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■ QuerspalteNeurose of England

Die Reklamefritzen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Der Fernsehfilm „Diana: Tribut an eine Volksprinzessin“ hat in Großbritannien bereits Rechtsanwälte in Marsch gesetzt und die Fans zum Heulen gebracht. Und in Deutschland liegt mit „The Neurose of England“ sogar schon ein Buch über den ganzen Mythenquark in den Läden. Doch die Werber, denen gern nachgesagt wird, daß sie schnell arbeiten können und verdammt viel sowieso, haben noch nichts auf die Reihe gekriegt. Werbekampagnen, die inspiriert sind vom Tod der Prinzessin? Bisher Fehlanzeige.

Der erste Clip, der mit Hilfe der verblichenen Halbheiligen den Umsatz eines Produkts anzukurbeln versucht, ist jetzt immerhin in Arbeit. In den USA läßt der südkoreanische Kfz-Hersteller Kia einen Spot drehen, in dem Doppelgänger Dianas und ihres Fast-Ehemanns Dodi al-Fayed, gnadenlos gejagt von einer Horde fieser Paparazzi, durch einen Tunnel rasen. Natürlich geht die Geschichte gut aus, und das Diana- Double steigt verschmitzten Blickes aus der Karre. Die Message: Das neue Kia-Modell ist so gut, daß man damit auch mörderische Prominenten-Ablichter abhängen kann. Wenn Dianas besoffener Kutscher damals im Untergrund von Paris einen Kia gesteuert hätte, dann wäre „Candle In The Wind“ irgendein Elton-John-Oldie geblieben.

Da die ersten Berichte über den Spot erst am Sonntag in der britischen Presse erschienen sind, läßt sich nur erahnen, wie die wehrhaften Royalisten reagieren werden. Auf jeden Fall sollten Besitzer eines Kia ihr Auto in den nächsten Wochen in der Garage stehenlassen, um es vor Anschlägen zu schützen. Sorgen bereiten die Berichte über den Werbefilm auch südkoreanischen Unternehmern, die in Großbritannien tätig sind. Viele Imbisse meldeten in den vergangenen 48 Stunden erhebliche Umsatzeinbußen. Wenn Superman Tony Blair, der nach Dianas Tod ihr Kumpel wurde, nicht eingreift, bahnt sich womöglich sogar eine diplomatische Krise an zwischen Großbritannien und Süd-Korea. René Martens

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