■ Querspalte: Entmannt Jesus Christus!
War Jesus? Und wenn, was für einer? Chauvi, Machtmensch, Unterdrücker? Fest steht: Sein männlicher Name steht für „patriarchalische Strukturen“ in der Kirche, und damit ist er posthumer Beihilfe schuldig, „Völker zu unterdrücken“. Ein „falsch verstandener Herrschaftsbegriff“ habe jahrhundertelang des Leids überviel über die Menschen gebracht und „insbesondere Frauen erniedrigt“!
So sehen es Bremer Kirchenfrauen und begehren auf. „Peinlich!“ „Affront!“ „Schwere Verunsicherung der Gemeinden!“ sagten bremische Kirchenmänner und klagten. Der Fall ward gerichtsanhängig und jetzt entschieden – zwar nicht vor dem Jüngsten Gericht, aber irdisch letztinstanzlich. Und siehe, die höchsten Richter der Bremischen Evangelischen Landeskirche aber sprachen: Der Frauenhilfe e.V. durfte den Namen Jesus Christus ratzfatz aus seiner Satzung streichen, sein Wirken nicht mehr mit „der Liebe in Jesus Christus“ begründen, sondern wie gewünscht nur noch mit der „Liebe Gottes, wie die Bibel sie bezeugt“. Kruzifix noch einmal! Welch revolutionäre Umtaufe! Sind nicht seit jeher selig, die klar sehen und immer noch glauben machen? Ja, alles wird richtig frauenpolitisch: Aus Gott werde nun bald Göttin, in der gesamten Thealogie heißt die göttingesandte Erlöserin bald Christa. Mit Trend zur Sielöserin Jesa. Dann zur Sielössiein. Zusiest wird die bezeugende Bibel frauigfaltig umgeschrieben: Hirten zu Hirtinnen! Schwsietsie zu Pflugscharen! Erzengel zu Siezengelinnen, dann zu schwestsielichen Duzengelinnen! Und Psalmen zu Psalwomen! Wir studisieen Johannas Evangelium, die Petra- und Paula-Briefe. Die an die Kolossie („Wenn Christa siescheinen wird, sie, unsie Leben, wsiedet auch ihr siescheinen in Damelichkeit“) sind nur noch ein Rechtschreibproblem.
Mühselig beladen wsieden wir nun siequickt. Lasset uns beten: Vatsie unssie...! Odsie bessie Muttsie? Staunend stehen wir vor einer feministischen Epoche der Kirchengeschichte. Vom Himmel soll es Fraua regnen! Dank Brewomen. Awomen! Bsiend Müllendsie
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