Radiofeature zur NSU: Tödlich unterschätzt
Drei Anstalten produzieren ein Radiofeature zur NSU. In „Rechter Terror“ kommen überraschende Zeitzeugen zu Wort und machen das Stück durchaus hörenswert.
Es ist eine Kooperation, die hoffentlich Schule macht: Radioreporter von SWR, BR und MDR haben sich zusammengeschlossen, um das Feature „Rechter Terror: tödlich unterschätzt“ zu recherchieren.
Herausgekommen ist ein facettenreiches Stück über den „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU), das den Bogen von den Anfängen der späteren Neonazi-Terrorgruppe in den 90ern bis zu den Aufklärungsversuchen der Untersuchungskommissionen 2012 schlägt.
Zwar konnte das Team um den SWR-Terrorexperten Holger Schmidt und den BR-Polizeireporter Oliver Bendixen keine superexklusive Nachricht produzieren wie vor kurzem das ARD-Fernsehmagazin „Panorama“ mit seinem Interview mit den Eltern des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt.
Das Radiofeature ist am Samstag, 9.05 Uhr auf SR 2 Kulturradio zu hören. Ab Sonntag steht es auch als Podcast online.
Dafür kommen in dem knapp einstündigen Radiofeature überraschende Zeitzeugen zu Wort. Etwa der Kabarettist Rainald Grebe, der einst in dem Jenaer Theater arbeitete, vor dem das Neonazi-Trio 1997 einen mit Hakenkreuz bemalten Koffer mit TNT abstellte. Oder der Redakteur der Thüringer Landeszeitung, der vor dem Untertauchen des Trios in den 90ern eine Briefbombenattrappe der Neonazis in den Händen hielt.
Ausführlich – vielleicht etwas zu ausführlich im Vergleich zu den Angehörigen der NSU-Opfer – kommen in dem aufwändig produzierten Radiostück Vertreter der Sicherheitsbehörden zu Wort. Und vielleicht hätten auch diejenigen Verfehlungen von Verfassungsschutz und Polizei im Zusammenhang mit der Mordserie klarer herausgearbeitet werden können. Trotzdem kann man hoffen, dass es in einigen Monaten, wenn die Prozesse gegen Zschäpe und die NSU-Helfer beginnen, eine Fortsetzung gibt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Kanzlerkandidat-Debatte
In der SPD ist die Hölle los
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
Abschluss G20-Gipfel in Brasilien
Der Westen hat nicht mehr so viel zu melden
CDU-Politiker Marco Wanderwitz
Schmerzhafter Abgang eines Standhaften