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■ QuerspalteGrüße an die Heimat

Wir kennen keine Mörder mehr, wir kennen nur noch Soldaten. Besser gesagt: unsere Jungs. Und mit unseren Jungs fühlen und zittern wir natürlich in diesen Tagen in jeder Fernsehminute. Schließlich hat unser Kanzler, Feldherr über vier Tornados, uns dazu aufgefordert. Und wer diese feuchten Augen vor dunkler Schrankwand gesehen hat, weiß einfach: Unsere Jungs sind bei Gerhard Schröder in besten Händen.

Doch nicht nur bei ihm. Auch Staatssekretär Walter Stützle läßt es an Sensibilität nicht fehlen. Man dürfe bitte nicht von „die Nato bombt“ reden, ließ er die Fernsehnation wissen. Denn: Wie höre sich das denn an? Da hat der Mann wohl recht. Es klingt schrecklich unsensibel. Man sollte vielleicht „die Nato fliegt aus humanitären Gründen über den Balkan, wobei metallische Gerätschaften aus den Tornados herausfallen“ sagen. Oder: „Neue Mission der Nato über Belgrad.“ Oder: „Friedensgeschosse glücklich angekommen.“

Mehr Einfühlungsvermögen und Phantasie möchte man sich auch im Umgang mit dem Wort „Krieg“ wünschen. Denn: Was heißt hier Krieg? Wäre es nicht viel schöner – auch für die tapferen Soldatenfamilien! –, wenn wir von „Operation“, „Eingriff“ oder schlicht von „Flügen“ sprechen würde? Genau genommen sind die Nato-Truppen außerdem eigentlich eine Art Kontaktgruppe, weshalb bei Luftangriffen auch von „Kontakten der Kontaktgruppe“ die Rede sein könnte.

Doch es sind beileibe nicht nur weltanschauliche und linguistische Defizite zu beklagen. Es gibt auch schöne Augenblicke. So wenn Brigadegeneral Helmut Halff ohne Schrankwand, aber mit Mikro in der Hand schneidig in die Kamera sagt: „Herzliche Grüße von den Soldatinnen und Soldaten!“ Das ist nicht nur sehr sensibel, national integrierend und sehr berührend, es ist auch lehrreich. Unsere Jungs sind also auch Mädels, beziehungsweise unserer Jungs sind nicht allein, beziehungsweise der Fortschritt schreitet voran. Da werden die Serben aber staunen. Wir kennen keine Geschlechter mehr, wir kennen nur noch Gerechtigkeit. Silke Mertins

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