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■ QuerspalteWählt schönere Politiker!

Den ThailänderInnen geht es wie anderen auch, nur döller. Das liegt daran, daß sie unentwegt an die Wahlurnen schreiten. Seit der Abschaffung der absoluten Monarchie 1932 hat es mit Ausnahme einiger Militärdiktatoren noch keine Regierung geschafft, ihre gesamten vier Jahre im Amt zu bleiben. Und wenn die ThailänderInnen dann wieder ihren Wahlzettel in der Hand haben und sich fragen, warum sie wohin ihr Häkchen machen sollen, wo es eigentlich keinen vernünftigen Grund gibt, diesen Kandidaten jenem vorzuziehen (abgesehen davon, daß einer besser bezahlt als der andere), dann kommen diese Zufallsergebnisse zustande. Manchmal sind sie richtig peinlich. Vor allem, wenn die als Regierungschef oder Minister vorgesehenen Gewinner im Ausland als Drogenhändler gelten und deshalb nicht gut angesehen sind.

So etwas kann man doch vermeiden, hat Exvizepremier Thaksin Shinawatra erkannt. Er ist nicht nur einer der reichsten Unternehmer Thailands, sondern auch Parteichef der kleinen „Moralischen Kraft“. Wenn man's richtig betrachtet, sagt er, funktionieren Wahlen wie ein Schönheitswettbewerb. Gucken wir uns doch bloß mal die Führer der größten Parteien Thailands an, meint er. Die sind einfach zu häßlich. Die würden vielleicht einen Dorfwettbewerb gewinnen. Da kommt man auch mit Macken durch. Aber wehe, wenn sie bei der Kür der „Miss Universum“ auftauchen und dann neben der amerikanischen „Miss Clinton“ oder neben Singapurs „Miss Goh Chok Tong“ zu stehen kommen. Peinlich!

Thaksins Vorschlag: Die nächste thailändische „Miss“ kann ihre schweren Schönheitsfehler mit seiner „Moralischen Kraft“ überschminken, sprich: seine Partei an der Regierung beteiligen. Wir NichtthailänderInnen haben diesen Rettungsanker bei den nächsten Wahlen nicht. Wenn wir diese grottenhafte Peinlichkeit umgehen wollen, müssen wir uns schon vor dem Kreuzchenmachen darüber klar sein, wie unsere „Miss“ neben den anderen aussieht. Dank Thaksin: endlich ein Kriterium! Jutta Lietsch

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