Quecksilber im Auto: Giftanschlag auf Politkowskaja-Anwältin
Karina Moskalenko vertritt die getötete russische Journalistin Anna Politkowskaja und zahlreiche andere Kreml-Kritiker. Nun wurden in ihrem Auto Quecksilber gefunden.
Auf die Anwältin der Familie der ermordeten russischen Journalistin Anna Politkowskaja, Karina Moskalenko, ist in Strassburg ein Giftattentat verübt worden. Die französische Polizei leitete umgehend ein Ermittlungsverfahren ein, nachdem Moskalenkos Ehemann, ein Chemiker, beim Reinigen des Wagens glitzernde Quecksilber-ähnliche Substanzen entdeckt hatte. In der Woche zuvor hatte die 53-jährige über Schwindel, Husten, Übelkeit und Kopfschmerzen geklagt.
Die im aserbaidschanischen Baku geborene und der Ukraine aufgewachsene Armenierin lebt in Moskau und Strassburg. Moskalenko sorgt sich auch um die Gesundheit ihres Mannes und drei ihrer vier Kinder, die in der vergangenen Woche ebenfalls häufig mit dem Wagen unterwegs gewesen waren. Für den oder die Täter dürfte nicht schwer gewesen sein, das Gift im Wagen der Familie zu platzieren. Der Peugeot habe Tag und Nacht auf der Straße gestanden, wird Moskalenko vom dem Internet-Portal "Kavkaskij Uzel" zitiert.
Derzeit kämpft sie in Strassburg für die Rechte der ermordeten Journalistin Anna Politkowskaja und des Ex-Oligarchen Michail Chodorkowski. Die Liste ihrer Mandanten liest sich wie ein "Who is who" der international bekannten Kreml-Kritiker: Die Familie von Anna Politkowskaja, der frühere Schach-Weltmeister Garri Kasparow, Michail Chodorkowski, der 2006 mit Polonium in England getötete Alexander Litvinenko, die moldawische Journalistin Natalja Morar, die aus ihrer Heimatstadt Moskau nach Moldawien abgeschoben worden war. Sie liessen sich von Moskalenko ebenso vertreten, wie Folteropfer aus Tschetschenien und viele namenlose Opfer in den Mühlen des russischen Strafvollzuges. Als der Europäische Menschengerichtshof in Strassburg 2001 erstmalig öffentlich eine Klage aus Russland verhandelte, vertrat mit Moskalenko erstmals eine Anwältin aus Russland einen Kläger vor dem Menschengerichtshof.
Bekannt geworden war Moskalenko 2000, nachdem ihr in Kalkutta die Freilassung von fünf russischen Piloten gelungen war, die Aufständischen Waffen geliefert hatten. Die Piloten wurden nach über vier Jahren freigelassen, ohne Moskalenko hätte ihnen möglicherweise die Todesstrafe gedroht.
Moskalenko hatte 1976 ihr Jura-Studium in Leningrad abgeschlossen. Danach arbeitete sie als Anwältin. Nach einem Aufbaustudium zu Menschenrechten an der Universität von Birmingham 1994 spezialisierte sie sich auf internationales Recht und Menschenrechte. Heute vertritt sie beim Europäischen Menschengerichtshof in Strassburg mehrere Kläger aus Russland.
Moskalenko sollte am Mittwoch in Moskau an den ersten Anhörungen im Prozess zum Mord an der russischen Journalistin Anna Politkowskaja teilnehmen. Nach Angaben von Anna Stawizkaja, einer weiteren Anwältin von Politkowskajas Familie, könne Moskalenko nun zunächst nicht nach Moskau reisen. Stawizkaja schloss nicht aus, dass ihre Kollegin vor dem Prozess eingeschüchtert werden sollte.
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