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■ QuerspalteDer verfluchte Mispelschnaps

So etwas kann Christa Müller nicht erschüttern. Die kunstblonde Weltökonomin von der Saar kennt ihren Oskar in allen Lebenslagen. Und als der am Donnerstag mittag nach Hause kam und so betrunken war, daß er fast den kleinen Carl-Maurice aufweckte, war Christa klar: Mispelschnaps.

Mispelschnaps braucht Oskar Lafontaine immer, wenn es ihm richtig mies geht. Christa erinnerte sich schaudernd: Vor einem Jahr schnappte Gerhard Schröder ihrem viel klügeren Oskar die Kanzlerkandidatur weg. Damals ging Oskar sogar mit zwei Flaschen Mispelschnaps vor die Kameras.

Donnerstag lag der Fall ähnlich. Schon im Finanzministerium hatte Oskar die eiserne Reserve angegriffen: die Notration Mispelschnaps im Safe des Ministerbüros. Und Oskar hatte ihr wieder einen dieser peinlichen Briefe geschrieben. „Liebe Christa. Ich trete von unsere Ehe zurück und wünsche Dir viel Erfolg bei Deiner weiteren Karriere in Politik und Wirtschaft.“ PS: Er habe sowieso immer nur im Saargau Pilze sammeln wollen. Solche Briefe brachte Oskar immer nach Hause, wenn er zuviel Streß im Büro hatte. Christa seufzte, es gibt Schlimmeres: Andere Politiker kippen Koalitionen, brüllen Sekretärinnen an oder erklären Rußland den Krieg. Oskar schreibt Briefe und greift zum Mispelschnaps.

Wie ihre Schwester im Geiste in Washington weiß auch die Hillary von Saarbrücken, wie man machtmüde Männer wieder fit macht. „Oskar, Du brauchst einen freien Tag! Ohne Politik, Telefon und Fernsehen, aber mit selbstgesammelten Pilzen, viel Mistelschnaps und mit mir.“ Dafür war LaFo immer zu haben: „Fressen, saufen, vögeln“ hatte er schon vor Jahren jedem Machthaber empfohlen. Am nächsten Morgen fuhr Christa Oskar noch ins Büro. Er hatte sich wieder eingekriegt und ließ sich sogar Euro und Zielzonen erklären. Nur Zeitungen wollte Oskar an diesem Morgen partout nicht lesen. Erst als der Pförtner des Finanzministeriums sie entgeistert anstarrte, schwante Christa: Hatte Oskar diesmal etwa mehr als einen Brief geschrieben? Robin Alexander

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