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Äußerst wichtige Rede Heiner Geißlers

Genossinnen und Genossen,

wenn wir heute im Prunksaal des Gürzenich zu Köln versammelt sind, um den XX. Parteitag der CDU zu begehen, so gilt es nach wie vor, an der lichten Zukunftsperspektive festzuhalten, die die unbezwingbaren Ideen des wissenschaftlichen Kapitalismus uns weisen. Aber es wäre dennoch unrealistisch, würden wir nicht den Schatten bedenken, den der in endgültiges Schweigen verfallene ehemalige Vorsitzende auf unsere Versammlung wirft.

Sind wir nicht alle im Geist des großen Führers und Lehrers erzogen worden und haben viele von uns nicht bittere Tränen vergossen, als sein großes Schweigen anhob? Nur wenige wagten seine Autorität in Frage zu stellen. Sie fanden sich in der Verbannung wieder, wie ich selbst, wenn ihnen nicht weit Schlimmeres widerfuhr. Was ist die Erklärung für diese „Erscheinungen“ in einer Partei, die doch seit ihrer Gründung dem Geist des demokratischen Zentralismus verpflichtet war, in der Kritik und Selbstkritik das tägliche Brot der Genossinnen und Genossen war?

Es gibt einige Heuchler, die vom Systemcharakter der jetzt aufgedeckten Fehler sprechen und auch in unseren Reihen das konterrevolutionäre Stichwort vom „Kohlianismus“ zu etablieren versuchen. Diese Krokodilstränen können niemals verschleiern, dass unsere Partei, die CDU, die Partei des ganzen werktätigen Volkes, in ihrer grundlegenden Ausrichtung wie im Verhalten hunderttausender korrekter Kader im Kern ihrer historischen Mission treu blieb.

Die eigentliche Erklärung der Abweichungen Kohls, Genossinnen und Genossen, ist nicht in der Struktur unserer Partei zu suchen geschweige denn in unserem gesellschaftlichen System, sondern in der Persönlichkeit des ehemaligen Führers. Es geht jetzt darum, den „Kult der Persönlichkeit“ anzuprangern, den Kohl den Genossen der Parteileitung und der ganzen Partei aufzwängte.

Aber können wir jetzt Kohl vollständig negieren? Niemals! Wir müssen seine Person allseitig würdigen. Und seine Verdienste bei der Einigung und dem Aufbau unseres Vaterlandes, der Heimat aller Werktätigen, bleiben ebenso unvergessen wie sein Beitrag zum weltweiten Sieg der sozialen Marktwirtschaft!

Alle Delegierten ergeben sich und spenden rhythmisch Beifall. Hochrufe ertönen: „Es lebe Genosse Heiner Geißler!“ „Die Nationale“ erklingt. Christian Semler

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