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Prozess um Lebensmittel aus dem MüllContainerer freigesprochen

Der Container-Prozess von Döbeln endete mit einem Freispruch. Dem Angeklagten wäre es lieber gewesen, wenn das Gericht gesagt hätte, dass "Containern" nicht strafbar ist.

Christof N. (links) zeigt die Schönheit von Lebensmitteln. Bild: containerprozess

BERLIN taz | Oft kommen sie nachts, mit großen Taschen. Ihr Ziel: Müllcontainer von Supermärkten. Dort finden sich nämlich oft Lebensmittel, deren Haltbarkeitsdatum überschritten ist, die aber noch völlig in Ordnung sind. Christof N. und Frederik V. wurden am 13. April 2010 auf dem Parkplatz des "Marktkauf" in Döbeln von der Polizei kontrolliert. Laut Zeugenaussagen erregte Aufmerksamkeit, dass sich die beiden nachts mit einem Moped und einem Anhänger voll mit Lebensmittel auf dem Supermarktplatz aufhielten.

Die Staatsanwaltschaft Chemnitz erhob Anklage, im Herbst 2010 kam es zum Prozess. Frederik V. stimmte einer Einstellung des Verfahrens gegen Erbringung von 10 Stunden gemeinnütziger Arbeit zu. Christof N. nicht – am Mittwoch, den 21. September 2011 wurde der Prozess gegen ihn mit Freispruch eingestellt.

Freispruch "aus tatsächlichen Gründen". Das bedeutet, dass dem Angeklagten nicht nachgewiesen werden konnte, dass die Lebensmittel wirklich aus den Marktkauf-Containern stammten. "Lieber wäre mir gewesen, wenn das Gericht festgestellt hätte, dass die Lebensmittel aus dem Container stammten, es sich beim Containern aber um eine nicht strafbare Handlung handelt", sagt Christof N. Immerhin hätten diese Waren einen Wert von Null Euro. Doch die Gerichte würden sich derzeit noch um eine Entscheidung zum Containern drücken.

Die Container-Szene ist ein radikaler Arm einer viel größeren Szene, die sich gegen Lebensmittelverschwendung einsetzt. Seit Anfang September wird in vielen deutschen Kinos der Film "Taste the Waste" gezeigt, der sich um Lebensmittelverschwendung dreht. Unter dem Motto "Teller statt Tonne" finden bundesweit Aktionstage gegen Lebensmittelverschwendung statt.

Kritisiert wird nicht nur das Wegwerfen von abgelaufenen Lebensmitteln, sondern auch das Aussortieren von Gemüse, das nicht der Norm entspricht. Beteiligt sind unter anderem Slow Food Deutschland, Brot für die Welt und der Evangelische Entwicklungsdienst.

Christof N. sagt, er werde "auf jeden Fall" weiterhin Lebensmittel vor der Vernichtung retten, "denn sogenannten Müll gibt's genug". Und nicht zuletzt habe die Art und Weise unserer Lebensmittelproduktion "fatale Folgen für Mensch, Tier, Klima und Umwelt".

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8 Kommentare

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  • B
    Blablabla

    @ Scheich Bedreddin:

     

    Nahrungsmittel, die kurz vorm "Ablaufen" sind werden schon sehr oft an die Tafel gespendet und andere Organisationen...nur kann man da nicht allen "Müllbergen", die durch das Wegwerfen von genießbaren Lebensmitteln entstehen, Herr werden.

    Das macht das ganze fast noch trauriger und zeigt auf sehr deutliche Art und Weise, dass einfach von vorneherein zu viel produziert wird bei uns...

  • G
    grafinger

    Liebe® "ge regelt sein", das ist seit dem 1. Januar 1900 im BGB "geeregelt":

    Der Wegwerfende gibt sein Eigentumsrecht mit dem Wegwerfen (noch) nicht auf.

    Damit iat das "Containern" so wie das Sperrmüllsichten eine widerrechtliche Aneignung, vulgo Diebstahl.

    Tatsächlich hatte ein damaliger Kommilitone ein Ermittlungsverfahren am Hals weil er vom großen Haufen herrensloser Fahrräder die bei der Bahnhofsrenovierung zusammengeschoben worden waren und auf den Abtransport warteten einige Teile abmontierte.

  • A
    Anita

    @Scheich Bedreddin

     

    Wenn Aldi abgelaufene Nahrungsmittel verschenkt und sich einer den Magen davon verrenkt, gibt es Klagen und schlechte Presse.

    Das ist im Endeffekt teurer als das Zeug weg zu werfen.

    Das koennte eventuell sogar passieren, wenn man duldet, dass die Leute das Zeug aus den Containern holen.

    Zumindest ist es so, dass man auf seiner Baustelle z.B. Betreten-Verboten-Schilder aufhaengen _muss_, weil man sonst haftbar gemacht wird, wenn jemand auf die Baustelle betritt und sich verletzt.

  • B
    Berliner

    Mein aus der DDR stammender Großvater war Systemgegner. Wegen der ineffizienten 'sozialistischen Mißwirtschaft'. Er habe nämlich selbst gesehen, wie dort 'gute Lebensmittel einfach vergammelten', die vielen Leuten hätten zugute kommen können.

     

    Dann mal willkommen im tollen Kapitalismus *g*

  • S
    Satyr

    Verkehrte Welt:

    Die vorsätzliche Vernichtung von Lebensmitteln muss bestraft werden.

  • SB
    Scheich Bedreddin

    Was spricht denn dagegen, die Nahrungsmittel an Bedürftige, Obdachlose etc. zu verteilen? Warum müssen die Lebensmittel überhaupt weggeschmissen werden? Ist es nicht bezeichnend, dass Lebensmittel lieber vernichtet werden, statt Sie umsonst wegzugeben?

  • JC
    Johnny Cynic

    Und die industrielle Lebensmittelvernichtung zur Enegiegewinnung, "erneuerbare Energien" genannt wird bejubelt.

    Vergleicht doch mal die Entwicklung des Maispreises mit der Anbaufläche von Braugerste...

    Na, habt Ihr es kapiert?

    Da ist das rituelle Wühlen im Aldicontainer doch nur Folklore

  • GR
    ge regelt sein

    Viele Urteile kommen jahrzehnte zu spät.

    Was sagen denn die Urteile zu Hausmüll ? Da haben doch sicher Leute irgendwas gefunden was der Nachbar dann nicht wollte, das der andere Nachbar aus dem Müll fischt und voll krass die Klagen wie bei RTL usw. immer zu sehen ist... (die einzigen "Reality("Alle Handelnden Figuren sind erfunden" im Abspann)Formate die noch weit schwächer sind als die hasserfüllten echten Nachbar-Streitigkeiten.

    Und das jemand z.B. Aktenordner (nur die Akten oder halt auch die Inhalte) o.ä. aus Gewerbemüll "klaut", sollte doch auch schon längst geregelt sein.