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Prozess gegen Ex-No-Angels-SängerinUnter die Gürtellinie

Die Ex-No-Angels-Sängerin Nadja Benaissa soll einen Mann mit HIV angesteckt haben. Am Montag hat ihr Prozess begonnen. Was der Fall über den Umgang mit dem Virus sagt.

Nadja Benaissa: Dass vor einem Prozess die Unschuldsvermutung gilt, ist in ihrem Fall zur Nebensache geworden. Bild: dpa

Nadja Benaissa ist HIV-positiv. Der Staatsanwaltschaft Darmstadt ist es geschuldet, dass ganz Deutschland das weiß. Einer ihrer Sprecher ließ verlauten, dass die ehemalige Sängerin der Popgruppe No Angels ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt haben soll, ohne den Liebhabern ihre Infektion mitzuteilen. Einen soll sie angesteckt haben. Im April 2009 wurde die Sängerin deswegen kurz vor einem Auftritt verhaftet und saß zehn Tage in Untersuchungshaft.

Am 16. August beginnt nun der Prozess gegen die 28 Jahre alte gebürtige Frankfurterin vor dem Amtsgericht Darmstadt. Egal wie er verläuft, er wird wie eine Schablone sein, in die der verkorkste Umgang, der vielfach mit HIV und Aids gepflegt wird, eingeritzt ist.

Die Infektionen

Der Prozess

Der Termin: Am 16. August beginnt in Darmstadt der Prozess gegen Nadja Benaissa. Ihr wird vorgeworfen, mit insgesamt drei Menschen ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt zu haben, ohne diesen ihre HIV-Infektion zu offenbaren. Enden soll der Prozess am 26. August.

Die Sängerin: Nadja Benaissa, 28, wurde im Jahr 2000 mit der Casting-Popband No Angels bekannt. Wegen der nun im Prozess verhandelten Vorwürfe wurde sie am Osterwochenende 2009 kurz vor einem Auftritt festgenommen. Im Juli 2009 äußerte sie sich erstmals öffentlich zu ihrer HIV-Infektion. Ein Jahr später, im Juli 2010, stieg sie bei den No Angels aus.

Noch immer nimmt die Zahl der Menschen, bei denen eine HIV-Infektion diagnostiziert wird, zu. Nach neuesten Zahlen des Robert-Koch-Instituts gab es 2009 insgesamt 2.856 Erstdiagnosen. Ein Jahr zuvor waren es 2.843. Ungefähr 20 Prozent aller Infizierten sind Frauen.

Männer, die Sex mit Männern haben, sind mit 67 Prozent die größte Risikogruppe. Bei ihnen stieg die Zahl der Neuinfektionen im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozent. Hingegen ging sie bei Drogenkonsumenten, die Spritzen benutzen, um 20 Prozent zurück. Rückläufig sind die Neudiagnosen auch bei Migranten aus sogenannten Hochrisikoländern in Osteuropa und Afrika - mit 6,3 Prozent.

Was aber oft ignoriert wird: Heterosexuelle sind mit 17 Prozent die zweitgrößte Risikogruppe. Dort haben die Neuinfektionen 2009 ebenfalls zugenommen, um 3,2 Prozent. Es stimmt also nicht, dass HIV und Aids ein Problem der anderen ist - der Schwulen, Afrikaner, Prostituierten und Fixer. Der Fall Nadja Benaissa spielt im nicht anderen, im heterosexuellen Milieu.

Safer Sex

Da die mögliche HIV-Übertragung beim Geschlechtsverkehr geschehen sein soll, wird Safer Sex als Thema in dem Prozess gegen Benaissa nicht ausgeklammert werden. Haben sie? Haben sie nicht? Infektionen sind allerdings auch möglich, wenn ein Kondom reißt.

Die antiviralen Medikamente bei HIV-Infektionen sind mittlerweile so gut, dass Betroffene ein normales Leben führen und eine normale Lebenserwartung haben können - wenngleich die Medikamente starke Nebenwirkungen haben. Zudem ist eine infizierte Person, die so gut medikamentös eingestellt ist, dass die Viruslast mindestens ein halbes Jahr unter der Nachweisgrenze liegt und sie keine anderen sexuell übertragbaren Krankheiten hat, eigentlich nicht infektiös, sagt Marianne Rademacher, Ärztin und Referentin der Deutschen Aidshilfe.

Ob sich dies auf sorgloseren Umgang beim Sex auswirkt, ist offen. Aber will man das im Prozess tatsächlich alles abfragen? War Benaissa medikamentös gut eingestellt? War der Umgang mit der HIV-Infektion beim Sex ein sorgloser? Und wenn ja, wer war sorglos? Gibt es eine Rangordnung der Verantwortung?

Die Übertragungswege

HIV gehört zu den schwer übertragbaren Krankheitserregern. Das Virus ist außerhalb des menschlichen Körpers unter Alltagsbedingungen nicht lebensfähig. Medizinisch belegt ist, dass Sperma und Blut stark viral belastet sind, stärker als Scheidensekret und Muttermilch. Übertragen werden kann das Virus nur, wenn es in ausreichender Menge direkt in die Blutbahn oder auf die Schleimhäute gelangt - etwa wenn eine Frau ihre Menstruation hat und der Mann kleine Hautrisse am Penis oder im Anus. Während der Periode ist das Infektionsrisiko für die Frau wie für den Mann erhöht. Es gibt jedoch Hinweise, dass HIV leichter vom Mann auf die Frau übertragen wird als umgekehrt. Natürlich kommt es auch noch auf die sexuellen Praktiken an.

Nadja Benaissas intimes Leben wird im Prozess wohl gescannt werden. Ihre eigene Infektion - seit wann? Wie erworben? Seit wann weiß sie es? Ihr Leben wird zur Sprache kommen: dass sie als Teenager auf Trebe war, dass sie cracksüchtig war, dass sie mit 17 Jahren eine Tochter zu Welt brachte. Wie wird vermieden, dass daraus subjektive Schlüsse gezogen werden? Wie verhandelt man subjektive Fantasien auf neutralem Terrain?

Die Nachweisbarkeit

Die Staatsanwaltschaft Darmstadt klagt Nadja Benaissa wegen gefährlicher Körperverletzung an, weil sie einen Liebhaber mit HIV infiziert haben soll. Der Nachweis, wer wen infiziert hat, ist jedoch nicht so einfach. Zum einen mutiert das Virus im Körper. Bis zu vier Monate nach der Infektion müsste der Virenstamm analysiert sein, sagt Ärztin Rademacher. Und Ulrich Markus vom Robert-Koch-Institut ergänzt: Aber selbst wenn zwei Infizierte denselben Virenstamm haben, könne man nicht sicher sein, wer wen angesteckt habe. Zudem dürfen weder die eine noch die andere Person in der Zwischenzeit mit einem Dritten Kontakt gehabt haben. Sonst könnte als Überträger auch noch der Dritte fungieren.

Sollte dies alles zur Sprache kommen, dann wird das Sexualleben von Benaissa und dem klagenden Exliebhaber minutiös durchleuchtet.

Tabu HIV

Nadja Benaissa hat ihren Sexualpartnern verschwiegen, dass sie HIV-positiv ist. Schon das ist laut Gesetz ein Vergehen: versuchte gefährliche Körperverletzung. Kommt es zu einer Ansteckung, ist es gefährliche Körperverletzung. Mögliche Höchststrafe: zehn Jahre Gefängnis.

Warum aber verschweigt jemand eine HIV-Infektion? Und hat er oder sie dafür nicht gute Gründe, die viel über die Gesellschaft sagen? Denn deren Umgang mit HIV und Aids ist kein guter. Als "Schwulenseuche" wurde und wird die Infektion bis heute begriffen. Aids und HIV hängt der Nimbus sexueller Abweichung an. Vorschläge von Zwangstests und separater Internierung ähnlich den Aussätzigen im Mittelalter wurden von Politikern immer wieder einmal gefordert. Dass die Krankheit sich quer durch die Gesellschaft zieht, dass Familienväter positiv sind, genauso wie Mütter, wird nicht gesehen. Dabei ist es medizinisch mittlerweile möglich, als HIV-Positive gesunde Kinder zur Welt zu bringen.

Wer HIV-positiv ist, wird vermeiden, dass seine Infizierung öffentlich wird. Denn HIV gilt als schuldhaft erworbene Krankheit. Die schiefen Blicke, die gefürchteten Nachteile im Beruf, die Angst vor sozialer Ausgrenzung sind zu große Hürden. Nadja Benaissa wurde von der Staatsanwaltschaft geoutet. Gegen ihren Willen.

Die Vorverurteilung

Erstmals wird jetzt eine prominente Frau angeklagt, einen Mann mit HIV angesteckt zu haben. Da es sich um eine Person des öffentlichen Lebens handelt, wird groß darüber berichtet. Dass vor einem Urteil die Unschuldsvermutung gilt, spielt kaum eine Rolle. Früher wurde man nach der Verurteilung zur Strafe an den Pranger gestellt. Heute geschieht dies durch die Berichterstattung schon vorher. Die mediale Öffentlichkeit wird zum modernen Pranger.

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19 Kommentare

 / 
  • JM
    Julie M.

    Wie erbittert jeder hier diskutiert, dabei scheinen manche noch nicht einmal den Unterschied zwischen AIDS und HIV zu kennen.

    HIV, ein sehr persönliches, intimes, angstbesetzes Thema, das aber eben auch den Nächsten etwas angeht. Eine Beziehung sollte soviel Vertauen beinhalten, dass man darüber reden kann, um zu schauen, wie man damit umgeht. Geht es um schnelle Party-Abenteuer, so bin ich der Meinung, dass die Verantwortung auf beiden Seiten liegt: Jeder weiss heutzutage, was für ein Risiko er eingeht, wenn er sich auf ungeschützen Sex einlässt!?!

    Dennoch bin ich der Meinung, dass nicht alles an die breite Öffentlichkeit getragen werden muss. Nadja tut mir leid. Wie alt war sie damals? Wer kann nachvollziehen, was die Diagnose für sie bedeutet hat? Und in was für eine Krise wird sie der Medienrummel jetzt noch stürzen? Nicht jeder kann sich dem (eine HIV-Diagnose) sofort stark und selbst bewusst stellen. Natürlich tut mir auch der Mann leid, der sich evtl damals an ihr infiziert hat, doch auch da sage ich: heutzutage liegt eine grundsätzliche Verantwortung auf beiden Seiten!

  • B
    bambi

    Solange der "Befürworter von AIDS " in Rom dafür sorgt,das die Krankheit weiter grassiert, wird diese nur schwer einzudämmen sein.

  • T
    tageslicht

    Liebe Frau Schwab,

     

    wenn ich eine fertige Meinung vorgesetzt und als Artikel statt als Kommentar verkauft haben will, "lese" ich die BLÖD.

    Genau das nervt mich an der taz so. Halten Sie ihre Leserschaft für so unmündig, sich kein eigenes Bild machen zu können?

     

    Zum Fall: Es wird sich zeigen, ob und wie schuldig die Angeklagte ist. Dass sie ihre Erkrankung den Partnern verschwiegen hat, muss aber als Fakt angesehen werden; ich glaube kaum, dass sich jemand dann ungeschützt dem Risiko aussetzt.

     

    @ anonym:

     

    Schon mal was von Punkt- und Kommasetzung gehört?

    Außerdem: Klar stecken Frauen seltener Männer an als umgekehrt, ABER: Im Fall Benaissa waren es ja 5 Typen, und das einer davon angesteckt wird, klingt jetzt zumindest nicht übermäßig konstruiert. Ich finde Ihren Umgang außerdem absolut verantwortungslos. Ein Kondom kann platzen. Und dem Kläger schon mal pauschal die Schuld zuzuschreiben halte ich für absolut fahrlässig. Sie wünschen sich doch sicherlich ein faires Verfahren für Nadja, warum vorverurteilen Sie dann den Kläger?

  • A
    anonym

    die meisten hier haben doch gar keine Ahnung was sie ueberhaupt reden!

    Ich bin selbst seit mittlerweilen 10 jahren hiv positiv lege grossen wert darauf meine sexpartner zu schuetzen, da ich durch meine HIV infektion ein grosse verantwortung habe. heisst aber noch lange nicht das ich jedem mit dem ich ins bett gehe sofort zu offenbaren habe das ich hiv positiv bin, ich greife dann eher zur safesex variante und passt da anstatt das jedem auf die nase zu binden! ich weiss auch das ein grossteil der menschen immer wieder andauernd ja so gar jeden tag unsafen sex haben das sehe ich im wieder im eigenen freundeskreis( besonders heteros das sie nicht zu risikogruppe gehoeren oder dies denken!) und ueberall da wird das virus einfach ignoriert1 ich kenne leute den ich mich GEGENUEBER GEOUTET habe die es drauf anlegen wollten mit mir ungeschützten sex zuhaben um sich anzustecken oder die der meinung sind sie sind resistent udn koennen hiv nicht bekommen bis hin das ein mann der wusste das cih positiv bin mit dem ich safe sex hatte mich dann mal irgendwann ohne gummy gefickt habe ich habe ihne mehrmals gefragt warum er das tat= keine antwort! ich kann nadja sehr gut verstehen sich nicht jeden zu outen! Es ist traurig da wir im 21.Jahrhundert leben,trotzdem wird man als hiv + von den meisten menschen wie der letzten dreck bzw .wie ein Stück Scheisse behandelt da sie der Meinung sind das der hiv + infizierte kranke mensch weniger wert ist ! Schaut euch doch mal um 1.Dezember, wie viel menschen stecken sich ne Aidsschleife an? dieses Thema geht jeden was an jeder sollte ein tragen und nicht nur am Weltaidstag!!

     

    Es ist sehr traurig das so ein grosses Thema so ignoriert wird!

    Es betrifft ja Gott sei Dank auch nur Homos, Drogensuechtige und Nutten Sehr sehr traurig unsere Gesellschaft . Weil ein Mensch hiv + ist heisst das nicht das er oder sein leben weniger wert ist als eines nicht infizierten Menschens, leider wird man trotzdem so von nicht infizierten behandelt wenn man sich hiv + outet daher kann Ich gut verstehen das Nadja das verheimlicht hat was auch ihr gutes Recht zu schützen vor Demütigungen und damit sie nicht wie eine Aussaetzige behandelt wird und dazu noch bemitleidet wird!so wird mann oft behandelt sobald man sich geoutet hat!

     

     

    Vielleicht wollte der Typ sie ja auch ohne Gummi ficken und will jetzt nur an Ihre Kohle!?

     

    Ich halte es für fast unwahrscheinlich das er sich bei nadja angesteckt hat den so einfach ist die Ansteckungsgefahr/risko von Frau zu Mann nicht wie beim Mann zu Mann oder Mann zu Frau.

     

    Er hat ja offenssichtlich seinen Schwanz ohne Schutz in Nadja reingesteckt dann ist Er auch selbst dran schuld. Er hat genauso viel VERANTWORTUNG SICH SELBST ZU SCHÜTZEN DEN SCHUH KANN MAN NICHT NUR dem Hiv Postiven anziehen.Nur weil Ich nicht positiv bin heisst das noch lange nicht das ich mich nicht zu schützen haben und Ohne Kondom in der Weltgeschichte rumvöglen kann!

  • M
    MeinName

    Ob es strafbar ist, die eigene HIV-Infektion SexualpartnerInnen gegenüber zu verschweigen, hängt meines Wissens nach davon ab, ob Kondome (bzw. andere Barrieren, wie Lecktücher) verwendet werden. Solange eine solche Barriere besteht, kann man die andere Person ja auch nicht anstecken (sollte die Barriere reißen, muss man die Infektion natürlich sofort offenlegen, um eine Postexpositions-Prophylaxe zu ermöglichen).

  • S
    Steffi

    @ Herr Ning:

    Sehr gut ausgedrückt; find ich auch.

     

    Was mich zusätzlich mal interessieren würde, dass es als Körperverletzung gilt, eine ansteckende, (wenn auch "nur" potentiell) tödliche Krankheit jemandem zu verschweigen, mit dem man etwas veranstaltet, der sich dabei anstecken könnte, das gilt doch todsicher nicht nur für HIV und Sex, oder?

    Keine Frage, dass speziell mit diesem Thema (HIV und Sex) in unserer Gesellschaft in unzähliger HInsicht auf fragwürdige Weise umgegangen wird, aber wenn die strafrechtliche Beurteilung auch für Ebola und "was-immer-Ebola-übertragen-kann" gilt, dann ist das überhaupt nicht der springende Punkt. Dann kann man die Angelegenheit sehr wohl auf die wissentliche und absichtliche Gefährdung von Menschenleben "reduzieren", ohne etwas Wesentliches außer Acht zu lassen.

  • W
    Win

    Etliche der Kommentare hier ignorieren schlicht die Unschuldsvermutung und bestätigen damit bravourös den Tenor des Artikels.

  • EB
    edna barlung

    Ja, der Medienpranger: Tüchtig von der taz an den Pranger gestellt! Wie gut wir doch sind, wie schön wir die Mißstände benennen!

    Ihr seid noch verlogener als bild, weil die wenigstens ehrliche Schweine sind. Ihr versteckt Euch hinter irgendeineer Gutmenschenidentität, verdient aber genauso an dem Hechelspiel wie all die anderen. Und das wird schön verbrämt. Und das ist wirklich zum Kotzen!

  • TT
    Thomas Träger

    Hierbei geht es wohl nicht um die Vorverurteilung sondern mehr um die Fassungslosigkeit der Menschen die ein solches Verhalten nicht nachvollziehen können. Mit häufigen Partnerwechsel steigt auch die Verantwortung des neuen Sexpartners gegenüber. Das es ansteckende und eventuell tödlich verlaufende Krankheiten gibt ist wohl jedem bekannt. Wer hier absichtlich ungeschützt seinen Partner gefährdet muss auch die Konsequenzen tragen.

  • US
    Uwe Sak

    Wer in der Öffentlichkeit steht, kann sich kaum darüber beschweren, dass derartiges an die Öffentlichkeit gelangt.

    Auch wenn dér Umgang mit HIV schwierig ist, auch wenn dem Mann eine Mitveratwortung zufällt: Hat sie eine HIV-Infektion verschwiegen, dann wird sie zurecht verantwortlich gemacht.

    Eine Vorverurteilung ist fehl am Platze, eine Vor-Freisprechung aber auch.

  • HN
    herr ning

    1. ist es ja keine neuigkeit, dass "Die mediale Öffentlichkeit" "zum modernen Pranger" wird. machts nicht besser, aber das ist nun wirklich keine besonderheit dieses falls bzw. irgendetwas "Was der Fall über den Umgang mit dem Virus sagt.".

     

    2. sicherlich der öffentliche umgang ist an vielen stellen "kein guter". keine frage.

    ABER: weder dieser umgang, noch irgendwelche absurden forderungen irgendwelcher leute in der vergangenhiet und gegenwart, noch die tatsache, "dass Familienväter positiv sind, genauso wie Mütter" (was denn bitte, wenn diese es nicht wären?? würde das etwas ändern?!)rechtfertigen auch nur im geringsten das warum es hier geht: Körperverletzung.

    diese fragen:"Warum aber verschweigt jemand eine HIV-Infektion? Und hat er oder sie dafür nicht gute Gründe, die viel über die Gesellschaft sagen?" - in diesem zusammenhang offenkundig zur relativierung der schuld in den raum gestellt - sind daher in diesem fall einfach nicht angebracht.

    es ist löblich, wenn jemand nicht einfach nur die promi-kriminal-schlagzeile an sich wiedergeben möchte. es ist löblich, wenn jemand einen artikel über den umgang der öffentlichkeit bzgl. aids schreiben möchte. aber: wenn der versuch dies dann evtl. zusammenzuführen in der - womöglich ungewollten - relativierung eines starftatbetsandes, der zu recht einer ist, mündet, ist das eher nicht so angebracht.

  • L
    LinksGräfin

    musste das wirklich sein: die offenlegung des anklagevorwurfs durch die staatsanwaltschaft? weil nadja benaissa eine "öffentliche person" ist? na und? ja, ja, rechtstaat, gesetze, vorschriften ...

    hier wurde die hexenjagd auf eine junge frau eröffnet, die sich erfolgreich aus ihrem ganz persönlichen elend geackert hatte. ihr sexualleben geht - außer ihren partnerInnen - niemanden was an. und ihre erkrankung genauso wenig. ich drücke ihr die daumen, ganz fest!!!

    p.s. sehr guter kommentar: rund, schlüssig, menschlich!

  • S
    schmunzelhase

    Ich bin froh über diesen Artikel von taz.de. Es handelt sich nier endlich mal um einen Artikel, der ein adäquates Bild der HIV-Infektion in der heutigen Zeit vermittelt.

     

    Die angesprochen Tatsachen, dass eine HIV-positive Person heute eine nahezu normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität hat und dass eine adäquat behandelte HIV-poisitve Person nicht mehr infektiös ist sind Themen, die der breiten Masse nicht vorenthalten werden dürfen. Denn es sind Fakten, die zu einer Entstigmatisierung HIV-positiver Menschen beitragen.

     

    Die Darstellung von HIV als totbringende Krankheit. Die Behaptung HIV endet immer tötlich. Der Vorwurf, mit HIV dürfe man keine Kinder bekommen. All dies sind Behauptungen und Vorwürfe, die nicht mehr zeitgemäß und schlichtweg falsch sind. HIV heute hat ein anderes Gesicht.

     

    HIV heute bedeutet bei regelmäßiger ärtzlicher Behandlung und Therapie eine normale Lebenserwartung, eine gute Lebensqualität, die Möglichkeit normal arbeiten zu gehen, gesunde Kinder zu zeugen und zu gebähren.

     

    Und es ist wichtig, dass der Bevölkerung dies mitgeteilt wird, ohne die gängigen Präventionsbemühungen zu untergraben. Nur so ist es möglich die Stigmatisierung HIV-positiver Menschen einzudämmen. Denn das Stigmata ist heutzutage das Hauptproblem der HIV-Infektion.

     

    Dank für den aufklärenden Artikel.

  • G
    Gunter

    Auch wenn es niemand gerne hört oder wahrnehmen möchte, die Angabe im TAZ Arikel:"Rückläufig sind die Neudiagnosen auch bei Migranten aus sogenannten Hochrisikoländern in Osteuropa und Afrika - mit 6,3 Prozent" stimmt so nicht. Sondern im aerzteblatt.de steht:

     

    "Berlin – Während HIV-Infektionen in der Vergangenheit vor allem unter homosexuellen Männern (MSM) und i.v.-Drogenabhängigen verbreitet waren, ist in den letzten Jahren ein Migrationshintergrund häufiger geworden. Nach aktuellen Angaben im Epidemiologischen Bulletin (5/2010; 39-44) haben ein Drittel aller neu diagnostizierten Patienten einen Migrationshintergrund, darunter viele aus den Hochendemieregionen in Subsahara-Afrika."

     

    Nun liebe TAZ wer hat Recht ?

  • M
    Martin

    Der Konflikt läßt sich einfach zusammenfassen: Einerseits bedeutet auch geschützter Sex mit HIV-Infizierten ein Risiko, andererseits haben natürlich auch Infizierte ihren Sextrieb. Nie mehr Sex oder nur mit anderen Infizierten (schwer, weil man gezwungen ist, seine Krankheit zu verheimlichen), das ist kaum einzuhalten. Wer meint, er würde das durchhalten, werfe den ersten Dildo.

  • H
    Hans

    Mag sein, dass es was Privates ist und nicht darüber berichtet werden sollte! Würde ich auch besser finden.

    ABER: sie wusste von ihrer Krankheit und hat andere angesteckt, die Ansteckung hätte verhindert werden müssen (Möglichkeiten gibt es). Also muss sie auch vor Gericht gestellt werden dürfen und das Gericht muss dann ein Urteil finden. Persönlich bin ich für eine Bestrafung, sollte sie schuldig sein, weil es in der Tat eine schwere Körperverletzung ist und somit auch entsprechend bestraft werden muss!

  • M
    mhhh

    1. Einspruch: Aids wird schon lang nicht mehr als Krankheit gesehn, die nur Randgruppen befällt. Auch dritte welt, osrteuropäische und asiatische Lände haben damit verstärkt zu kämpfen.

    2.Einspruch: Frau B. ist eine person des öffentlichen Lebens, sie hat hierdurch vorteile erhalten, ob nun kapitale oder andere. weshalb soll nun bei negativen nachrichten, diese öffntlichkeit wieder ausgeblendet werden?

    3.Einspruch: falls es zutreffen sollte, das sie jemanden infiziert hat(wie dies festgestellt werden soll, is mir schleierhaft), so muss sie mit den konsequenzen leben.

  • LW
    lukas Wagenmacher

    HIV gilt nicht nur, sondern IST in den meisten Fällen auch eine schuldhaft erworbene Erkrankung.

     

    Wenn die Leute regelmäßig Kondome benutzen, bzw. bei festen Partnerschaften gemeinsam einen HIV-Test durchführen würden, um danach auf Kondome verzichten zu können, würden die HIV-Neuinfektionen innerhalb von wenigen Jahren stark eingedämmt sein.

     

    Unfälle können natürlich passieren, wie zB. auch die Infektion über kontaminierte Blutkonserven. Aber der Großteil der Neuinfektionen ist doch wirklich auf Nachlässigkeit und Unkontrolliertheit zurückzuführen.

  • D
    deviant

    Ich finde, dass hier zwei Dinge besondere Beachtung verdienen:

    Erstens handelt es sich um eine Person des öffentlichen Lebens, dass sie da generell diskreter sein dürfte, weil sonst am nächsten Tag auch ohne vollzogenen GV in der BILD stünde "No Angels Nadja: Sex trotz Aids!" und so, wie in den Fällen Kachelmann oder Türck, völlig unabhängig von den eigentlichen Fakten nahezu der Maximalschaden einträte, scheint verständlich;

    zweitens trifft sie natürlich eine gewissse Schuld, aber wer ungeschützten Sex hat, ist prinzipiell mit demjenigen zu vergleichen, der auf eine NPD-Demo geht und "Schiesst den Nazis in die Hoden - deutsches Blut auf deutschem Boden" skandiert. Attribute wie "dumm" oder "lebensmüde" fallen mir da spontan ein...