser schriften verwerten erfolgreiche texte (sonst käme es wohl nicht zur neuuauflage). gleichzeitig wirken sie an der zerstörung dieser mit. man muss auf solche eingriffe verzichten. eher sollten tatsächlich neue texte in auftrag gegeben werden.

    sonst werden aus dumas "Die Drei Musketiere" : "Die Drei Drohnen"

  • A
    Alexander

    Ein wohlüberlegter Artikel, der den Widerspruch zwischen Rassismus und Zensur in Kinderbüchern wunderbar beschreibt und einen dialektischen Lösungsweg anbietet, die Interpretation des im jeweiligen Zeitgeist Geschriebenen anhand des Lebenswerks der AutorInnen. Leider schaffen es viele der Kommentatoren nicht, diesen Weg mitzugehen und schlagen sich auf die eine oder andere Seite, ohne zu sehen, dass sie dabei auch Scherben hinterlassen.

    Gut gefallen mir verschiedene Ideen, die den Gedanken weiter denken (z.B. die Veränderungen transparent zu machen).

     

    Länger nachgedacht habe ich über die Kritik an der Aussage, dass Wörter wie "Neger" und "Fräulein" seinerzeit nicht rassistisch / sexistisch gewesen seien. Ich glaube, dass diejenigen, die mit dem heutigen Blick die Vergangenheit interpretieren, nicht so sicher sein können, wie sie meinen. Ich maße es mir nicht an, beurteilen zu können, ob früher das Wort "Neger" mit derselben Intention benutzt wurde wie heutige Korrektheit versuchende Alternativbezeichnungen ("Schwarzer", "Afroamerikaner" etc.) oder ob es tatsächlich schon immer schon eine Abwertung intendierte, weil die Gesellschaften früher generell rassistischer waren (eine gewagte These). Ehrlich gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass eine A. Lindgren dunkelhäutige Menschen abwertete und sie deswegen "Neger"könig schrieb, daher schließe ich mich auch hier dem Autor an.

     

    Danke für Ihren Mut, diesen Debattenbeitrag zu schreiben!

  • W
    Warum?

    Ich probier es noch mal, weil man mich hier nicht haben wollte!

     

    Also der Weiße an sich muss immer sein Geseier loswerden, damit er von seiner bemitleidenswerten Rasse ablenkt, die ja nicht so lebensfähig ist, wie die der dunkelhäutigen normalen Menschen. Die weiße Rasse ist empfindlicher aufgrund ihrer geringeren Anzahl von Melanokeratiden in der Haut. Der Weiße entwickelt bei geziehlter Sonneneinstrahlung eher Hautkrebs, als ein dunkelhäutiger normaler Mensch. Deswegen findet man die Rasse der Weißen zumeist in geschlossenen Räumen oder dick bedeckt mit einer Gallertartigen Masse, die der Weiße unnormale Mensch als "Sonnenschutzcreme" bezeichnet.

     

    Damit die unnormale deformierte weiße Rasse ihre Minderbemitteltheit nicht andauernd fühlt, probiert die weiße Rasse sich abzulenken in dem sie Begriffe gegen die normalen Menschen mit dunkler Hautfarbe erfindet. Da das aber aufgrund der Masse der normalen dunkelhäutigen Menschen kaum mehr Gehör findet, wird auf Dauer das dumme Geseier der "Weißen-Unart" niemanden mehr jucken, ja es wird von der Weltkugel verschwinden, wie die weiße minderbemittelte Rasse. Das dürfte allen längst klar sein, hat doch die Weiße Rasse dafür gesorgt, dass die Ozonschicht immer dünner wird und die Strahlung immer grausameren Hautkrebs bei den Weißen verusacht. Es ist längst vom Aussterben der Weißen minderbemittelten Rasse geredet worden. Auch sportlich können die Weißen längst nicht mehr mit den normalen dunkelhäutigen Menschen mithalten. Sie sitzen meist vor viereckigen Gerätschaften, werden immer fetter, dümmer und einsamer, was zur Folge hat, das jeder Krieg gegen sie auf Dauer mit abertausenden weißen Gefangenen enden wird, weil ihre weißen Männer eher für den Frieden demonstrieren, als sich zu hauen und zu stechen. Die normalen dunkelhäutigen werden die Weißen deformierten Menschen in ihrer Heimat der normalen Dunkelhäutigen, zu schwerer Arbeit heranziehen, foltern, versklaven und vergewaltigen. Am Ende sind sie es, die zuletzt lachen. Hahahahahaha...

     

    Und die Moral von der Geschicht, die Weißen sind Gewinner nicht!

     

    Ich bin selbst Weiß, ^^hihihihi^^ habe aber dunkelhäutig vorgesorgt!

  • K
    @Kwesi

    Und wenn sie jemand fragt, wer von den beiden Hollande ist sagen sie einfach: "Der Obruni"?

  • K
    Katharina

    Es hat mir als Kind gefallen, und gefällt mir bis heute, dass Pippi Langstrumpf einen dicken, lustigen, rebellischen Negerkönig zum Vater hat, der sich einen Dreck darum schert, was die Leute sagen.

    Alles Andere steht bei George Orwell.

  • A
    Antonym

    Joseef Redings "Nennt mich nicht Nigger!" - nur eine Kurzgeschichte, aber fulminanter Ausdruck und Parteinahme bei den Rassendemonstrationen 1960 in den USA.

    Bei allen feuilletoneskem Kram in der digitalen Welt der Meinungsmacher ist ein ungeheurer Bildungsverlust zu bemerken.

    Die Holz-Bildung fällt weg, wie sägespäne, die nicht mal ein semantaisches oder lexikalisches Forum heizen. Und die K®ämpfe verschief-, pardon: vielflachen, naja: -fachen sich.

  • I
    irmi

    Ich bin auch dafür, das man überall wo Neger steht oder Nigger aus den Büchern zu entfernen ist. Wer Neger oder Nigger sagt zu einem Menschen mit schwarzer Hautfarbe soll deftig bestraft werden.

  • I
    irmi

    Neger noch schlimmer Nigger ist eine Beleidigung. Wir wollen doch auch nicht, das alle Welt die Deutschen Nazi nennt und uns entsprechend angeht.

     

    Nur zur Erinnerung, Menschen mit schwarzer Haut wurden in die ganze Welt verfrachtet, sie wurden gefoltert und getötet. Man erinnere sich an die Kolonialzeit wo man Millionen von ihnen grausam getötet hat.

     

    Afrikaner sind Menschen wie wir, sie müssen uns akzeptieren wie wir sind, sollten wir doch so viel Mum haben sie ebenfalls respektvoll und wie Menschen zu behandeln. Schließlich sind wir auch die größten Nutznießer ihrer Mineralien die wir für unsere Handys und Computer aus ihrem Land für ein Taschengeld holen und die Menschen dennoch verhungern müssen, während man in der restlichen Welt hunderte Milliarden macht.

     

    Außerdem wird teilweise in den Kommentaren so ein Müll geschrieben, unglaublich, da sind wohl einige lernresistent.

  • G
    geschichtswerkstatt

    Immerhin hat ja diese Kommentarsammlung etwas Licht in die Dämmerung gebracht. Aber ich muß zugeben, dass man nicht mehr "Fräulein" sagen darf, habe ich noch gar nicht gewußt. Ich erinnere mich noch an eine nette ältere Lehrerin, die sogar darauf bestand, mit "Fräulein" angesprochen zu werden. Dazu fällt mir ein: Wie sexistisch ist denn dieses penetrante "Jungfrau" vor "Maria"?

  • N
    neubau

    Ich fordere hiermit eine nicht diskriminierende Version der Weltliteratur!

     

    Dann werden die Morde im Schweigen der Lämmer in Zukunft nämlich, haha, ebenfalls, haha, totgeschwiegen. Und bei Michelle Houellebecq wird nicht mehr gef***t, sondern "liebevoll umarmt".

     

    Oh schöne neue Welt, die solche Bürger trägt!

  • DD
    der Donnersberger

    Man hat uns giftige Glühbirnen aufgezwungen,das Dosenpfand,.......Zwangsabgabe für minderwertigen Medienschrott..... und nun zwingt man uns pc Neusprech auf.Haupsache Wörter wie " megageil" dürfen unseren Wortschatz bereichern.Ich werde weiterhin an der Kirmesbude meinen Enkeln einen Mohrenkopf kaufen und mit Sicherheit ihn, auch ohne schief angesehen zu werden, bekommen.Vielleicht erleben es meine Urenkel ja noch, dass das Wort "Europäische Union" auf den Index kommt und alle Geschichtsbücher umgeschrieben werden müssen - Da lach ich mir mit meinen befreundeten Negern, Zigeunern,Derwischen.... einen Ast auf Wolke 7.

    Haben wir keine Probleme mehr zu bewältigen ?

  • M
    martin

    Ich denke das wird wohl immer ne schwierige Angelegenheit bleiben. Gegen die wie auch immer geartete Änderung von rassistischen Begriffen hätte ich im Prinzip nichts einzuwenden, aber dann gehts in den Kinderbüchern (wie im Kommentar von Daniel Bax erwähnt) auch um sowas wie "Schuhe wichsen". Da ist es dann schon wieder zuviel, finde ich. Das Stück von Shakespeare "Der Kaufmann von Venedig" ist im Prinzip antisemitisch und hier ist es nicht mal eine Frage der zeitgenössischen Sprache, sondern es ist auch noch so gemeint. Hier könnte jemand meiner Meinung nach mal erörtern, ob dieses Stück noch zeitgemäß ist, aber das würde natürlich keiner wagen. Von mir aus kanns weg.

  • MH
    Marco Hoffmann

    Kann es sein, dass niemand (hier?) so genau weiß, was "Rassismus" ist?

     

    Also, dass Rassismus bä'bä' is, scheint irgendwie usus zu sein und dann wird die Welt geprüft..

     

    Rasse kennen wir aus der Zoologie: hunde mit papieren und stammbaum, zig verschiedene drosselarten (amsel ist ein anderes wort für schwarzdrossel, das kinderlied ist ein bildungsfehler, das galgenspiel heißt jetzt sonnenrätsel) gehören als unterarten zu einer biologischen rasse - rasse als wissenschaftliche kategorisierung meine ich verstanden zu haben. Da kann man dann prüfen und zuordnen, sind also ornithologen Rassisten?

     

    Nein, mit "Rassisten" sind nicht die Naturwissenschaftler als solche gemeint, sondern Anhänger einer anderen idee, einer Ideologie, nämlich im Unterschied zur biologischen Rasse einer ideologischen Rasse, die nicht nach biologischen Kriterien (Kopfvermessungsergebnisse, Hakennasenwinkelangaben, Genmix) klassifizierbar ist, deren Idee also ausgedacht und phantasiert ist.

     

    Gibt es nun biologische Klassifizierungen bei Menschen? Ja. Gibt es Worte dafür? Ja, z.B. Mann/Frau, Ethnie (körperform, hautfarbe, augenhaut etc.), Lebensalter-körperentwicklungsstadium... Haben wir Namen für die Kategorien? Ja: Südeuropäer, Neger, Asiaten, Eskimos (sind das Asiaten?) etc.

     

    In Hagenbecks Tierpark hier in Hamburg waren früher neger in käfigen ausgestellt, das lag nicht am wort.

     

    Ideologische Rassen sind hingegen Arier (nicht die indischen) und Juden, auch wenn mancher nach gentest im internet schreibt "I derive of the twelve stems and I can proove it" und auch wenn es für andere Bedeutungen dieselben Worte gibt (indische volksgruppierung/ Religionszugehörigkeit-Nationalität).

     

    Wer israel toleriert, das wort neger aber gefährlich findet, sollte seine Brille putzen.

  • S
    SchnurzelPu

    Der einzige Maßstab ist nicht die Absicht des Autors sondern sein geschriebenes Wort. Alles andere ist Zensur - im Namen des Profits, denn darum geht es Verlagen und Nachkommen hier.

     

    Wer zu "Idiot" ist, den Gebrauch das Wortes "Nigger" in Mark Twains "Tom Sawyer" zu rezipieren, der hat kein Hirn. Und wer sich vom Schicksal der "Nigger" in diesem Werk nicht emotional berühren lassen kann, der hat kein Herz.

     

    Gleiches gilt für die Bibel, die kleine Hexe oder Pippi Langstrumpf - bei der die "Neger" als sehr nett und kompetent dargestellt sind.

     

    Euer Bleichgesicht SchnurzelPu

  • A
    Autschibautsch.

    Achje. Schön, dass die Zensurfreiheit verteidigt wird.

    Trotzdem: Warum gehen Journalismus und Recherche oft so schlecht zusammen? Zeitmangel? Desinteresse? Auch die ach so alternative taz offenbart sich wiedermal ausgesprochen lernresistent. Ein bisschen mehr journalistische Verantwortung wäre schön.

    Denn damit wird die allgegenwärtige rassistische Sozialisation - mit der wir Weißen uns ruhig mal mehr beschäftigen sollten - nurmehr reproduziert. Mit den jeweiligen Kommentare zu diesen Artikeln reiht sich ein Beispiel an das andere. Traurig.

     

    Literatur zum notwenigen Zusammenhang des N-Wortes mit Rassismus: Arndt, S. & Hornscheidt, A.: Afrika und die deutsche Sprache, S. 184-189.

  • J
    Johanne

    Meines Erachtens wäre es fatal, die vermutete Intention des_der Autor_in als Richtschnur zu verwenden - denn auch hier gilt: das Gegenteil von gut ist gut gemeint.

    Selbst wenn die Autor_innen nicht "absichtlich" rassistisch sind, sind sie doch durch die Sozialisation in hegemonial Weißen Gesellschaften geprägt und so auf keinen Fall frei von Rassismus.

    Das N-Wort und andere ähnliche Begriffe sind und waren zu KEINER Zeit wertneutral, steckt in ihnen doch auch immer die Gewalt der Fremdbezeichnung und somit auch die Aberkennung eines Subjektstatus.

    Es sollte also nicht die Frage nach der Intention von Autor_innen gestellt werden, sondern nach der Wirkung der Worte auf Betroffene. Und dann bleibt es dabei, dass das N-Wort ein kolonialrassistischer Ausdruck ist, der People of Color verletzt und abwertet und den sie und auch Weiße Kinder nicht in Büchern lesen sollten. Und auch falls einzelne PoC es okay finden, wenn das N-Wort benutzt wird, so gibt das trotzdem keinen Freifahrtschein - es würde ja auch niemand ernsthaft glauben, dass es okay ist, alle blonden Frauen* als "Puppe" zu bezeichnen, nur weil ich gesagt habe, dass das für mich okay wäre.

  • K
    Kwesi

    Neger ist genau so wenig rassistisch wie Obruni, nur leider bekommt man als weisser (von deutschen Gutmenschen) eingeredet, man würde Rassissmus zulassen, wenn man sich als Obruni (was ich bin) bezeichnen lässt. Naturlich würde ich Kofi Annan nicht mit Neger, sonden mit Mr. Annan ansprechen, aber wenn er neben Francois Hollande im Fernsehen zu sehen wäre und man mich fragte, wer von den beiden Kofi Annan sei, dann sage ich einfach: der Neger.

  • S
    super

    Was jetzt noch fehlt ist eine "Politisch Korrekte" Fassung von "Mein Kampf".

  • T
    Trebald

    Wird dann bei "Hänsel und Gretel" zukübftig auch politisch korrekt vom Hexen-Holocaust gesprochen?

  • A
    anke

    Welcher Widerspruch soll denn das sein, der zwischen Sokrates' Ablehnung der Schrift und dem Umstand, dass Jakob Hein auf schriftlichem Weg davon erfahren hat, besteht?

     

    Das Erbe der "alten Griechen" ist genau so gefährlich wie jedes andere. Es kann Nutzen stiften und auch Schaden. Es kann im Sinne des Erblassers angewendet werden und im Gegensatz dazu. Je nachdem, wer mächtig genug ist, es sich unter den Nagel zu reißen. Ein Toter kann sich nicht mehr äußern zu seinen Absichten. Jedenfalls nicht in unserer Kultur. Und wer soll dann entscheiden, was einer wie Sokrates gewollt hätte? Angela Merkel etwa, Klaus Tolksdorf oder gar Kai Dieckmann?

     

    Wer dem aktuellen Treiben aufmerksam zuschaut und anschließend ein ganz klein wenig nachdenkt, der kommt auch ohne Sokrates auf den Gedanken, die Schrift sei womöglich eine Abstraktion, deren Nachteile ihre Vorteile überwiegen. Vor allem dann, wenn sie zum Erbe erstarrt. Niemand in Deutschland will eine Zensur? Nun. Ich für meinen Teil werde hier ganz bestimmt nichts schreiben, was nicht mindestens doppeldeutig ist in den Augen durchschnittlicher Leser. Wer weiß denn schon, in welche Hände das Internet meine Worte spült? Am Ende werden sie ohne mein Wissen zu Knüppeln oder Gabeln umfunktioniert, und dann möchte ich doch wenigstens sicher sein dürfen, dass der damit Angegriffene auch was in den Händen hat.

     

    Ob das nun "überlebt, nutzlos, paradox, menschen- und volksfeindlich" oder "ungesetzlich" wirkt auf manche Leute, interessiert mich eher peripher. Allen recht machen kann ich es eh nicht. Und ob ich mich "strafbar" mache, wenn ich mich selbst zensiere ohne es zu tun, werde ich mir überlegen, wenn der Art. 5 GG abgeschafft wird. Ich bin sicher, die Zeitungen werden darüber schreiben.

  • G
    Gerald

    aaahhh, dieses rumeiern der LInken ist schoen anzuschauen. Mal sehe ob sie den Spagat zwischen den sich widersprechenden Anspruechen (Zensur und Rassismus) schafft. ich glaube da muss noch ein wenig an sich gearbeitet werden und empfehle die lektuere von 1984 (G. orwell), wo gute Beispiele wie man Neusprech macht und durchsetzt gegeben werden.

     

    viel Spass. ich lese lieber die Originale. Bei der Gelegenheit: schaut euch doch auch mal das erste Buch von Wicki an, wo ueber Flake und das Nachbardorf berichtet wird, oder lest die Schatzinsel vn Stevenson (da gibt es uebrigens schon immer weichgespuelte Versionen bei denen vorwiegend die gewalt rauszensiert wurde, ihr seid also in guter Gesellschaft) - das kann man Kindern unmoeglich zumuten sonst werden sie wie ich...

  • A
    atalaya

    Die Frage ist doch: kann der verordnete Sprachgebrauch das Problem lösen oder verdeckt er es nur? Für mich ist evident, dass letzteres der Fall ist.

     

    Der pflichtschuldige pc-Gebrauch meiner Umwelt steht nämlich im krassen Gegensatz zu ihrem sonstigen vorurteilsschwangeren "Gedanken- bzw. Gefühlsgut". Man muss sich bloß mal Business-Männer (war auch einer :-)) abends beim Bier oder Fußballfans anhören: wenn sie unter sich sind, zeigen sie die altbekannte Fratze.

     

    In Sachen Sexismus hat sich nach meinem Empfinden gegenüber den 60ern höchstens geändert, dass man weiß, dass sexistisches Verhalten oder Äußerungen in der Öffentlichkeit besser zu unterlassen sind.

     

    Und wenn ich sehe, wie in der "gutbürgerlichen" Nachbarschaft ein "schwarzer" Postbote behandelt und wie über ihn geredet wird, kann ich auch da nur die Spitze des Eisbergs erkennen. Im übrigen: der ist nicht schwarz, sondern braun wie viele angebliche "Schwarze". Ich frage mich, was so unrassistisch daran ist, einen Schwarzen schwarz zu nennen, obwohl doch die Farbe gar keine Rolle spielen darf, wenn wir Rassismus ausschließen wollen.

     

    Wenn wir also glauben, die Sprache solle über das Ressentiment herrschen, müssen wir schon ein wenig tiefer analysieren, sonst wird das ganze zum Etikettenschwindel. Eine Sprachpolizei wäre dann aber die notwendige Konsequenz. Selbige scheint sich in einigen Köpfen bereits erfolgreich etabliert zu haben, wenn man von deren Träger zu hören bekommt, man habe nicht Friseuse, sondern Friseurin (als ob die weibliche an die männliche Form angehängte Endung so pc wäre), nicht Studenten, sondern Studierende zu sagen.

     

    Wenn wir meinen, wir könnten mit den misslichen Wörtern auch die misslichen Gefühle exorzieren, irren wir uns gewaltig. Vielmehr wäre es Aufgabe der Eltern, im Fall "Kleine Hexe", "Struwwelpeter", "Max und Moritzu", "Grimms Märchen" usw. ihren Kindern zu erklären, was mit den Wörtern einst gemeint war und was sie heute "be-deuten". Das käme dann ganz nebenbei auch der sprachlichen Bildung und dem Sprachgefühl zugute, um die/das es heute wahrlich nicht gut bestellt ist.

  • D
    Daniel

    Liebe Redaktion,

     

    ist wirklich nur ne Frage, vielleicht stehe ich gerade auf dem Schlauch, aber: "Die wörtliche Übersetzung ins Lateinische wäre „Autist“." Kommt Autismus nicht auch vom Griechischen autos: αὐτός „selbst“?

  • R
    Rassehund

    Die Begriffe 'Neger' und 'Zigeuner' sind nicht rassistisch sondern historisch mit langer Vergangenheit. Weder war deren Einsatz damals rassistisch, noch ist er es heute (im Sinne des Strafgesetzbuches).

     

    Dieses politisch korrekte NEUSPRECH, dass auf das linke Feuileton zurückgeht, und inhaltlich gleichzusetzen ist mit dem Sinn des Orwellschen Begriffs aus dem Roman 1984, ist einer Demokratie nicht würdig.

  • A
    AbisZ

    Ich muss mich doch schwer über den Artikel wundern...

     

    Das N-Wort sei "damals" nicht rassistisch gewesen? Ich glaube sie verwechseln da etwas.

    Es geht bei Analysen und Bewertungen z.B. von Kinderbüchern immer nur darum, was 'wir' bzw. 'die Rassismusforschung' aus heutiger Sicht als rassistisch ansieht. Und sie kann damit selbstverständlich auch vergangene Taten, Schriften oder Wörter bewerten.

    Es würde viel eher zutreffen, wenn sie etwas wie 'Es wurde "damals" vom Mainstream der europäischen Gesellschaften nicht als rassistisch angesehen.' geschrieben hätten. Denn dann wird klar, das es auch immer darum geht, WER WAS WIE bewertet. Der Kolonialismus mitsamt Versklavung und Genoziden war aus meiner Perspektive auch damals rassistisch - genauso die vielen sprachlichen 'Erfindungen' wie das N-Wort oder Häuptling.

     

    Und was haben die Absichten der Autor_innen denn damit zu tun? Wenn sie sich mit Diskriminierung beschäftigen, ist eine der ersten Sachen, die sie lernen, dass es unbewusste Diskriminierung gibt. Es scheint mir hier eher um eine Art Schönreden von Kulturgut mit rassistischen Inhalten zu gehen, damit ein positives Selbstbild aufrecht erhalten bleiben kann.

     

    Schade.

  • J
    Jörn

    Zwischen Zensur und Antirassismus bzw. Antisexismus würde ich bei Kindern anders als bei Erwachsenen abwägen. Wir wollen Kinder positive Werte vermitteln. Wir setzen sie nicht bei Horrorfilmen vor die Glotze, lassen sie nicht in Pronos blättern und wählen die Literatur bewusst aus, die wir ihnen vorlesen.

    Als Eltern möchte ich einen unzensierten Zugriff auf Literatur haben, aus dem ich dann auswähle.

  • E
    emil

    was soll der irreführende hinweis auf die autorInnen?

    wenn es alles glühende faschistInnen gewesen wären, wären ihre bücher schlecht?

    wie kommen sie auf diesen kruden zusammenhang?

     

    stellen sie sich bloss vor, irgendein ss-spaten hätte geschrieben, die erde ist gar keine scheibe, sondern eine kugel?

    würden sie das dann glauben, ich meine überlegen sie doch mal mit wem sie es zu tun haben...

     

    der zusammenhang zwischen werk und autorIn ist doch allenfalls moralischer natur. es kommt auf das einzelne werk an. wenn es rassistisch ist, ist es das eben auch unabhängig von der person die es geschrieben hat.

  • OA
    o aus h

    Gut abgewogener Kommentar, der für die Einzelfallentscheidung trotzdem nur bedingt helfen kann. Ich fände es sinnvoll, nein: dringlich, dass in einer derart überarbeiteten Auflage ein Seite im Anhang erklärt, welche Änderungen vorgenommen wurden und warum – möglichst in einer Sprache, die auch die Kinder in dem Alter da sie Zielgruppe des Buches sind, schon verstehen können.

  • D
    Daniel

    Ich hab irgendwie echt nicht das Gefühl, dass du dem Thema gerecht wirst.

     

    "„N****“ war früher nicht rassistisch"

    Aber selbstverständlich handelte es sich dabei schon immer um einen rassistischen Begriff! Erst muss man eine "Rasse" konstruieren, die man dann mit dem Begriff belegen kann. Das ist ja das Entscheidende. Nur, weil nicht alle Nutzer*innen dieses Begriffs selbst-bewusste Rassist*innen waren, wird der Begriff nicht unrassistisch!

     

    "wie „Fräul***“ nicht sexistisch war"

    Aber selbstverständlich handelte es sich dabei schon immer um einen sexistischen Begriff! Diminutiv, Abwertung, Kleinamachnung, natürlich.

     

    "sollte seinem Kind auch keine Bücher in alter Rechtschreibung zum Lesen geben."

     

    Verharmlosender ging's aber irgendwie nicht ...

  • S
    sebastian

    Sprache wird also einfach umgedeutet und deswegen muss man in Literatur rumpfuschen.

    Interessanter Ansatz, nur leider hilft er nicht weiter.

    Erst wenn Faust nicht mehr hinter dem Frollein sondern einer Frau hinterher jagt sind die Neusprcherfinder zufrieden.

    Rassismus findet im Kopf statt, der versteckt sich nicht hinter Buchstaben

  • L
    lef

    Nicht nur der Vollständigkeit halber:

    "Idiot" hieß im antiken Griechenland ein Mensch mit Individualität, einer, der sich - mit gutem Grund! - aus der aktuellen Tagespolitik heraus hielt. Durchaus positiv also. Erst im antiken Rom wurde daraus ein Schimpfwort - verständlich nur vor dem Hintergrund des altrömischen Allstaates, der von drer Ausbeutung anderer Regionen existierte.

     

    Das Problem ist, dass Bücher von Eltern an Kinder weiter gereicht werden. Und Kinderbücher veralten nun mal. Es wird heutigen Kindern zugemutet, die Wertewelt der Eltern im Widerspruch zu ihrer eigenen (von Lehrern bzw. Erziehern) aufgepropften Wertewelt gleichzeitig zu begreifen - das ist schon für Erwachsene schwierig.

    Positiv daran wäre, dass Kinder schon früh zum Nachdenken gezwungen werden - wenn sie das intellektuell verkraften.

     

    Viele frühe Kinderbücher (besonders von der zitierten Lindgren) vermitteln eine (damals auch noch nicht!) heile Welt - schön zum ruhigen Einschlafen. Kästner, Twain u. A. beschreiben durchaus Konflikte. Aber für alle gilt heute: Sie provozieren Wertediskussionen, nicht nur allein schon aufgrund verwendeter Wörter, sondern insgesamt.

    Wörter auszutauschen reicht also nicht.

     

    Warum gibt es so wenige Kinderbücher, die an die Qualität früherer Kinderbuchschreiber heran reichen, so dass Eltern auf diese zurück greifen müssen? Und dadurch Fähigkeiten bei Kinden voraus setzen müssen, die selbst als Kind nicht benötigten?

     

    Eine Alternative ist, diese Bücher vollkommen neu zu schreiben.

    Ein schönes Beispiel fällt mir ein: Der Roman "Emil und die Detektive" von Kästner wurde (leider nur als Kinofilm) vollständig in die heutige Zeit transponiert. Das war ein wunderbares Erlebnis für mich (ich konnte mit dem Original vergleichen) und für mein Kind. Da musste ich nichts erklären, mein Kind hatte an dieser Geschichte genau die gleiche Freude, wie ich damals als Kind.

    Warum ist das eigentlich so verpönt? Ich sehe in einer guten Umsetzung eines alten Stoffes durchaus hohe Qualität (wenn sie gut ist).

  • B
    broxx

    Zigeuner ist kein rassistischer Begriff wenn man mal Zigeuner fragen würde. Rotationseuropäer dagegen schon!

  • HR
    HP Remmler

    Mit Abstand der beste Text zu diesem Thema, den ich bisher gelesen habe, vielen Dank dafür!

     

    Ich bin durchaus nicht mit allem darin einverstanden – man müsste mal über die Definition von "Kinderbuch" diskutieren und den Begriff "Zeitdokument" in die Auseinandersetzung einführen –, aber als Argumentationshilfe und Diskussionsbeitrag ist das genau das, was ich von der taz erwarte.

  • S
    Susanna

    2 Dinge:

    Ich möchte nicht, dass Menschen, die in Deutschland leben, der Rassismus, der ihnen an jeder Ecke entgegenschlägt, auch noch aus Kinderbüchern ins Gesicht lacht. Also weg damit.

    Finde ich überhaupt nicht kompliziert. Da, wo es nicht um Rassismusbeschreibungen geht, sonsern um schöne Geschichten, muss ich überhaupt nicht drüber nachdenken, ob ich aus einem Negerkönig einen Südseekönig machen will. Wer will das denn sonst noch lesen?

     

    Und:

    Auch das Wort "Fräulein" war selbstverständlich schon immer sexistisch. Es entsprang eienr sexistischen Gesellschaft, die aus Frauen, die nicht verheiratet waren, kleine Frauen machte.

    Auch wenn früher das Bewusstsein dafür fehlte, war es trotzdem ein Symptom einer Gesellschaft, die Frauen abgewertet hat, wo sie nur konnte. Ich würde das Wort "Fräulein" trotzdem nicht aus Kinderbüchern streichen, weil es nicht verletzend ist, das zu lesen. Es wurde nie als Schimpfwort verwendet. Es klingt genauso antiquiert und unzeitgemäß, wie es das verdient.

  • AP
    Andrej Pfeiffer-Perkuhn

    Ja, genau. Wegen der Rechtschreibung werfe ich meine alten Bücher alle weg und kaufe für meine Tochter alles nochmal neu, damit sie es leichter hat. Die Stützräder am Fahrrad bleiben dann auch besser dran - gleicher Grund.

    Was mich an der ganzen Sache aber wirklich ärgert ist, dass da eine rückwirkende Anpassung der Geschichte passiert. Gut, das passiert eher häufig, aber hier wird es unverholen betrieben. Was genau sagt denn Huckleberry Finn in Zukunft über Jim? Afroamerikaner? Stark pigmentierter? Und wann ist auch dieser Begriff dann soweit als rassistisch zu gelten? Solche Begriffe unterliegen ja ausgesprochen geringen Halbwertszeiten. Zumindest wird dem Kind dann niemals bewußt, das Rassismus damals eine historische Tatsache war. Ach ja, soll ja einfach sein.

    Leider kann das Kind dann aber auch keine Verfilmungen solcher Stoffe mehr sehen. Wie groß ist sonst die Verwunderung, das der König der starkpigmentierten Südseebewohner aus dem Buch im Film dann doch plötzlich wieder Negerkönig ist. Man will das Kind ja nicht überfordern.

     

    Zu einer Werteerziehung gehört durchaus auch, dem Kind klar zu machen was es da draußen noch so an Ansichten hat und es nicht im Glauben zu lassen alles wäre überall Eitel Sonnenschein. Hört auf unsere Kinder zu unterschätzen.

  • SA
    Sapere aude

    Kann dem Artikel überhaupt nicht zustimmen. Sicher, Sprache schafft Bewusstsein. Wichtiger als Bewusstsein durch Sprachzensur zu schaffen, erscheint es mir aber, ein Bewusstsein von diesem Umstand zu schaffen.

    Ich halte Kinder durchaus für clever genug die Erklärung zu verstehen, dass bestimmte Begriffe, früher mal verwendet worden sind, heute aber nicht mehr ok sind, weil sich Menschen durch sie verletzt fühlen.

    Das verstehen sie erst ab einem bestimmten Alter? Mag sein. Dass das Wort Negerkönig in Pippi Langstrumpf irgendwen zum Rassisten macht, wage ich aber zu bezweifeln. Zumindestens kann ich mich nicht daran erinnern, dass wir es mit irgendwelchen kolonialistischen Unterwerfungsphantasien, sondern eher mit etwas positiv Aufregendem verbunden haben.

     

    Mark Twains Verwendung des Wortes Nigger mag noch einmal ein anderes Kapitel sein, das dürften die meisten Kids aber auch erst in einem Alter zu lesen bekommen, in dem sie intellektuell in der Lage sind, zu verstehen, was Sklaverei ist. Ich würde zumindest nicht auf die Idee kommen, die Indiana-Joe-Episoden oder Hucks und Jims Flucht einem dreijährigen Kind vorzulesen.

  • Z
    zensiert

    wow, geiler artikel!

    danke, danke, danke!

    habe nix hinzuzufügen, bezieht gut stellung und bereichert die

    debatte enorm!

    dafür lohnt es sich, die zeit zu nehmen - jetzt auf in die sonne!

  • M
    Monte-Negriner

    Nun lasst Euch mal schnell was Neues einfallen,

    in eurem Kampf gegen den Rassismus!

  • A
    Auslegungsmethoden

    "Entscheidend sollte sein, was die Autoren beim Schreiben beabsichtigten."

    Dies ist eine Auslegungsmethode in der Rechtswissenschaft für Gesetzestexte.

    Für Literatur gilt:

    "Entscheidend ist, was der Autor GESCHRIEBEN hat."

    Nichts sonst.

    Mit allem anderen öffnen Sie eine Pandorrabüchse. Ist das so schwer zu verstehen?

  • JH
    Jan Hinderk

    Mindestens der vorletzte Absatz ist Unsinn. Mißbrauch im Klassenzimmer oder sonstwo hat natürlich geschadet, auch denen, die noch darüber berichten konnten oder können.

     

    Es geht aber nicht darum, ob der Rohrstock Kindern schadet, natürlich tut er das, es geht darum, ob Literatur, in denen der Rohrstock vorkommt, schadet. Das kommt auf die Literatur an.

     

    Und schließlich geht es hier nicht um Literatur, die "uns nicht geschadet" hat, sondern um Literatur, die uns - unserem Selbstverständnis nach - außerordentlich positiv berührt und geprägt hat.

     

    Für deren Unversehrtheit einzutreten ist nicht schrecklich, sondern naheliegend. Man könnte ja damit leben, wenn sich einer durchränge und sagte, "Ok, laßt es uns anders machen, aber leicht fällt es mir nicht."

     

    Das Triumphgeheul aber, mit dem die Verlagseingriffe aber zum Teil begleitet werden, legt mindestens ebenso nahe, daß da Leute heulen, die in der Hinsicht gar nichts zu verlieren haben.

  • HF
    Hennriette F.

    N... war nicht rassistisch, und "Fräulein" nicht sexistisch?

     

    Also bitte.

    Natürlich war das rassistisch bzw. sexistisch. Dass es "damals" als korrekter Begriff galt, ist ein Ausdrucks einer damals wie heute vorherrschenden strukturellen Verankerung dieser Mechanismen.

    Das heißt, dass Rassismus und Sexismus heute weiterhin unsere Gesellschaft maßgeblich mitprägen.

     

    Dies muss nicht bedeuten, dass Personen, die sich dessen nicht bewusst sind, mit ABSICHT rassistische Inhalte weitertragen oder Menschen, die auf den Gebrauch diskriminierender Wörter verzichten, auf keinen Fall rassistische Denkmuster verinnerlicht haben.

     

    Aber dass es heutzutage, im Vergleich zu früher, wenigstens in manchen Gesellschaftsgruppen, endlich einen Konsens dazu gibt, Wörter nicht mehr zu benutzen, die Menschen verletzen und Ausdruck einer historischen Ungerechtigkeit sind, ist wenigstens ein kleiner Fortschritt, was den Umgang mit Rassismus angeht.

     

    In diesem Artikel wird so getan, als wären diese Worte "nicht nett" und könnten ein "falsches Bild" vermitteln. Nein, sie vermitteln genau ein richtiges Bild, denn zum Zeitpunkt des Entstehens der Bücher waren rassistische Ausdrücke einfach ein Zeichen des vorherrschenden Rassismus.

     

    Dies heißt nicht, dass die Autor_innen der Kinderbücher BEWUSST die Ausdrücke weiterverwendet haben, wahrscheinlich ist das Gegenteil der Fall. Die Verwendung der Wörter ist aber Ausdruck der Normalität dieser Zeit - und die war eine rassistische.

     

    Dies heute, wie mit diesem Artikel, zu verschleiern, ist eine Verschleierung des damaligen und heutigen Rassismus und eine Beleidigung der Menschen, die dadurch diskriminiert werden.

  • B
    Bücherwurm

    Ich habe das Glück, in einer Familie zu leben, in der viele Bücher, insbesondere auch Kinderbücher, über Generationen weitergegeben werden. So lese ich selbstverständlich viele der genannten Bücher meinen Kindern in einer alten Fassung vor. Von Zeit zu Zeit fällt mir etwas ein, dass ich hier passenderweise erklären kann - und tue es dann. Das gilt gerade auch für Passagen (oder Wörter), die sich aus dem geschichtlichen bzw. gesellschaftlichen Kontext erschließen. Wenn das Kind Interesse zeigt, entwickelt sich daraus ein Gespräch - wenn nicht, belasse ich es bei 2 Sätzen. So lernen meine Kinder im Vorbeigehen etwas über Sprachentwicklung und Geschichte. Ich wollte das nicht missen. An überarbeiteten, mitunter vereinfachten Texten ist nichts schlimmes - wir laufen nur Gefahr, den Horizont unserer Kinder unnötig einzuschränken. Ich finde daran nichts erstrebenswertes.

  • S
    S.K

    zweifelsfrei albern...

  • KK
    Karl K

    Viele Werte und Worte für Überpädagogisieren.

    Hier: "humanistischer Fortschritt" genannt.

     

    Man sollte also seinem Kind auch keine Bücher in alter Rechtschreibung geben, weil man ihm Lesen und Leben nicht unnötig schwer machen möchte.

     

    Da schau her. Deswegen können die Enkel in den Vogesen auch mit ihren Großmüttern nicht reden, weil sie nur französisch können; die Großmütter aber - außer Zahlen - nur alemannisch.

     

    Deswegen sprechen meine Cousinen auch ein grauseliges Platt, weil meine Tanten wegen mir/mich-Verwechslung es ihnen nicht beigebracht haben.

     

    Meinem Jüngsten habe ich erklärt, daß richtig schreiben lernen ok sei; sich aber Goethe in fünferlei Weise geschrieben und kein Hahn danach gekräht habe.

     

    Mein Tante, Frau Dr. nat-oek., schrieb nicht nur - wie meine Mutter auch - deutsch/fraktur/sütterlin - durcheinander, sondern die meisten Worte auch "falsch", grad wie's kam.

    Sie war nach dem Krieg die rechte Hand von Ernst Lemmer in Berlin.

    Ihr überlebender Sohn wurde Mathe-Prof in Berkeley.

     

    Mit 03/04 geborenen Eltern waren meine Bücher vielfach in Schrift und Wort " falsch". Dankenswerterweise war dadurch mein Sinn für verbildete Lehrer mehr als geschärft.

     

    Und so denn - by the way:

    ' ho idios' - ist der Handwerker, der Privatmann, der Laie'

    wenn auch mein Griechisch grottenschlecht war - das bin ich dann doch gerne.

    Schon Wilhelm Busch wußte :" Die Gedanken wohnen in einem hohen Haus…"

     

    Und - wo wir beim Pädagogisieren sind:

    Lernen braucht Anstoß; und da bring lieber ich den kids bei, was, woher und warum Worte/Begriffe wie Neger, Mulatte, Mestize, Zambo, Kartoffel oder Weißbrot stammen/bedeuten - oder bin Adresse zum Nachfragen; wie meine Eltern auch.

     

    Wenn Otfried Preußler seine Büchern ändern will - d' accord; aber seine Erben?

    Schon Kurt Tucholsky befand, es könne nicht sein, daß Tante Minchen über den Nachlaß von Goethe befinde.

  • C
    Christy

    Ich verstehe all das nicht.

     

    Die Intention eines Autors in Texte zu interpretieren, ist eine der ersten Aktionen, die man sich als Literaturwissenschaftler abgewöhnen sollte, da man sehr schnell lernt, dass diese angenommene Intention am Ende immer ein Kind der Zeit des Interpreten ist und vor allem auf diesen und nicht auf den Autor verweist.

     

    Weiter frage ich mich, wieso man bei der Fülle von Büchern, die es auch für Kinder und Jugendliche gibt, einigen nötig scheint, diese modernisieren zu müssen. Wobei es nur einige "Klassiker" betrifft, die nun angegangen werden sollen.

     

    Es gibt eine Fülle von Literatur für diese Altersgruppe und ich halte diese Aktionen, die derzeit per Kampagne gefördert werden aus mehreren Gründen für falsch:

     

    - zum einen ist ein solcher geschlossener Text ein Manifest und kein Werkstoff, mit dem man im Sinne des Zeitgeistes arbeiten kann, um dann das neue Werkstück unter gleichem Titel und mit gleicher Autorenangabe erneut zu veröffentlichen

     

    - weiter frage ich mich, welcher pädagogische Geist die Menschen umtreibt, dass sie nun an Kinderbücher gehen. Sind als nächstes Klassiker für Erwachsene dran?

     

    - und nicht zuletzt frage ich mich, was das nächste große Ding ist. Hier wird mit Vokabeln wie "Humanismus", "Rassismus" und weiterem mehr totargumentiert, sodass doch letztendlich nur noch Unmensschen etwas dagegen haben dürften, wenn sie sich überhaupt zu Wort melden.

     

    Also - als nächstes alle frauenfeindlichen Stoffe? Alle, die politisch in bestimmte Richtungen gehen, die derzeit nicht favorisiert werden? Oder alle, die einem gesunden Lebensstil zuwider laufen? Oder vielleicht Bücher, die sich gegen ein Wirtschaften im Sinne der Gesellschaft sind?

     

    Mir macht das weitaus mehr Angst als ein "Negerkönig" als Pipis Vater, der tatsächlich niemandem schaden dürfte.

  • P
    Plumpe

    Was fällt als nächstes der pc zum Opfer? "Dicker", "Heulsuse", "Dummkopf", "Greis", "alte Schachtel"? Es ist noch viel zu tun, bis die fiktiven Figuren der Literatur auf das Normalmaß des politisch korrekt bezeichneten "Homo Mustermann" zurecht gestutzt sind. Zumal sich Sensibilität und Erfindungsreichtum der Besorgten ja stets noch neue Diskriminierte ersinnen werden. Viel Glück!

  • B
    BBBB

    Soweit meine beschränkten Kenntnisse des Altgriechischen reichen, heißt "idiotes" nichts anderes als Privatmann, und hat nicht primär etwas mit mentaler Beschränktheit zutun.

    Was mich interessieren würde ist, wie man sich den Wandel in der Wahrnehmung des Wortes "Neger" erklärt. Das Beispiel mit dem Wort "Fräulein" finde ich nicht schlecht, hier ist jedoch klar, dass es eine deutliche Unterscheidung zwischen den den Geschlechtern gibt, da es keine männliche Variante gibt, die den Ehestand der Person wiedergibt. "Neger" allerdings beschriebt nur die Hautfarbe, diskriminiert also, aber wertet in keiner Weise. Das amerikanische "Nigger" ist da sicher anders einzuschätzen und hat vielleicht die Wahrnehmung im Deutschen beeinflusst.

    Kann man nicht darauf hoffen, dass ein eigentlich neutrales Wort, nicht gerade durch die Verwendung in nicht unter Rassismus-Verdacht stehenden literarischen Werken, wieder benutzbar werden kann? Ich glaube außerdem, dass es einem "Kind" durchaus zuzumuten ist, sich mit der Bedeutungsverschiebung von Wörtern auseinanderzusetzen. Das Auftauchen des Wortes "Neger" in einem Kinderbuch und die mögliche darauf folgende Verwendung durch ein Kind, stellt doch keinen Einstieg in den Rassismus dar, sondern höchstens einen Anlass darüber zu reden, dass zur Zeit der Ausdruck "Schwarzer" beliebter ist, wobei man es tunlichst unterlassen sollte die "Ureinwohner" Nordamerikas als "Rote" oder die Bewohner Chinas als "Gelbe" zu bezeichnen, was der normalen Farbwahrnehmung ähnlich zuwiderläuft, wie die Bezeichnung jeder stärker pigmentierten Person als schwarz. Beste Grüße!

  • G
    geschichtswerkstatt

    Ist doch ganz einfach: Freigabe ab 18, also wenn der Knirps in uns erfogreich zur automatischen Umdeutung solcherart altdeutige Begriffe erzogen wurde. Es lebe die Freiheit in Kunst und Literatur! Es lebe das neudeutige!

  • K
    kleinalex

    Grundsätzlich kann ich in diesem Punkt zustimmen: Die Intention des Autoren zu berücksichtigen ist (sicherlich eigentlich selbstverständliche) Pflicht.

     

    Andererseits stört mich an der ganzen Idee die 'bösen' Wörter zu verbannen etwas, was eigentlich auch im Artikel angesprochen wird - nur leider ohne weiter über die Bedeutung der Aussage zu reflektieren. Dort steht:

     

    >Und die, die Menschen mediterraner Herkunft und

    >islamischen Glaubens bestimmte Charaktereigenschaften

    >zuschreiben, werden nicht mit solchen Debatten ihren

    >mühsam erkauften Eintritt in den Salon gefährden.

     

    Jene haben sich den Eintritt in den Salon mitnichten 'erkauft' - ganz im Gegenteil ist ihnen die Tür geöffnet worden, und zwar genau von den Menschen, die die 'bösen' Wörter verbannt sehen wollen. Denn eine wohl zwingende Konsequenz aus dieser Verbannungshaltung ist die in weiten Gesellschaftsteilen verbreitete Überzeugung, eine Aussage, in der die bösen Wörter nicht vorkommen, könne gerade deswegen ja nicht per se böse sein. So werden dann einerseits Anwendungen dieser bösen Wörter zensiert, gleichwohl ihr Kontext aber auch wirklich jedem Leser unmissverständlich als positiv offensichtlich ist (bspw. besagter Negerkönigpapa), während zugleich übelste Beschimpfungen unter dem Mantel der Meinungsfreiheit hofiert werden, bloß weil die Verwendung jener bösen Wörter umgangen wurde (bspw. beim Thilo).

     

    Diese eigentlich sehr absurde Einstellung findet sich leider nicht nur bei Rassismus oder Sexismus, sondern - zumindest in Deutschland - gleichermaßen überall da, wo es darum geht, die Würde anderer zu verletzen. Solange formal böse Wörter vermieden werden, ist alles gut.

    Von wegen!

     

    Und m.E. ist das pauschale Verbannen dieser bösen Wörter weniger Ausdruck als vielmehr Ursache dieser Probleme.

  • F
    Frercks

    Die Debatte um politisch korrekte Begriffe in älteren Kinderbüchern ist merkwürdig. Sie verleugnet zum einen, dass die von den Autoren gewählten Begriffe vor dem Hintergrund der Zeit, als die Bücher geschrieben wurden, zu sehen sind und sie ignoriert die politische Haltung der Autorinnen. Auch zeichnet die Debatte ein antiquiertes Bild von Kindern, die an die Debatte in der Friedenserziehung der 80er Jahre erinnert: mit Waffen spielende Kinder waren diesen Menschenerziehern ein Graus. Heute gehen wir davon aus, dass Kinder so die "Realität" nachspielen und deshalb keineswegs zu Militaristen werden! Aus der gegenwärtigen "Wörtertilgung" spricht also ein enormes Mißtrauen gegenüber Kindern und gegenüber den intellektuellen Fähigkeiten der Eltern. Wenn die Maßnahmen konsequent weitergeführt werden sollen, was machen wir dann mit den sexistischen und rassistischen Formulierungen in alten Filmen? Ist es nicht pädagogischer, anhand solcher historischer Veränderungen in der Verwendung von Zuschreibungen, diese Entwicklung deutlich zu machen und vor einem Rückfall zu warnen? Orwellsches Schönsprech verhindert Erfahrungen und Lernen.

  • H
    Hannes

    Ich möchte einen weiteren Gedanken einbringen. Wer liest diese Bücher und in welchem Alter. Ich kann mir bei Leibe nicht vorstellen, dass der Rassist von heute zum einschlafen Hucklberry Finn liest und ich halte es auch für unmöglich alte Übersetzungen aus dem Verkehr zu ziehen,

    Ich bin der Meinung, dass es bei Neuauflagen durch aus Anpassungen geben darf und diese ja durch einen einfachen Aufdruck gekennzeichnet werden kann bzw. man die Änderungen auch kurz im Klappentext rechtfertigen könnte.

    Die meisten Kinderbücher sind oft keine reinen Kindebücher und es wäre schade diese zu zerstören.

  • DS
    daniel S

    Was in der ganzen Diskussion zu kurz kommt ist der sprachhistorische Aspekt.

    Ich persönlich hätte nichts, dagegen, wenn diese Werke sprachlich an die heutige Zeit angepasst werden, wenn dies transparent geschehen würde mit einer großen Aufschrift auf dem Einband: "Sprachlich aktualisierte Auflage 2013, bearbeitet von Hans M.".

    Und wenn dann beide Versionen weiterhin angeboten würden. Es gibt schließlich auch schon lange für den Schulunterricht speziell editierte Versionen, vor allem im Fremdsprachenbereich.

     

    Wenn diese Anpassung nämlich intransparent, undokumentiert und kontinierlich geschieht, also mit der sprachlichen Evolution mitfließend, dann wird es schwierig anhand der Literatur den jeweiligen zeitgenössischen Sprachgebrauch zu dokumentieren. Die Funktion der Literatur als Anker im in einer fließenden Sprachentwicklung ginge verloren.

     

    Denn natürlich ändert sich Sprache ständig. Es wäre aber schade, wenn niemand dies bemerken würde.

  • J
    Jürgen

    Könnte sich bitte mal jemand die Mühe machen und die Bibel entsprechend korrigieren? Ich bin sicher, dass sich da auch genug findet ;)