piwik no script img

Prozess gegen Gründer von Silk RoadUlbricht schuldig gesprochen

Als „Ebay für Drogen“ wurde Silk Road bekannt. Dem Gründer Ross Ulbricht droht nach dem Schuldspruch nun lebenslange Haft. Doch längst sind Nachahmer online.

Hatte bis zuletzt geschwiegen: der Gründer von Silk Road, Ross Ulbricht. Bild: ap

NEW YORK dpa | Der Gründer der Online-Drogenbörse Silk Road, Ross Ulbricht, muss sich auf eine lange Haftstrafe einstellen. Eine Jury des zuständigen Bezirksgerichts von Manhattan befand den 30-Jährigen am Mittwoch (Ortszeit) in allen Anklagepunkten für schuldig. Die US-Regierung wirft Ulbricht unter anderem Verschwörung zum Handel von Drogen und Waffen im Internet vor. Er war im Oktober 2013 vom FBI verhaftet worden.

Ulbricht war nach Meinung der Jury ab Anfang 2011 unter dem Pseudonym „Dread Pirate Roberts“ der Betreiber der als „Ebay für Drogen“ bekanntgewordenen Ursprungsversion der illegalen Online-Plattform Silk Road. Seine Anwälte stritten dies bis zuletzt ab. Er habe die Seite zwar entwickelt, sich dann aber rasch zurückgezogen. Ulbricht selbst sagte bei dem dreiwöchigen Prozess in New York nicht aus.

Innerhalb von zweieinhalb Jahren sollen auf Silk Road laut Anklage kriminelle Geschäfte, in erster Linie Drogen-Deals, im Wert von 1,2 Milliarden Dollar abgewickelt worden sein. Der Betreiber soll Gebühren zwischen acht und 15 Prozent pro Transaktion genommen haben. Ulbricht war vom FBI gestellt worden, als er im Forenbereich von Silk Road, eingeloggt im Betreiberkonto mit dem Nutzernamen „Dread Pirate Roberts“, mit einem Undercover-Agenten chattete.

„Ulbrichts Festnahme und sein Schuldspruch – ebenso wie unsere Beschlagnahmung von Silk-Roads-Bitcoins im Wert von Millionen Dollar – sollten eine klare Nachricht an Jeden senden, der versucht ist, kriminelle Unternehmen im Internet zu betreiben“, teilte US-Bundesanwalt Preet Bharara mit. Die vermeintliche Anonymität des „Dark Web“ sei kein Schutzschild gegen Festnahmen und Anklagen.

Als „Dark Web“ wird eine Untergrund-Nische des Internets bezeichnet, die nur durch Anonymisierungsdienste wie TOR erreichbar ist. Einige Prozessbeobachter sehen in dem harten Durchgreifen der Regierung gegen Ulbricht eine Art Exempel. So solle gezeigt werden, dass der Staat auch in den dunklen Ecken des Netzes die Kontrolle habe.

Tausende Stunden Ermittlungsarbeit

Die US-Regierung hat keine Mühen gescheut, um Silk Road auszuheben. So unterhielt ein verdeckter Ermittler bis zu 18 Nutzerkonten auf der Plattform und verbrachte über zwei Jahre „tausende Stunden“ dort, wie er vor Gericht aussagte. Der Agent arbeitete sich bis zum Administrator hoch und gewann das Vertrauen von „Dread Pirate Roberts“, was dem letztlich zum Verhängnis wurde.

Diverse auf seinem Laptop sichergestellte Dokumente, für Silk-Road-Transaktionen verwendete Bitcoins im Wert von Millionen Dollar sowie ein ehemaliger Wegbegleiter und Ermittler belasteten Ulbricht vor der Jury schwer. Einige Zeugen, die die Verteidigung für wichtig hielt, wurden vom Gericht nicht zugelassen. Ulbrichts Strafmaß soll am 15. Mai verkündet werden, ihm droht schlimmstenfalls eine lebenslange Haftstrafe.

Trotz der erdrückenden Beweislage bleiben Zweifel, ob Ulbricht Silk Roads alleiniges Mastermind „Dread Pirate Roberts“ gewesen ist. So sagte „DPR“ dem US-Magazin Forbes im Juli 2013: „Ich habe Silk Road nicht gestartet, es war mein Vorgänger“. Auch die Wahl des Pseudonyms spricht eher gegen einen Einzeltäter – es stammt aus dem Film „The Princess Bride“ von 1987 und steht dort für einen Charakter ohne klare Identität.

Nachdem die Ermittler das Original von Silk Road geschlossen hatten, gingen immer wieder Nachahmerseiten online. Nur einen Monat nach Ulbrichts Festnahme war bereits eine neue Version des kriminellen Online-Marktplatzes unter dem Namen Silk Road 2.0 am Start. Im November 2014 wurde auch sie vom FBI dichtgemacht und der Programmierer Blake Benthall festgenommen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Walter?