Radio Bremen: Als ob die Welt voll Männer wär
Die Radio Bremen Intendanten-Nachfolge wird am Wochenende ausgeschrieben, bislang sind nur männliche Kandidaten aufgetaucht. Deren Eignung ist nicht immer klar ersichtlich - und Friedrich Küppersbusch winkt ab.
Der hoffnungsvollste Kandidat hat bereits abgesagt. Wenn am Wochenende der Intendanten-Posten von Radio Bremen auch offiziell ausgeschrieben wird, steht Friedrich Küppersbusch auch für Planspiele zur Leitung der kleinsten deutschen Landesrundfunkanstalt nicht mehr zur Verfügung. Es war der bisher einzige ernstzunehmende Kandidat für die Nachfolge des im Juni scheidenden und nicht von allen geliebten Sender-Chefs Heinz Glässgen.
Es hatte bereits Vorgespräche mit den Chefs der Regierungsfraktionen gegeben. Und das beiderseitige Interesse soll so klein nicht gewesen sein: Immerhin hat Küppersbusch, Geschäftsführer einer eigenen TV-Produktionsgesellschaft, jahrelange und intensive Erfahrungen mit den Gegebenheiten öffentlich rechtlicher Sender gesammelt.
Allerdings nicht nur gute. Die Erinnerung an den Abgang beim WDR, die Skepsis, als parteiloser Individualist im ARD-Intendantengefüge bestehen zu können, gelten als Gründe für Küppersbuschs Rückzug. Darüber hinaus ist bislang vor allem heiße Luft verbreitet worden in der Bremer Gerüchteküche: Als Nachfolgekandidat galt in einigen Lokalmedien der Chef der örtlichen Marketing Gesellschaft. Dann wurde klargestellt, dass man eigentlich nicht an eine Bremer Lösung denke. Als nächster Name tauchte der des medienpolitischen Sprechers der nordrhein-westfälischen SPD-Fraktion auf: Marc Jan Eumann stammt immerhin aus Norddeutschland, wenn auch aus Hamburg. Er hat Geschichte und Völkerrecht studiert. Aber seine journalistische Erfahrung beschränkt sich darauf, dass er eine persönliche Website hat: Sie beinhaltet bereits ein Foto, ein Impressum und ein bisschen Inhalt: "Herzlich willkommen", steht auf www.eumann.de. "Hier entsteht eine neue Internetpräsenz."
Das dürfte selbst in Bremen nicht reichen: "Es ist klar", so die stellvertretende Rundfunkratsvorsitzende Susann Mitrenga, "dass wir jemanden mit einem Format wie Küppersbusch suchen". Sprich: einen Journalisten. Insofern wird man Phantasien entwickeln müssen - und versuchen, sie zu konkretisieren. Was nicht die jeweils gehandelten Namen, aber deren Gemeinsamkeit interessant macht: Die vermeintlichen Nachfolgekandidaten sind durchweg männlich, so wie die Vorsitzenden der bremischen SPD-, der Grünen- und auch der CDU-Fraktion mit der man in dieser Frage einen Konsens herstellen will. Muss man sich also genderpolitisch Sorgen machen? Ach was. "Das spricht doch", kommentiert die ironiebegabte Landes-Frauenbeauftragte Ulrike Hauffe, "nur für die guten Frauen, die sie in der Pipeline haben, dass deren Namen partout nicht in die Diskussion geworfen werden". Schließlich würden sie dann auch nicht verbrannt. Denn in Sachen Radio und TV kann, anders als noch bei der Neubesetzung des Staatsgerichtshofs, niemand ernsthaft behaupten, es gebe keine geeigneten Kandidatinnen.
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