■ Querspalte: Pusten, knacken, blasen
Es hat auch sein Gutes. Verflogen die Unsicherheiten, ob Soldaten Sandsäcke sind oder doch das, was Soldaten nun mal sind. Außerdem opfern sich immer mehr Menschen, um ein Lächeln in mein zages Herz zu zaubern. Moderator Kerner zum Beispiel, dem am Mittwoch entfuhr, der Spieler Jeremies hätte „drei Finnen im 16er kaltgemacht“. Ach, „JBK“. Immer hart am Trend. Und immer hart vorbei.
Oder Scharping, der anläßlich der Gefangennahme dreier US-Soldaten das Völkerrecht entdeckte; ganz zu schweigen von seinem Staatssekretär. Walter Stützle war eben noch Chefredakteur einer richtigen Tageszeitung. Jetzt watscht er Interviewer allein dafür standrechtlich ab, daß sie von „Nato- Bombardierungen“ zu sprechen wagen.
Ihm gefalle die Art der Formulierung nicht, sagt er. Ein Chirurg, der kein Blut sehen kann. Niedlich. Wenn ich den deutschen Soldaten etwas wünsche, dann, daß dieser Mann demnächst als Feldgendarm an der Front auftauchen möge, wo immer diese sich auch befinden mag.
Dort reüssiert Hartmut Bagger nimmermehr. Als Generalinspekteur soeben außer Betrieb genommen, verbreitete er auf seiner letzten Pressekonferenz launig, daß der deutsche „Leo“ jedem Serbentank „den Turm wegbläst“. Bunker knacken, Türme wegblasen, Gehirne rauspusten.
Schade, Bagger a.D., das wäre Ihr Job gewesen. Aber warum sollte Berufssoldaten ihre Arbeit eigentlich keinen Spaß machen dürfen? Und, natürlich, J. Fischer, der – pardon, Herr Stützle – einen Bombenstopp über die Feiertage ausschloß: „Es würde niemand verstehen, daß die Christen das Osterfest feiern und die Muslime hingemetzelt werden.“
Was ich nicht verstehe: Sollten „die Christen“ über Ostern auch hingemetzelt werden? Oder im Bunker Eier suchen? Geht es „den Muslimen“ dann besser? Oder J. Fischer vielleicht? Manche machen sich in letzter Zeit über sein Äußeres lustig. Ich nicht. Mich erinnert er an meine Großmutter. Er sollte dieses Gesicht nicht tragen. André Mielke
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