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RadioaktivGelbe Ghostwriter

■ Stromunternehmen Yello hat den BremernInnen nicht geschrieben

Manche Bremer staunten nicht schlecht: Ein quietschgelber Zettel kam ihnen ins Haus geflattert, in denen sich „Yello Strom“ an alle BremerInnen wendet. Sie sollten, so heißt es in dem Schreiben, absichtlich durch Presseberichte verunsichert werden, wonach Yello Atomstrom liefert. Außerdem seien auf Yello-Plakatwänden „Radioaktivitätszeichen“ angebracht worden. Weiter unten wird zwar eingeräumt, dass tatsächlich 60 Prozent Atomstrom im Angebot seien. Die kämen aber aus Kernkraftwerken in Baden-Württemberg und Frankreich, so zum Beispiel aus dem berüchtigten Pannenreaktor Cattenom. Für Norddeutsche bedeuteten diese Kraftwerke schon aufgrund der Entfernung keine Gefahr.

„Das Gemeine ist, dass man wirklich meinen könnte, das sei von uns“, sagt der echte Yello-Unternehmenssprecher Ingo Bücher, obwohl die anonymen Autoren extra auf Logo und vollen Firmennamen verzichtet haben. Zur Strafverfolgung eignet sich ihr Werk daher eher nicht. Aber Bücher hat „Vermutungen“, wer seiner Firma derart übel wollen könnte: „Da liegt natürlich eine Institution nahe, die auch Wettbewerber auf dem Markt ist.“ Wen genau er damit meint, dürfen wir nicht verraten. Denn Beweise hat er keine. Aber wer sonst sollte an so einer „Verbraucherverunsicherung“ interessiert sein? Gemein.

Wo doch in Wirklichkeit nur 16 Prozent im Yello-Strommix aus „Kernenergie“ stammen. Das saubere Wort gefällt Bücher auch viel besser. Weil die Konzernmutter Energie Baden-Württemberg, zu einem Viertel im Besitz des Cattenom-Betreibers EDF, gut zur Hälfte Atom. . .äh, pardon, Kernenergie liefert, hat man extra Strom aus skandinavischen Wasserkraftwerken dazu gekauft. Die liefern nun fast drei Viertel des gelben Stroms. Dafür geht wahrscheinlich von Flensburg bis zum Nordkap keine Glühbirne mehr ohne Kernenergie an. not

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