Provokation: Auf die Sau gekommen
Der Künstler Lars Vilks hat eine "Judensau" gezeichnet. Und damit erneut in Schweden für Aufregung gesorgt.
In Deutschland wäre womöglich die Staatsanwaltschaft aktiv geworden. In Schweden stürmt es nur in den Feuilletons - und wie. Denn Lars Vilks hat sich mit seiner bislang nur im Internet (www.vilks.net) zu sehenden Judensau eines Bildmotivs antisemitischer Karikaturen bedient.
Lars Vilks ist kein Antisemit. Aber er provoziert gerne. Hin und wieder wurde er mit Joseph Beuys verglichen. Und mit Beuys hatte er schon vor 25 Jahren zusammengearbeitet: gegen die schwedische Bürokratie. Vilks hatte an einem einsamen Steinstrand in Südwestschonen mit dem Bau einer Skulptur aus Treibholz begonnen. Natürlich ohne den Grundstückeigentümer zu fragen. Während sich das Behörden- und Gerichtsverfahren durch die Instanzen schleppte, baute Vilks munter weiter. Kurz bevor eine rechtskräftige Beseitigungsverfügung vorlag, verkaufte er seine zwischenzeitlich auf 20 Tonnen angewachsene "Nimis" an Beuys.
Vor einigen Wochen lieferte der 62-jährige Ex-Professor für Kunsttheorie für eine Ausstellung drei Zeichnungen ab, die den Propheten Mohammed als Hund darstellten. Ein etwas verspäteter Beitrag zum Karikaturen-Streit im vergangenen Jahr. Denn natürlich sorgten seine Hunde, darunter einer, der einen Munitionsgürtel apportiert, sofort für Aufregung. "Manche verstehen eben keinen Humor", meint Vilks: "In Norwegen stelle ich derzeit ein Bild aus, auf dem Mohammed einem Juden die Kehle durchschneidet und ein Nazioffizier ihm dabei zuschaut. Da gab es gar keine Aufregung."
Dass den Mohammed-Hunden eine Judensau folgte, daran ist eine Journalistin schuld. Sie warf Vilks vor, dass er Mohammed so gezeichnet habe, obwohl ihm klar sein müsse, dass vielen konservativen Muslimen dieses Tier als "schmutzig" gelte. In ähnlicher Weise auf Juden zu zielen und eine "Judensau" zu malen, traue er sich sicher nicht. Noch am gleichen Tag tauchte die Judensau auf seiner Homepage auf. Vilks: "Sie wollte eine Judensau haben, also hat sie eine bekommen."
Die Organisation "Sekuläre Muslim in Schweden" (Semus) zog daraufhin ihr Angebot zurück, die Mohammed-Hunde auszustellen und eine Diskussionsrunde mit dem Künstler zu veranstalten: Mit seinem "zweifellos antisemitischem Zerrbild" habe Vilks "eine wichtige Grenze überschritten". Mit dem Urheber einer Judensau möchten sie als Muslim in keinen Dialog treten. Vilks dazu: "Man muss mehr als blind sein, um misszuverstehen, dass dies nur die Parodie einer Karikatur sein sollte."
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