: Radioaktives Wasser
Am Niederrhein fließt offenbar aus einem Bergwerk verschmutztes Grubenwasser in eine Schachtschleuse
BOCHUM taz ■ Am Niederrhein droht Ungemach: Die Rheinberger Schutzgemeinschaft Bergbau (SGB) wirft der Deutschen Steinkohle AG (DSK) vor, radioaktiv verseuchte Ablagerungen der Grubenwässer in die denkmalgeschützte Schachtschleuse Fossa Eugeniana zu leiten. Das Dreckwasser soll vom stillgelegten Bergwerk Rossenray bei Moers und vom noch aktiven Bergwerk West in Kamp-Lintfort stammen. „Wir haben bei unseren Messungen seit August dort Werte gemessen, die weit über der natürlichen Radioaktivität liegen“, sagte das SGB-Vorstandsmitglied Hanns-Peter Bussmann gestern in Rheinberg.
Das Problem sei überhaupt erst entdeckt worden, nachdem ein Mitglied der Initiative im Internet recherchiert habe. Dabei gebe es internationale Studien aus den 90er-Jahren, die „zum Teil erschreckende Zahlen aufweisen“, wirft der SGB-Sprecher der DSK Vertuschung vor. „Ein DSK-Ingenieur hat in einer Studie von 2002 selbst mitgewirkt – unbekannt konnte das Thema also nicht sein.“
Noch skandalöser könnte die Sache werden, wenn sich Gerüchte bestätigten, dass die DSK überhöht radioaktive Ablagerungen ohne vernünftige Messungen in der Müllverbrennungsanlage Asdonkshof in Moers verbrennen lasse. „Die Sachlage muss rückhaltlos aufgeklärt werden“, fordert die Rheinberger Bürgermeisterin Ute Schreyer übereinstimmend mit der SGB. Es brauche ein unabhängiges Gutachten.
Die Bezirksregierung Arnsberg und Düsseldorf reagierten mit heftigem Aktionismus auf die Situation. Nach Bekanntwerden der Fakten am Montag schickte die Bezirksregierung Arnsberg Mitarbeiter des Materialprüfungsamts Dortmund zu eigenen Untersuchungen an den Standort – ebenso die Bezirksregierung Düsseldorf, die das Landesamt für Arbeitsschutz beauftragt hatte. Man habe an einer Einleitungsmündung des Schachtes Rossenray eine Ablagerung mit erhöhten Werten gemessen, gab die Bezirksregierung am Mittwoch. „Da müsste man sich täglich drei Stunden aufhalten oder etwas oral aufnehmen, damit es gefährlich wird“, so Werner Grigo, Hauptdezernent der Bezirksregierung.
Die Deutsche Steinkohle hat eine Gefährdung der Bevölkerung durch mögliche Radioaktivität dementiert. In einem Schreiben an Bürgermeisterin Schreyer heißt es, das Bergwerk West betreibe die Grubenwassereinleitung unter Beachtung der gesetzlichen Regelungen.
ALEXANDER FLORIÉ