Radikale Weine von Rainer Schäfer:
Mit dem Silvaner-Kitsch, der immer noch gern in Franken produziert wird, hat der Silvaner Gelbkalk gar nichts gemein: keine bonbonhafte Fruchtigkeit oder schwülstige Restsüße. Er ist knochentrocken, zeigt Substanz und hat trotzdem einen niedrigen Alkoholgehalt. Dabei verströmt er feine Apfelaromen.
Das Weingut Zehnthof Luckert aus Sulzfeld hebt sich ab von der Masse der fränkischen Winzer: Man schmeckt, dass die Weine in kein Schema gepresst werden, sondern sich frei entfalten können. Es sind Weine, die in sich ruhen und das Aufdringliche meiden. Sie überzeugen auf eine leise Art. „Qualität muss draußen im Weinberg wachsen“, sagt Philipp Luckert. „Wenn man gesunde Trauben erntet, dann muss man im Keller nicht mehr viel tun.“ Dieses Credo ist zwar unter Winzern öfter zu hören, beim Zehnthof Luckert wird es aber ohne Abstriche praktiziert.
Das seit 2007 ökologisch arbeitende Weingut verzichtet im Weinberg auf alle chemischen Hilfsmittel, die Reben werden im Ertrag rigoros reduziert, dadurch entstehen konzentrierte und zugleich filigrane Weine. Vor allem die Silvaner gelingen hier hervorragend: Das sei die „Parade-Rebsorte“, sagt Philipp Luckert. „Sie zeigt auf unterschiedlichen Böden spannende Ergebnisse.“
Der Silvaner Gelbkalk steht in der Lage Sonnenberg auf Muschelkalk, einem kargen Boden, der keine Fehler verzeiht und den Weinen eine charakteristische Würzigkeit verleiht. Er wurde spontan mit weinbergseigenen Hefen vergärt und im großen Fass aus Spessarteiche ausgebaut.
Der Gelbkalk ist das Vorbild für einen anderen Silvaner-Typus: mutig, markant und avantgardistisch. Deshalb wird er auch nicht im traditionellen Bocksbeutel abgefüllt, sondern in der langen Schlegelflasche. Er schmeckt nach einem unbekannten, aufregenden Franken.
Silvaner Gelbkalk,Weingut Zehnthof Luckert, 15 Euro, Bezug über www.weingut-zehnthof.de
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