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■ QuerspalteGottes Wort für Anfänger

Was macht eigentlich ein Boulevardjournalist, der aus der Szene aussteigen will? Sucht er Rat bei einer Selbsthilfegruppe? Für Nick Page jedenfalls, früher Redakteuer bei Sun, gibt es ein Leben nach dem Krawall. Er hat als Pressesprecher bei einer christlichen Organisation angeheuert und nebenbei das in Großbritannien meistdiskutierte Buch der Saison geschrieben: „The Scroll“ (die Schriftrolle), eine boulevardeske Version der Bibel.

Sein vor ein paar Tagen erschienener Remix des Alten und Neuen Testaments lockt mit Schlagzeilen wie „Archen- Wahnsinn. Familienvater baut riesiges Boot im Garten“ oder „Bringt alle um! Pharao setzt strenge Bevölkerungspolitik durch“. Die katholische Kirche des Landes befürchtet erwartungsgemäß, ihre Schäfchen könnten sich „gekränkt“ fühlen.

„Ich möchte die Bibel wieder interessant machen. Wer kauft sich heute noch diesen alten Schinken? Nicht die Geschichte hat sich geändert, sondern die Sprache“, sagt Page. „The Scroll“ ist allerdings keineswegs als Frühstückslektüre geeignet. Der alte Schinken in neuer Sprache hat immerhin 155 Seiten, also weitaus mehr als Bild am Sonntag in ihren anzeigenseitenstärksten Momenten. Wenn man der nicht unchristlichen Tageszeitung Die Welt glauben kann, holt der aufgeschlossene Gläubige das Ding immer wieder gern aus dem Regal: „Es gibt wirklich viel zu lachen.“

Alles neumodischer Humbug? Iwo! Schon in den 70er Jahren bewiesen geschäftstüchtige Autoren, daß sich beinharte Ideologie leicht in Trivialliteratur verwandeln läßt. Die Bücher hießen damals beispielsweise „Mao für Anfänger“. Diese Form der Popularisierung ist in den 90er Jahren ein bißchen vernachlässigt worden.

Nun, mit maoistischer Denke im Easy Reading-Mix dürfte heute kein Groschen mehr zu verdienen sein. Dennoch dürfte Pages Bestseller nur ein Auftakt sein: Unzählige Literatur-Schinken warten noch darauf, von ehemaligen Boulevard-Schreibern wieder interessant gemacht zu werden. René Martens

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