piwik no script img

■ QuerspalteDie Zigarette davor

„Hier könnte ihre Werbung blöd rumhängen“, ruft uns im Winter manche verwaiste Plakatwand zu. Berufskreative treten in Aktion, schwitzen sich Ideen aus dem Leib, und verbraten kurz vor Jahresende noch schnell die Etats. „Wer trinkt, fährt ohne mich!“ droht im Moment eine Frau in Lederjacke mit scheinbar nix drunter und keinem Sicherheitsgurt drüber im Auftrag des Bundesverkehrsministers. Was will die Dame von uns? Auf dem Gepäckträger nicht mitfahren?

Nee, die Lady steht mehr auf Cabrio- Typen. Aber warum sollte mann die Tramperin überhaupt mitnehmen, hat uns nicht Ede Zimmermann schon immer vor denen gewarnt? Die will mich doch nur anmachen, mir bei 200 Sachen auf der A10 ihre Pranke aufs Bein krallen ... Nein Wissmann, um diese Anhalterin nicht mitnehmen zu müssen, betrink' ich mich freiwillig. Dann kann ich fröhlich mit Stinkefinger an ihr vorbeidonnern und habe wieder ein Leben gerettet.

„Jahr für Jahr verunglücken junge Frauen, weil der Fahrer getrunken hatte“, sagt die Geisterfahrerin auch noch. Wissmann, haben Sie noch alle Korngläser im Abgeordnetenbüro? Ihre Imagekampagne diskriminiert Frauen und Männer gleichzeitig. Denn seit einiger Zeit (schauen Sie einfach mal aus ihrem Autofenster!) genießen Frauen nicht nur Wahl- und Zigarettenrauchrecht, sondern auch die Lizenz zum Trinken und Autofahren. Und damit auch zum um die Ecke bringen von Männern.

Die „Deutsche Zigarettenindustrie“ wirbt gerade selbstkasteiend mit dem Spruch: „Cool kids can wait“. Seit Millionen Chinesen Marlboro rauchen, meinen die Kippendreher, sozial wie sie nun mal denken, bei uns auf 12jährige Kettenraucher verzichten zu können. „Ich rauche gern, bin aber auch schon 16“, könnte das nächste Lolita-Plakat heißen. Unsere Tramperin müßte sich nur neu schminken, eine Zigarette im Mund haben, schon könnte sie für Geduld beim Verkehr und beim vorehelichen Rauchen gleichzeitig werben: „Wer trinkt, kann nicht gleichzeitig rauchen!“ Andreas Becker

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen