Putschversuch des türkischen Militärs: Mindestens 60 Tote
Die türkische Regierung erklärt, die Lage unter Kontrolle zu haben. Hunderte Militärs werden verhaftet. Bei Zusammenstößen sterben viele Menschen.
Das Hauptquartier des Militärs ist seit Samstagmorgen nach Angaben eines hochrangigen Regierungsvertreters unter der Kontrolle von Regierungstruppen. Eine kleine Gruppe leiste aber noch Widerstand. Die Putschisten hätten noch einige Hubschrauber unter ihrer Kontrolle, aber keine Kampfjets. Fünf Generäle seien ihre Posten entzogen worden. Die Angriffe auf das türkische Parlament und den Präsidentenpalast hätten weitgehend aufgehört.
Wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, wurden landesweit 754 Armeeangehörige festgenommen. Teile der türkischen Armee hatten am Freitagabend die Übernahme der Macht verkündet, das Kriegsrecht ausgerufen und eine Ausgangssperre verhängt.
Soldaten bezogen an strategisch wichtigen Punkten in Istanbul und Ankara Stellung, in beiden Städten waren Kampfflugzeuge und Hubschrauber am Himmel zu sehen. Präsident Recep Tayyip Erdogan rief seine Anhänger auf, zu Gegendemonstrationen auf die Straße zu gehen. Es gab Zusammenstöße und Gefechte.
Am Samstagmorgen ernannte die türkische Regierung einen neuen Armeechef. Der bisherige Kommandeur der Ersten Armee, General Ümit Dündar, sei nun kommissarischer Generalstabschef, teilte Ministerpräsident Binali Yildirim mit. Medienberichten zufolge wurde der bisherige Generalstabschef Hulusi Akar von den Putschisten als Geisel genommen, später jedoch befreit.
Zwar hat Präsident Recep Tayyip Erdogan verkündet, dass der Putsch niedergeschlagen worden und die Festnahmen erfolgt seien. Doch war am Samstagmorgen noch immer nicht klar, wer die Kontrolle über das Militärhauptquartier in Ankara hat. Erdogan hielt sich noch am Istanbuler Flughafen auf.
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