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■ QuerspalteSuper, Herr Superintendent!

Sehr geehrter Herr Ev. Landessuperintendent Hinrich Buß! Sie fordern „Gottesdienst-Kritiken“ in den Medien. Wer öffentlich präsent sein will, muß sich beurteilen lassen, sagen Sie und träumen öffentlich von „Gottesdiensten, über die man spricht“. Beziehungsweise von denen man dann liest. Gute Idee, Herr Buß!

Mit Ihrem Vorschlag eröffnen Sie nicht nur ein neues journalistisches Betätigungsfeld für Kirchenkritiker, sondern erhöhen auch die Kundenorientierung eines der ältesten Unternehmen Deutschlands. Einem Unternehmen, dem die Kunden in letzter Zeit ja in Scharen davonlaufen. Sie, Herr Buß, steuern gegen. Mit Hilfe der Gottesdienst-Kritik kann es gelingen, der Amtskirche endlich ein klares Angebotsprofil zu verschaffen. Predigten werden vergleichbar! Geht alles glatt, dann werden Gläubige schon in naher Zukunft nicht mehr zum Stammpfarrer, sondern zum Starprediger gehen. Realistisch ist eine klare Verbesserung der Gottesdienstleistung. Super, Herr Superintendent!

Geht es nach Ihnen, dann soll die Predigt-Rezension folgende Punkte berücksichtigen: a) Erreicht der Gottesdienst den Menschen? B) Führt er zum Lebensalltag hin? C) Ist er für Fremde einladend? Sicher, Herr Buß, das sind wichtige Kriterien für einen Theologen. Aber denken Sie auch an den Kunden. Was ist mit Aspekten wie Unterhaltungswert, Predigtdramaturgie, Gottesdienstregie und Aussehen des Pfarrers? Und noch etwas: Was soll mit Hirten geschehen, die ihre Schafe wiederholt vergrault haben?

Herr Buß, ziehen Sie die Konsequenz aus Ihrem Vorschlag. Fordern Sie die Evaluierung der Pfarrer im Semesterrhythmus, die leistungsgerechte Bezahlung origineller Seelenheilpraktiker und die konsequente Kündigung der Nuschler, Abschweifer, Einschläferer. Machen Sie die Amtskirche fit für das nächste Jahrtausend, sagen Sie ja zur Qualitätskirche! Sichern Sie den Kirchenstandort Deutschland!

Ergebenst, Ihr Ariel Hauptmeier

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