■ Querspalte: Wann ist ein Mann ein Mann?
Mann sein ist heute kein Zuckerschlecken mehr: Manta fahren ist out, Frauen haben keinen Bock mehr, sich von Männern herumkommandieren zu lassen, und die Mehrheit der Gesellschaft hat nichts gegen hosentragende Frauen einzuwenden. Selbst im für Männer geschaffenen Refugium Bundeswehr gibt es Frauen. Als wäre das alles nicht schon schwer genug, muß der Mann nun auch noch um seine Zeugungsfähigkeit bangen.
So kommen WissenschaftlerInnen rund um den Globus zu dem Ergebnis, daß es um die Männlichkeit nicht rosig bestellt ist. Die Spermienzahl nimmt stetig ab. Auch wollen sich die quirligen beschwanzten Zellen nicht mehr so recht fortbewegen. Hoden schrumpfen und lassen sich immer öfter von bösartigen Krebszellen befallen. Und das Tüpfelchen auf dem i: Väter sollen nun auch noch für die Gesundheit ihrer Kinder verantwortlich sein. Denn was bisher jedeR bloß dachte, gilt bereits als erwiesen: Männer, die vor der Zeugung – wenn sie denn überhaupt noch klappen möchte – dem Tabakgenuß frönten, bekommen öfter Kinder mit Anfälligkeiten für Krebs. Das hat nun noch gefehlt. Mann darf sich nicht mal mehr mit einer Kippe über die verlorene Männlichkeit hinwegtrösten oder sich gegebenenfalls über das noch verbliebene Quentchen Potenz freuen.
Währenddessen steht es den Damen unvermindert frei, bunte, womöglich auch noch leckere Pillen zu schlucken und deren Sequenzen ungehindert ins Trinkwasser zu pinkeln. Mann darf sich nicht entmutigen lassen. Artgenossen im Rest der Tierwelt ergeht es nicht anders. Krokodile, Vögel Schildkröten und sogar Meeresschnecken leiden seit Jahren unter akuten Fortpflanzungsproblemen. Auch männliche Fische produzieren in der Nähe von Kläranlagen keine vernünftigen Samen mehr, sondern sind auf die Dottereiweißproduktion umgestiegen. Unfreiwillig, wohlgemerkt!
Vom Aussterben bedroht ist allerdings bestenfalls die Männlichkeit, nicht die Menschheit. Im Notfall wird's Kollege Klon schon richten. Oliver Schilling
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