■ Querspalte: Bata, Heck, Knopf, deine Bluse
Bereits während der Völkerwanderung nutzten die Menschen ihn, vermutlich damit auf der langen Reise die Klamotten zusammenhielten. Etwa, wenn sie nachts allein am Fluß entlang gingen. Sie kennen ihn alle – den Knopf. Ein faszinierendes Thema, insbesondere im Zusammenhang betrachtet mit einem lose sitzenden Kleidungsstück, das in oder über Rock oder Hose getragen werden kann – der Bluse.
D. „T.“ Heck hatte ja Sonntag abend in einer seiner munteren Sendungen („Musik liegt in der Luft“) einen Fachreferenten zum Thema da. Sie kennen ihn alle. Leicht zerknittert, aber fröhlich kam er gehüpft aus Hecks wunderbarem Regal, in dem in großen Gurkengläsern (Cindy und Bert ja Gott sei dank! wieder in einem) die Homunkuli („Interpreten“) des deutschen Schlagers konserviert werden – der Bata, der Illic. Eine komplexe Thematik, musikalisch ambitioniert umgesetzt: „Ich möcht' der Knopf, düdüdü-düdüdü, an deiner Bluse sein.“ Dieser vermeintlich eine Partnerin auf ihre sekundären Geschlechtsmerkmale reduzierende Wunsch hängt in Wahrheit ganz romantisch zusammen mit einem über dem Zwerchfell liegenden muskulären Hohlorgan („Dann könnt' ich na-na-na-na-nah an deinem Herzen sein“).
Das aber erfuhren die ZDF-Zuschauer gar nicht mehr, diese Senioren, die nicht „ins Abseits gestellt werden“ (Heck), wie das etwa in Sat.1 passiert – sondern zu Heck. Was nämlich machen diese „Leute über 50“, die sich angeblich „in den letzten Jahren“ im Gegensatz zu Bata so „wahnsinnig verändert“ (Heck) haben? Wählen als Wunschtitel erzkonservativ wie immer „Michaela“ (sprich: Mikkaela). Mit absoluter Mehrheit. Dunkel war die Nacht, ein Vogel sang. Ein toller Titel? Natürlich. Den singt Bata aber dauernd. Dagegen: „Und legst du nachts, düdüdü-düdüdü, die Bluse hin, düdüdü-düdü, dann bin ich froh, daß ich in deinem Zimmer bin.“ Sieben Prozent. Und „Ich hab' noch Sand in den Schuhen aus Hawai-i“ (Schuhe? Bata!) stand noch nicht mal zur Wahl. Das ist doch alles Scheiße. Peter Unfried
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