Prozess gegen Studenten in der Türkei: Knast wegen Erdogan-Beleidigung
Während der Gezi-Proteste 2013 soll ein Student den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan als „Diktator“ bezeichnet haben. Dafür muss er ins Gefängnis.
![](https://taz.de/picture/59373/14/gezipark_prozess_13.3..jpg)
ANKARA afp | In der Türkei muss ein Student ins Gefängnis, weil er Präsident Recep Tayyip Erdogan einen „Diktator“ genannt hat. Wie die Online-Ausgabe der Zeitung Hürriyet am Freitag meldete, beläuft sich die Strafe gegen den angehenden Ingenieur Aykutalp Avsar auf 14 Monate Haft. Demnach wurde Avsar am Donnerstagabend im zentralanatolischen Kayseri verhaftet. Erdogan bekräftigte unterdessen seine vehemente Kritik an seinen Gegnern.
Avsar hatte während der regierungsfreindlichen Gezi-Unruhen im Jahr 2013 bei einer Protestveranstaltung in Kayseri den damaligen Ministerpräsidenten Erdogan einen „Diktator“ genannt, wie der Fernsehsender IMC meldete. Daraufhin wurde der Student verurteilt und am Donnerstag schließlich verhaftet. Avsars Anwalt will gegen die Haftanordnung Beschwerde einlegen.
In jüngster Zeit gehen die türkischen Behörden, teilweise auf Antrag von Erdogans Anwälten, verstärkt gegen angebliche Beleidigungen des Staatsoberhauptes vor. Vergangene Woche wurde im zentralanatolischen Konya ein Strafprozess gegen einen 16-jährigen Schüler eröffnet. Ein 13-jähriger im westtürkischen Ayvalik wurde verhört, ein 17-jähriger in Antalya erhielt eine Bewährungsstrafe.
Erdogan selbst griff in einer Rede am Freitag die Gezi-Protestbewegung erneut mit scharfen Worten an. Die türkische Jugend bestehe weder aus „den Vandalen, die Sie bei Gezi gesehen haben“, noch aus „Provokateuren in Röcken, die die Straßen in Brand setzen“, sagte Erdogan seinen Zuhörern. Damit spielte er auf die Teilnehmer einer kürzlichen Kundgebung in Istanbul an, bei der Männer in Röcken auf die Straße gingen, um gegen die in der Türkei weit verbreitete Gewalt gegen Frauen zu demonstrieren.
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