■ Querspalte: Mutter Theresa Prinzip
Wie heißt Deutschlands Mutter Theresa? Richtig, Klausjürgen Wussow alias Dr. Hoffmann. In südlichen Breiten darf die Menschheit wieder hoffen – auf eine helfende Hand. Auch wenn es sich um keine Ordensschwester handelt, sondern nur um einen hellhäutigen Weißkittel, der einen bösen Kunstfehler daheim durch Hingabe an dunkelhäutige Bedürftige auswärts wiedergutmachen will.
Wer beim Zapping letztes Jahr zufällig Zwischenstation machte in der „Klinik unter Palmen“, weiß, daß der Schwarzwald am üppigsten in den Tropen gedeiht. Dank des ARD-Dreiteilers. Gerade weil es unten auf den Philippinen so schwül und sumpfig und keimbefrachtet ist, bedarf es eines kundigen Samariters mit allzu menschlichen Schwächen aus dem betuchten Norden. Eben Professor Brinkmann. Feuchter Händedruck im wehenden Kittel und dienstbare Hundeaugen – ein exotisches Rührstück mit magischer Folklore. Warum auch nicht? Wo Tränen fließen, da fließt auch Geld.
Wie etwa aus Carl-Dieter Sprangers Entwicklungshilfeministerium. 276.000 Steuermark sponsert er für eine Neuauflage des Dreiteilers. Nicht ohne Hintersinn. Palmendoktor Hoffmann möge dem TV-Publikum entwicklungspolitische Inhalte näherbringen, wünscht sich der CSU-Minister. Vom Mutter-Theresa- Prinzip zur pädagogischen Schmonzette. Regierungstreu versteht sich. Für Kohls Riege kann das nur heißen: Von Spranger lernen! Ein geläuterter Günter Pfitzmann verklickert uns wohl demnächst in Praxis Bülowbogen – „Bitte mal die Zunge rausstrecken!“ – im Ärtzebariton die dritte Stufe von Seehofers Gesundheitsreform. Und auch Norbert Blüm kann wieder grienen: Das Sparpaket erläutert Uschi Glas. Wenn das zum medialen Firmenboß gereifte Schätzchen ihren Kipperfahrern einbläut, daß es fürs Blaumachen nur noch 80 Prozent Lohn gibt, dann seufzt die Sat.1-Gemeinde ergeben. Ein Kabinett geht seinen Weg.
Diese Querspalte wurde Ihnen präsentiert von Krombacher und dem Bundeskanzleramt. Thomas Worm
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen