Protest: Hörsaal bleibt besetzt
Die Osnabrücker Studierenden geben nicht auf. Sie besetzen weiter einen der größten Hörsäle ihrer Uni und ignorieren damit ein Ultimatum von Präsident Rollinger.
Gestern um zwölf Uhr passierte erst einmal nichts. Zwar war da gerade das Ultimatum abgelaufen, das Universitätspräsident Claus Rollinger den Studierenden gestellt hatte, doch die hielten weiter ihre Vollversammlung im Hörsaal ab. Wenige Minuten vor Ablauf des Ultimatums entschieden sie, den Saal weiter zu besetzen.
Draußen vor dem Gebäude rollen indes keine Polizeiautos vor. Auch sonst gibt es kein Signal dafür, dass die Universitätsleitung die Besetzung nicht mehr duldet. Stattdessen verlassen die meisten Studierenden nach und nach die Vollversammlung. Andere bleiben im Hörsaal, um über die Besetzung und über Bildungspolitik zu diskutieren.
Seit 13 Tagen besetzen die Studierenden den Saal, um ihren Forderungen nach annehmbaren Studienbedingungen Ausdruck zu verleihen. An den Wänden hängen Plakate, auf denen sie bessere Lernbedingungen und die Abschaffung der Studiengebühren fordern. "Gegen Bulimie-Lernen" heißt es auf einem. Außerdem haben die Besetzer ein Positionspapier erarbeitet, in dem sie unter anderem die Abschaffung der Studiengebühren und mehr Wahlfreiheiten im Studium verlangen.
Die meisten Studierenden stehen hinter den Besetzern. Das belegen die 3.000 Unterschriften für bessere Studienbedingungen, die innerhalb nur eines Tages an der Uni gesammelt wurden. Auch in der Vollversammlung wird das deutlich. "Ich sehe nicht die Notwendigkeit, die Besetzung zu beenden", sagt ein Student und bekommt dafür Applaus. "Dieser Raum ist ein Symbol dafür, dass wir kämpfen", ruft eine Studentin. Das scheint der Stimmung unter den Studierenden zu entsprechen. Auch wenn einige bemängeln, dass der Raum momentan nicht für Vorlesungen zur Verfügung steht. Auch Unipräsident Rollinger möchte, dass in dem Saal wieder Vorlesungen stattfinden. "Ich habe auf die Vernunft der Studierenden vertraut", sagte er gestern auf einer Pressekonferenz. Rollinger hat nicht grundsätzlich etwas gegen die Proteste der Studierenden. "Ich stimme ihnen in vielen Punkten zu", sagt er. Nicht richtig findet er die Besetzung. "Man muss wissen, wann man mit etwas aufhört", erklärt er. Wie die Universitätsleitung gegen die Besetzung vorgehen will, konnte Rollinger gestern noch nicht sagen. Die Räumung durch die Polizei sei erst die letzte Maßnahme.
Von sich aus will der Präsident aber nicht mehr auf die Besetzer zugehen. Er erwartet, dass sie mit Vorschlägen auf ihn zukommen. Tatsächlich haben die Studierenden gestern Mittag bei Rollinger angerufen, um ihm ein Gespräch vorzuschlagen. Doch da ließ die Sekretärin sie wissen, der Präsident habe gerade keine Zeit.
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