piwik no script img

■ QuerspalteGeschenke des Trucker-Himmels

„Auch Lastwagenfahrer brauchen Verständnis“, hat kürzlich Klaus Schubert, der Vorstandsvorsitzende der MAN Nutzfahrzeuge, in der Süddeutschen Zeitung gefordert. Aber wie soll man Verständnis aufbringen für die hiesigen Lkw- Piloten, die doch offensichtlich nur zu zwei Dingen in der Lage sind: Sie können Schilder mit ihrem Vornamen in ihrem Automobil plazieren, und es gelingt ihnen, in sogenannten Truckerkneipen schon um vier Uhr morgens ein Steak unfallfrei ihrem Verdauungstrakt zuzuführen.

Ihre französischen Kollegen dürfen dagegen mit unserem Verständnis rechnen. Sie können nämlich viel: streiken und Barrikaden bauen und damit sogar, wie es der Sender Viva gewohnt nüchtern meldete, „kulturellen Flurschaden“ hinterlassen. So mußte Phil Collins einen Auftritt in England ausfallen und seinen gesamten Tourneeplan durcheinanderwirbeln lassen, weil sein Equipment in Frankreich festsaß – ein Geschenk des Trucker-Himmels! Dafür kann man sogar akzeptieren, daß die ungleich sympathischeren Kollegen von Oasis gleich drei Gigs platzen lassen mußten – unter anderem ein Diana-Benefiz-Konzert (was immer das sein mag).

Die Sympathie für die Lastwagenfahrer wäre noch größer, wenn sie ihre Barrikaden effizienter organisiert hätten. 36 Fußball-Europacup-Spiele fanden in dieser Woche statt, doch kein TV-Anstalten-Truck, der in dieser Angelegenheit in und um Frankreich unterwegs war, wurde blockiert, und alles wurde übertragen wie geplant. Diese Schlamperei bedarf der Aufklärung auf höchster gewerkschaftlicher Ebene!

„Ein Lastwagen sollte freundlich aussehen und keine Aggressionen fördern“, meint der visionäre Verständniswerber Schubert. Unsinn! Natürlich darf ein Lkw sogar aussehen wie Verkehrsminister Wissmann auf Rädern. Wenn die hiesigen Trucker ihr Image verbessern wollen, müssen sie bloß einen Streik zur richtigen Zeit organisieren. Die bevorstehende Deutschland-Tournee der Rolling Stones drängt sich da förmlich auf. René Martens

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen