■ Querspalte: Geld? Kein Problem!
Die Menschheit wird immer schlauer. Denken wir nur daran, daß wir noch vor hundert Jahren nicht nach Mallorca fliegen und uns in Zügen nicht anrufen lassen konnten. Erinnern wir uns auch daran, wie schwer es war, aus Heu Geld zu machen. Unzählige Alchimisten wurden von ihren ungeduldigen Herrschern getötet, weil sie es nicht fertigbrachten.
Wie fern erscheint uns dies heute! Die Weiterentwicklung des menschlichen Verstandes erlaubt uns inzwischen, mit simplen Taschenspielertricks beliebig viel Geld herbeizuzaubern. Nehmen wir die buchhalterische Wertvermehrung des Goldes, die nicht etwa einem Genie, sondern einem Mann mit besonders buschigen Augenbrauen gelungen ist. Man nehme einen Haufen Gold, bewerte ihn einfach neu, und schon ist das Edelmetall viermal soviel wert.
Legionen von Goldsuchern, denen am Klondike ihre Gliedmaßen abfroren und die von Diebesgesindel gemeuchelt wurden, werden sich im Grabe umdrehen. Grund, beleidigt zu sein, hat auch die Natur. Jahrmillionen brauchte sie, um ein paar Goldadern hervorzubringen; nun zaubert Waigel sekundenschnell neue Werte herbei.
Wir dagegen können aufatmen. Die Geldsorgen unserer Regierung sind wir erstmal los. Neubewertung heißt das Zauberwort. Für Straßen wird sie in fortschrittlichen Ländern bereits unter Bezeichnungen wie Pickerl oder Maut angewandt.
Auch wir Deutsche sollten den Wert unserer Straßen nicht unter den Scheffel stellen, die schließlich gewährleisten, daß wir auch im hintersten Winkel nicht ohne Kiwis auskommen müssen. Wir sollten sie neu bewerten und für den Wertzuwachs entsprechend zahlen. Ja, wieso bewerten wir nicht auch die Flüsse neu, die unsere Chemikalien und Abwässer transportieren? Wieso gibt's das alles umsonst? Ist nicht auch reine Luft so kostbar wie nie zuvor? Erst wenn wir dafür bezahlen müssen, werden wir ihren Wert erkennen. Dagegen ist der Bundeshaushalt fast schon Nebensache. Markus Franz
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