■ Querspalte: Neuer deutscher Kriegsfilm
Rühe-Pictures proudly presents: „Bundeswehrtwens im Blutrausch.“ Endlich macht der Bosnieneinsatz Spaß und Sinn: und zwar als hochbrisanter Filmstoff für den Fernsehthriller „Die Friedensmission“.
Pro 7 hat das Kommando übernommen und sich einen menschlich ergreifenden Plot ausgedacht. Der junge Fallschirmjäger Matthis erschießt am Tag nach dem obligatorischen Komasaufen im Zeltlager aus Versehen eine Zivilistin und einen Kameraden. Um den kleinen Arbeitsunfall zu vertuschen, will er auch den Sohn der Getöteten kaltmachen. Doch der Vorgesetzte des Soldaten und ein Militärpfarrer durchschauen den Plan und wollen Matthis mit friedlichen Mitteln von seinem mörderischen Vorhaben abbringen. „Die gnadenlose Jagd beginnt...“, läßt uns Pro 7 im unklaren über das Ende des verschärften UNO-Einsatzes. Da stehen nicht nur Liebhabern militärischen Brauchtums die Haare zu Berge. Kein Zweifel, der neue deutsche Film ist auf dem Vormarsch und wird nach der Komödienoffensive auch noch Hollywoods Vietnamschinken aus den Kinos verdrängen. Keine heroinabhängigen Hippies wollen wir sehen, sondern schießgeile Rekruten mit Sinn und Herz fürs Vaterland. „Uns hat interessiert, was unter jungen Soldaten passieren kann, wenn sie bei allgegenwärtiger Gefahr die Nerven verlieren“, sagt der Leiter der Pro 7-Eigenproduktion und läßt damit viel Lebensraum für weitere Verfilmungen. So sollen die Drehbücher für die homoerotischen Streifen „Rühes Rammeltruppe“ und „Fistfuck in Feinripp“ bereits fertig in der Schublade liegen.
Währenddessen laufen die Dreharbeiten für „Die Friedensmission“ auf vollen Touren. Nicht auf dem Filmgelände der Bavaria, auch nicht an den Originalschauplätzen in Bosnien, sondern in Tschechien. Das ist nicht nur gute alte Tradition, sondern auch schön billig: Denn die Kinderrollen castete Pro 7 allesamt in einem tschechischen Waisenhaus. Soviel Mitmenschlichkeit muß sein. Auch im Kriegsfilm. Oliver Gehrs
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