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Archiv-Artikel

Rasende Interisti

Inter Mailand wird erneut italienischer Fußballmeister, die Fans nehmen das zum Anlass für Randale

ROM taz ■ Platzregen in Parma, strahlende Sonne in Catania. Im Norden spielte das mächtige, kühle Inter Mailand. Im Süden, auf Sizilien, trafen das hitzige Catania und die Schönspieler des AS Rom aufeinander. Es ging um Meisterschaft und Abstieg, um alles oder nichts, zwei Spiele wie Feuer und Wasser. Und das am letzten Spieltag. Elf Punkte trennten Tabellenführer Inter und die Roma noch im Februar, vor den Spielen am Sonntag war der Abstand auf einen Zähler geschrumpft. Als nach acht Minuten Mirko Vucinic mit einem fantastischen Alleingang das 1:0 für den AS Rom unter der Sonne Siziliens erzielte, schien das Märchen im Süden wahr zu werden.

Doch dann kam Zlatan Ibrahimovic und schrieb im Regen von Parma sein eigenes Märchen. Seit dem 29. März hatte der schwedische Nationalspieler keine Partie mehr bestritten, sein linkes Knie schmerzte. Erstmals nach seiner Verletzung wechselte Inter-Trainer Roberto Mancini den 26-Jährigen beim Stand von 0:0 in der 51. Minute ein. Elf Minuten später hatte der Sohn jugoslawischer Einwanderer „Internazionale“ wieder auf Kurs gebracht: Trocken schoss er aus 20 Metern ins linke untere Eck. Ibrahimovic sorgte mit einem satten Volleyschuss kurz darauf auch für die Entscheidung (79.). Inter war zum dritten Mal hintereinander Meister. Dabei hatte sich der Verein in dieses Saisonfinale hineingezittert, und die Presse war ihm auch nicht wohlgesonnen. Der Portugiese Luis Figo wurde als Tiermörder angeprangert, weil er eine schwarze Katze überfahren haben soll. Vergangene Woche wurden dann Kontakte der halben Inter-Mannschaft zu einem Drogenhändler aus dem Mafiamilieu bekannt, der sich anscheinend auf legale Weise um das materielle Wohl von Spielern und Trainer gekümmert hatte.

Dabei hätte die Aufmerksamkeit einem immer noch allzu präsenten Phänomen im italienischen Fußball gebührt, den Hooligans. Zu Hunderten waren gewaltbereite Interisti nach Parma gefahren, obwohl ihnen der Stadionbesuch verboten war. Nach den schweren Ausschreitungen im Vorjahr hatten die Behörden vielen Fans die Auswärtsfahrten untersagt. Zu Hunderten gingen sie auf Polizisten los, von denen einer schwer verletzt wurde. In den Zeitungen spielten die Randale kaum eine Rolle. Längst, so scheint es, hat sich Italien an derlei Dinge gewöhnt.

JULIUS MÜLLER-MEININGEN