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Prozess gegen Topmanager eingestelltPischetsrieder zahlt 100.000 Euro

Er hatte sich "volkstümlich gesagt, nichts dabei gedacht". Nun wurde der Hinterziehungs-Prozess gegen den ehemaligen VW- und BMW-Chef Pischetsrieder eingestellt.

Bester Laune: Bernd Pischetsrieder (r.) und sein Anwalt Markus Gotzens. Bild: dapd

MÜNCHEN dpa/dapd | Der Prozess wegen Steuerhinterziehung gegen den früheren Automanager Bernd Pischetsrieder ist gegen die Zahlung von 100.000 Euro vorläufig eingestellt worden. Als Grund für die Entscheidung nannte der Vorsitzende Richter am Landgericht München am Dienstag Zweifel daran, dass Pischetsrieder vorsätzlich falsche Angaben beim Finanzamt gemacht habe. Die Staatsanwaltschaft und der frühere Chef von BMW und VW stimmten zu.

"Das hat nichts mit dem verhältnismäßig bekannten Herrn Pischetsrieder zu tun. Das hätte das Gericht bei jedem anderen Angeklagten auch gemacht", sagte der Vorsitzende Richter Martin Rieder am Dienstag. Die Staatsanwaltschaft hatte dem 63-Jährigen vorgeworfen, in den Jahren 2000 bis 2003 insgesamt etwa 234.000 Euro Einkommensteuer hinterzogen zu haben. Im Detail ging es darum, dass Pischetsrieder Schuldzinsen aus Darlehen für diverse Immobilienobjekte in München und Chemnitz sowie für ein eigen genutztes Anwesen in Breitbrunn am Chiemsee umgeschichtet und so seine Steuerlast gemindert haben soll.

Pischetsrieder hatte zum Prozessauftakt am Montag bestritten, absichtlich unwahre oder unkorrekte Angaben beim Finanzamt gemacht zu haben. Er habe nichts verschleiert, vielmehr habe er sich "volkstümlich gesagt, nichts dabei gedacht" und niemals mit strafrechtlichen Konsequenzen gerechnet. Pischetsrieders Steuerberater hingegen räumte ein, möglicherweise Fehler gemacht zu haben und sich zu sehr auf die Ergebnisse der Betriebsprüfungen früherer Jahre verlassen zu haben.

Pischetsrieder war von 1993 bis 1999 Vorstandsvorsitzender beim Autokonzern BMW. 2000 wechselte er in den Vorstand von VW und löste dort 2002 Ferdinand Piech als Vorsitzenden ab. 2006 trat Pischetsrieder nach Differenzen mit Piech zurück, sein Vertrag läuft allerdings noch bis 2012 weiter.

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7 Kommentare

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  • CL
    Christian Luttermann

    Natürlich muß er die hinterzogenen € 234.000,- Steuern bezahlen (Vermutlich hat er das schon getan.) und zusätzlich € 100.000,- für die Einstellung des Verfahrens.

  • E
    elka

    @Nouvel Aar: so verstehe ich das auch. er hat quasi bevor er zur zahlung von 234 t€ verurteilt wird plus strafe zu einer zahlung von 100t€ bereit erklärt. nobel der herr!

  • NA
    Nouvel Aar

    Heißt das, Herr P. darf 134.000 Mäuse behhalten?

  • Y
    yberg

    alte nummer,kosten für die selbst bewohnte immobilie auf anlageobjekte umzuswitchen.fragen sie doch mal die dienstleistungsbuden rund ums haus,wie schon bei der auftragserteilung die rechnungslegung oft ein besonderes thema ist.

     

    ebenso ist es nicht unüblich,daß die herrschaften aus der vorstandsetage dienstleistungen in bezug auf ihr

    domizil,wenn es nicht sogar vom unternehmen für kleines geld gestellt wird,vom unternehmen stillschweigend miterlediegen lassen.mir selbst ist ein fall bekannt,wo der vorstand eines immobilienkonzerns,keine rechnungen für sein neu gebautes efh vorweisen konnte,da die hütte quasi nebenbei entstand.

     

    zur eherenrettung von p muß man erwähnen,daß er sich dem verfahren gestellt hat mit allen nachteilen für seine person in der öffentlichkeit.ihm wär es sicher möglich gewesen sich gegen zahlung einer bestimmten summe den öffentlichen auftritt zu ersparen.

     

    zudem hat er noch das pech in bayern zu leben,wo "hast was biste was" zumindest bei der justiz nicht

    gilt,im gegenteil,dawerden selbst die hochmögende exvorstände der landesbank vorn kadi gezerrt,wie zum beispiel der hauptgeschaftsführer des bundesverbandes der deutschen banken herrn michael

    kemmer

  • S
    Sigmund

    "Ick hab meer nix dabei g'dacht"

     

    Auch auch ein Hartz IV-empfänger mit 5 Taler Überzahlung sich damit rausreden kann?

  • D
    Dickerhals

    Wer ist denn so bescheuert und glaubt, dass Herr Pischetsrieder seine Steuererklärung noch selber erstellt?

     

    Das werden mit Sicherheit ein Steuerberater bzw. die gut ausgebildeten Mitarbeiter der entsprechenden Steuerkanzlei erledigen.

    Und das bei denen aber rein garnichts im Sinne von "dabei haben wir uns aber nichts gedacht" passiert, ist doch wohl mehr als klar.

    Selbstverständlich wird der feine Herr Pischetsrieder auch erklärt bekommen haben, wenn nicht sogar selber initiiert, was seine Steuererklärung an finanziellen Hin-und Herschiebereien enthält.

     

    Ein Narr wer glaubt, Hr.P. würde seine Unterschrift unter irgend ein Dokument setzen, dessen Inhalt er nicht absolut verstanden hat.

     

    Wieder eins von vielen Beispielen der sich bei uns immer mehr ausbreitenden Zweiklassenjustiz.

  • O
    Observer

    Es zahlt sich doch eben aus, wenn man die richtigen Leute wie Staatsanwälte, Richter usw. kennt, und mit denen oft zusammen auf Partys geht und zusammen Golf spielt (Z. B.)Da wird dann auch mal ein Verfahren eingestellt, wo sonst Leute in den Knast wandern. Ist doch da oben immer so. Ob Ackermann, Zumwinkel oder der jetzt. Diese Typen kommen immer damit durch. Und am Ende hat es sich für sie gerechnet. Dieses Land ist durch Korruption und Vetternwirtschaft und Lobbyismus so verkommen. Wir sind da mittlerweile auch nicht mehr anders als Kongo oder diese Länder.