Proteste auch außerhalb Lhasas: Offenbar gewalttätige Demos in China

Tausende sollen sich in Gansu gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert haben. Chinesische Behörden vermeiden Angaben über tibetische Opfer.

Handyfoto eines tibetischen Studenten: Proteste unter Militärüberwachung in Gansu. Bild: dpa

BERLIN taz Am Wochenende und zum Teil noch am Montag ist es auch außerhalb der tibetischen Hauptstadt Lhasa und der "Autonomen Region Tibet" zu antichinesischen Protesten gekommen. Demonstrationen wurden aus den Provinzen Sichuan, Qinghai und Gansu aus jenen Gebieten gemeldet, die vor der chinesischen Annektion 1950 zu Tibet gehörten. Noch am Montag sollen sich im Bezirk Maqu in Gansu tausende Mönche und Tibeter gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert haben. Dies berichtete AP unter Berufung auf eine ungenannte Polizeiquelle sowie Tibeter. Selbst in Peking kam es laut Reuters zu einem Sit-in von 40 tibetischen Studenten auf dem Campus der "Zentraluniversität für Nationalitäten".

In Aba in der Provinz Gansu sollen laut der "International Campaign for Tibet" am Sonntag sieben Tibeter von der Polizei erschossen worden sein. In Ngawa in Sichuan sollen nach exiltibetischen Angaben mindestens acht Tibeter erschossen worden sein.

Der Gouverneur der tibetischen Autonomieregion, Champa Phuntsok, bestand am Montag vor der Presse in Peking darauf, dass bei den Unruhen am Freitag in Lhasa nicht auf Demonstranten geschossen worden sei. "Als der verantwortliche Offizielle kann ich Ihnen sagen, dass Schusswaffen absolut nicht eingesetzt wurden", sagte er. Damit widersprach er von internationalen Medien zitierten Augenzeugen. Auch sei seiner Meinung nach die Armee nicht eingesetzt worden, sondern erst später "zum Aufräumen" gekommen.

Chinas Verantwortliche behaupten immer wieder, die Sicherheitskräfte hätten zurückhaltend reagiert. Doch auffällig ist, dass die Regierung keine Angaben über tibetische Opfer macht. Nur die von der Exilregierung genannte Zahl von 80 Toten wird pauschal zurückgewiesen. Peking stimmte bisher auch keiner unabhängigen Untersuchung zu, wie sie Menschenrechtsorganisationen wie auch der Dalai Lama fordern. Die angebliche Zurückhaltung der Sicherheitskräfte kontrastiert mit martialischen Äußerungen. So hatte am Wochenende das offizielle Organ Tibet Daily von einer Sicherheitskonferenz berichtet, auf der ein "Volkskrieg gegen Separatisten" angekündigt wurde. Die tibetische Exilregierung im indischen Dharamsala warnte vor einem "Massaker" der chinesischen Sicherheitskräfte, sollten diese nach Auslaufen eines Ultimatums gegen mutmaßliche Demonstranten wie angekündigt mit voller Härte vorgehen. SVEN HANSEN

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.