: Rasanter Rubelabsturz
■ Kurseinbruch bedroht russische Banken. Drei Geldhäuser kündigen Fusion an
Moskau (AFP) – Die erwartete Neuordnung der russischen Inlandsverschuldung hat den Rubelkurs am Dienstag in die Tiefe gerissen. Trotz mehrfacher Handelsunterbrechung fiel die russische Landeswährung um 9,2 Prozent auf 7,86 Rubel zum US-Dollar – so stark wie seit vier Jahren nicht.
Der Kurseinbruch bedroht die russischen Banken, die ihre Kredite vor allem in Rubel vergeben, ihre Verbindlichkeiten aber in US- Dollar begleichen müssen. Die Großbanken Onexim, Menatep und Most-Bank gaben ihre Fusion bekannt. Die Moskauer Börse hingegen tendierte fester. Der Index RTS wurde vor allem von der Aktie der früher vom neuen Ministerpräsidenten Tschernomyrdin geleiteten Gasprom hochgezogen, die um rund 90 Prozent zulegte.
Händler begründeten den Wertverlust des Rubel mit der Befürchtung, daß bei der Umstrukturierung der Inlandsverschuldung ein Teil der derzeit auf Eis gelegten Staatsanleihen in Rubel ausbezahlt und von den Anlegern umgehend in US-Dollar getauscht würde. Seit der faktischen Abwertung vom Montag vergangener Woche verlor der Rubel 20 Prozent. Tschernomyrdin hatte am Montag erklärt, die Stabilisierung des Bankensystems sei vorrangige Aufgabe. Dazu müßte der Rubelkurs gestützt werden. Die Zentralbank räumte aber jüngst ein, daß ihr dazu die Devisenreserven fehlen. Nach dem sogenannten Rubelkorridor darf die russische Währung noch bis auf 9,5 Rubel zum US-Dollar sinken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen