: Proteste in Bangladesh
■ Journalist Farhad Mazahr unter Ausnahmegesetz festgenommen / Beschuldigung: „Aufwiegelung“
Dhaka (taz) – Die Verhaftung eines bekannten bangladeshischen Publizisten hat heftige Kritik in der Öffentlichkeit des Landes hervorgerufen. Nach Angaben seiner Familie war Farhad Mazahr bereits am 30. Juli von Zivilpolizisten aus seinem Büro im Norden Dhakas abgeholt worden. Begründung: Mazahr habe versucht, mit einem Artikel, den er in seiner Zeitschrift Chinta (Thought) veröffentlichte, die Hindu-Minderheit in dem mehrheitlich muslimischen Land aufzuwiegeln. Mazahr hatte über einen Streik der Hilfspolizeitruppe geschrieben, der von der Armee mit schweren Waffen niedergeschlagen worden war.
Bei der Verhaftung Mazahrs, der auch eine große, von skandinavischen Gruppen finanzierte Hilfsorganisation in Bangladesh leitet, stützten sich die Behörden auf den „Special Powers Act“. Dieses Ausnahmegesetz wurde 1974 erlassen; danach kann die Polizei jede Person 120 Tage ohne Anklage und Prozeß festhalten, die sie der Gefährdung öffentlicher Sicherheit beschuldigt.
Mazahrs Ehefrau Farida Akthar wandte sich gestern mit einer Petition an das Oberste Gericht in Dhaka und appellierte für seine Entlassung aus der Haft. Die Richter haben die Regierung aufgefordert, bis kommende Woche eine stichhaltige Begründung für die Festnahme zu liefern oder ihn freizulassen.
Farida Akthar ist selbst eine bekannte Frauenrechtlerin Bangladeshs, sie arbeitet gemeinsam mit ihrem Mann in der Organisation „Ubinig“. Sie wies die von den Behörden gegen ihren Mann erhobenen Vorwürfe als völlig unzutreffend zurück.
Mehrere Frauenorganisationen und Schriftstellergruppen haben in den letzten Tagen gegen die Verhaftung Mazahrs protestiert. Parveen Hasan, die die feministische Frauenorganisation „Naripakkha“ leitet, bezeichnete die Festnahme als „abscheulichen Akt“. „Wir verlangen die Abschaffung des Special Powers Act, weil er undemokratisch ist und von den Behörden mißbraucht wird“, sagte Hasan. Auch Journalistenverbände und politische Parteien fordern die Streichung des Gesetzes, von dem in der Vergangenheit auch Politiker betroffen waren. Ahmad Fazl
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