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■ QuerspalteEnte gut, alles gut

Willi Lippens ist ein Held. Helden sind keine Seltenheit. Zumindest nicht beim Fußball. Wenn einer nur den Ball mit mehr Eleganz als seine Mitspieler tritt, wird er zum „Kaiser“ erhoben. So einen Heldennamen wie „Kaiser“, „Boß“ oder „Bomber“ hat auch Willi Lippens, der vor dreißig Jahren kickte. „Ente“ nennen sie ihn. Klingt wenig martialisch, aber Ente Lippens ist ja auch eine ganz besondere Sorte Held: Ein Antiheld. Wenn Lippens mit dem Ball dribbelte, rief kein Reporter: „Er marschiert!“ Lippens watschelte auf krummen Beinen zum Tor, darum Ente. Unsterblich hat den Holländer Lippens sein Deutschunterricht für einen Schiedsrichter gemacht: „Ich verwarne Ihnen!“ mahnte der Unparteiische. „Ich danke Sie“ antwortete Ente und flog vom Platz.

Doch Ente ist nicht nur lustig. Ente ist ein Guter. Als Bio- Bauer in Bottrop hat er glückliche Schweine gezüchtet und als Landesliga-Trainer die Ökosteuer eingeführt („Wenn ich einen meiner Spieler mit einem FCKW-Deo ertappe, zahlt der 20 Mark.“). Seit er nicht mehr selbst kickt, hat Ente immer wieder auf Offensivverteidigung, Berti Vogts und „die Millionäre“ geschimpft. So mag's das linksbewegte Fußballerherz.

Doch während der Ruhm von Ente über die Jahre noch wuchs, sackte sein Verein Rot-Weiß Essen in die Regionalliga ab. Einen neuen Abstieg soll die Legende nun höchstselbst verhindern: Ente wird Trainer. Seine Methode ist originell: „Ich werde im Archiv graben, um alte Fotos und Filme zu suchen, die von besseren Zeiten Zeugnis geben. Solche Dokumente werde ich den Spielern zeigen, um ihnen zu demonstrieren, daß Rot-Weiß Essen immer vom unbändigen Kampfgeist gelebt hat.“ O Ente! Heute ist es nicht mehr so, wie es früher nie war. Nicht durch alte Fotos animierter Kampfgeist macht Clubs erfolgreich, sondern ein cleverer Geschäftsführer. Daran wird auch der Linksaußen Lippens nichts ändern. Daß er es versucht, wird ihn zur tragischen Figur machen. Zum Antihelden. Robin Alexander

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